9. April 2025 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Concerto for Violin and Orchestra No. 2

Concerto for Violin and Orchestra No. 2

Das blau-gelbe Cover dieses Albums erscheint farblich bedrückend aktuell und wie ein Statement. Und doch ist es eher ein Zufall, denn das Foto stammt von der Uraufführung des Violinkonzerts am 24. Juli 2021 während des legendären Tanglewood Festivals. Es ist ein Spätwerk im besten Sinne des Wortes, denn hier musste sich der Komponist kaum mehr etwas selbst beweisen. Er schaut gleichermaßen zurück wie nach vorn, ist unabhängig von allem und jedem. Noch dazu handelt es sich um ein konzertantes Werk – weit weg von der Leinwand und den bewegten Bildern.

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #061 – John Williams 90
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Concerto for Cello and Orchestra

Concerto for Cello and Orchestra

«Are we allowed to do this?» So lautet in der Erinnerung von Yo-Yo Ma die Frage von John Williams angesichts der thematischen Gestaltung im vierten und letzten Satz seines 1993/94 entstandenen Cellokonzerts. Ein selbst nach Jahrzehnten noch immer interessanter Diskurs zwischen Komponist und Interpret – den ich allerdings eher in die 60er oder 70er Jahre verortet hätte, als der musikalische «Fortschritt» noch gänzlich von der Avantgarde diktiert wurde. Diese Zeit war jedoch in den 90ern vorüber, als musikalische «Nebenwege» plötzlich wieder Gehör fanden und die Melodie, der Gesang wiedergefunden wurde.

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #061 – John Williams 90
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Spotlight on John Williams

Spotlight on John Williams

Dieses Album ist kein Leichtgewicht. Zwar wurden auch hier (wie bei vielen anderen älteren oder aktuellen Veröffentlichungen) zahlreiche Highlights aus den besten Kinoknüllern eingespielt, und doch hat man auf einige der ganzganz großen Nummern verzichtet. Mich hat das zunächst irritiert. Und doch stimmt der Titel in ganz anderer Weise: Ein «Spotlight» richtet sich nicht auf jene allgegenwärtigen Scores, sondern eben auf die Fülle der Stile, durch die John Williams spricht, manchmal gar wie ein komponierendes Chamäleon. An diesem Doppelalbum wird aber auch rasch klar, welchen Instrumenten und natürlich auch Komponisten(!)

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #061 – John Williams 90
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Tuba Concerto

Tuba Concerto

John Williams gehört fraglos zu jenen Komponisten, von denen nur ein Teil des gesamten Schaffens bekannt ist. Fast ergeht es ihm so wie einst Carl Czerny – der erst am Ende seines Lebens erschrocken bemerkte, dass ihn alle Welt nur wegen seiner Etüden kennen würde; seine Sinfonien und Streichquartette (missing links aus dem 19. Jahrhundert) blieben ungedruckt liegen und werden erst jetzt wiederentdeckt. Bei Williams steht die Sache etwas anders. Wikipedia verzeichnet einen Katalog von konzertanten Werken (allein zwölf veritable «Concerts»), während man allerlei Hymnen und Fanfaren als Gelegenheitsarbeiten einstufen

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #061 – John Williams 90
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The Berlin Concert

The Berlin Concert

Um es gleich vorweg zu nehmen: Die Atmosphäre dieses Konzertmitschnitts als ein wirklicher Live-Event ist weder bei Spotify noch auf anderen Streaming-Plattformen so zu erleben wie auf dieser Doppel-CD. Nur hier gibt es den begeisterten Applaus der Fans, nur hier sind einige der persönlichen Geschichten und Geschichtchen zu hören, mit denen der Großmeister des Hollywoodfilms knapp vor seinem 90. Geburtstag mit Sympathie und Frische durch das Programm führte. Und man wird wirklich überrascht: Denn dieses Konzert vom Oktober 2021 stellt zugleich den ersten Berlin-Besuch von John Williams dar. Wer hätte

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #061 – John Williams 90
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Ukrainian Piano Quintets

Ukrainian Piano Quintets

So leicht man sich heute tut mit nationalen Identitäten, die im 19. Jahrhundert gewachsen sind und in staatliche Strukturen mündeten, so schwer fällt dies für viele Kulturen im östlichen Europa, die durch das russische Zarenreich und danach nochmals im Stalinismus unterdrückt wurden. Erst die unverhoffte späte Selbstbestimmung seit den 1990er Jahren führte zum Anknüpfen an ältere Traditionen und damit auch zur Suche nach dem eigenen Erbe und eigenen Ausdrucksmöglichkeiten. Dass diese Suche nicht erst seit Februar 2022 bedroht wird, zeigt sich aktuell am breiten Strom des Dnipro, aber auch in

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #059 – Klavierkammermusik
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Anders Eliasson

