31. März 2025 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Mozart & Salieri / Hervé Niquet

Mozart & Salieri / Hervé Niquet

Am Ewigkeitssonntag endet die «Stille Woche» – und damit auch diese Hörbar, diesmal programmatisch mit dem Schwerpunkt auf Mozarts Requiem (und dem, was auf den Alben an interessanten Kopplungen angeboten wird). Auch wenn nicht die Frage im Mittelpunkt stand, welche Fassung auf den Pulten lag, kommt man heutzutage nicht mehr drum herum, auch darauf einzugehen. Längst ist die Süßmayr-Fassung nicht mehr selbstverständlich – aus naheliegenden Gründen, und doch oftmals kaum mit einer wirklichen Verbesserung verbunden. Wer wagt es, Tonsetzer oder Dirigent, mit eigenen Versuchen sich stilsicher ins späte 18. Jahrhundert

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #102 – Mozart. Requiem
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Mozart & Paisiello / Julien Chauvin

Mozart & Paisiello / Julien Chauvin

Wer sich beim Anhören dieses Albums etwas verwundert am Ohrläppchen zupft, hat vermutlich keine Notiz vom Kleingedruckten auf dem Cover oder anderen in Klammer gesetzten Angaben genommen. «Paris 1804» steht da – Ort und Jahr verweisen nicht nur auf die erste Aufführung von Mozarts Requiem in Frankreich am 21. Dezember 1804 in Saint Germain l’Auxerrois unter der Leitung von Luigi Cherubini, sondern auch auf die dafür erstellte Bearbeitung, die lange Zeit fortlebte. Sie reflektiert die aufführungspraktischen Voraussetzungen vor Ort, Ästhetik und Geschmack der Zeit, verzichtet ab dem Lacrimosa auf ganze

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #102 – Mozart. Requiem
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Mozart / Michael Ostrzyga

Mozart / Michael Ostrzyga

Es gibt nur wenige unvollendete Werke, die so sehr die Neugier der Kenner und Liebhaber wie auch die Kreativität von Komponisten und (nach)denkenden Musikern angeregt haben wie Johann Sebastian Bachs Kunst der Fuge (BWV 1080) und das Requiem (KV 626) von Wolfgang Amadeus Mozart. In beiden