Anders Eliasson

Seit seinem Tod vor nunmehr zehn Jahren ist es um Anders Eliasson (1947–2013) und seine Musik still geworden. Offensichtlich hat ihn das fragwürdige Schicksal vieler zeitgenössischer Komponisten erreicht: Um «sichtbar» zu sein, muss in der Regel fortwährend die Werbetrommel gerührt und das Interesse mit immer neuen Werken wach gehalten werden. Posthum das Œuvre präsent zu bewahren, ist nahezu unmöglich – und so bedarf es immer einer besonderen Initiative, wieder etwas hervorzuholen und vielfach überhaupt publik zu halten. Auch bei diesem Album, das nach fünf (!) Jahren wieder Aufmerksamkeit für Werke

Teil 2 von 4 in Michael Kubes HörBar #057 – Sinfonisches
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Eloïse Bella Kohn

Eloïse Bella Kohn

Große Werke fordern Konzentration. Und so ist es wohl auch kein Wunder, dass als Ergebnis von Lockdown und Konzertpause bei einigen Pianisten und Pianistinnen der Wunsch Realität wurde, sich grundsätzlich einmal mit Bachs «Opus summum», der Kunst der Fuge BWV 1080, gedanklich wie interpretatorisch auseinander zu setzen – einem Werk freilich voller Rätsel: angefangen bei der Frage der Abfolge der mit «Contrapunctus» überschriebenen Sätze und der ergänzenden Canones, endend mit dem Geheimnis um die Quadrupel-Fuge (zugespitzt formuliert: ob Bach sie doch schon vollendet hatte oder über ihr tragisch verschied). Aufführungspraktisch

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #056 – Kunst der Fuge
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Páll Ragnar Pálsson

Páll Ragnar Pálsson

Dass es nicht immer eines digitalen Sounddesigns bedarf, um ungehörte Klänge oder neue Spektren in einem sich komplex entwickelnden akustischen Raum zu erschaffen, belegt Páll Ragnar Pálsson (geb. 1977) höchst eindrücklich. Die auf diesem Album versammelten Kompositionen stammen aus den Jahren zwischen 2011 und 2018 und reflektieren die unterschiedlichen Erfahrungen, die Pálsson sowohl in der Freiheit der isländischen Indie-Szene gesammelt hat, wie auch die in den eher akademischen Zirkeln während seiner Studienzeit in Tallinn (Estland). Bei den fünf Werken handelt sich nahezu durchwegs (und das ist durchaus signifikant) um Partituren

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #055 – Island
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Viktor Orri Árnason

Viktor Orri Árnason

Es gab Zeiten, in denen wurden Landschaften, mitunter gar ganze Welten in Sinfonien entworfen – in einem wundervollen Spagat zwischen traditioneller Gattung und persönlicher Ausdeutung. Entstanden sind dabei Partituren von Weltrang, die noch immer faszinieren, die zum Nachdenken oder Träumen anregen, zu Tränen anrühren. Im hochmusikalischen Norden hat es wohl allein Finnland geschafft, sich rechtzeitig aus der stilistischen Falle der Nationalromantk zu befreien – ausgerechnet im überlangen Schatten von Sibelius. Auf Island musste man sich gar nicht erst absetzen: Das Land war terra incognita – und Jón Leifs gelang es

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #055 – Island
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Anna Thorvaldsdottir

Anna Thorvaldsdottir

Oft genug ärgere ich mich über CD-Produktionen, bei denen zwischen den Sätzen eines Werkes keine atmenden Pausen gesetzt wurden, gelegentlich sogar unterschiedliche Kompositionen dicht gepackt aufeinanderfolgen. Wenn dies geschieht, dann ist es nicht nur eine Fahrlässigkeit gegenüber dem jeweiligen Komponisten, sondern mehr noch gegenüber dem geneigten Hörer, der aus jedem Live-Konzert ganz anderes gewohnt ist. Was waren das für Zeiten, als einige Labels am Ende eines Albums noch bis zu einer Minute in sich ruhender «Stille» mit auf die CD packten – nur um zu vermeiden, dass der Laser nach

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #055 – Island
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Jóhann Jóhannsson

Jóhann Jóhannsson

Wenn ein solches Album bei der Deutschen Grammophon erscheint, dann deutet das auf mindestens eine Eigenschaft der Musik hin: Entweder sie gehört zum unumstößlichen Standardrepertoire, sie wird von weltweit unangefochtenen Interpreten gedeutet – oder sie ist irgendwie «hip»beziehungsweise wendet sich an die Gruppe der Hipster. Nun gehöre ich wahrlich nicht zu den Letztgenannten (ich interessiere mich zum Glück auch für Geschichte, aus der man zumeist sehr wohl lernen kann); vielleicht fehlen mir daher die «richtigen» Kategorien, nach denen (nicht nur) dieses Album zielgruppengerecht zu bewerten ist. Allein die Art der

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #055 – Island
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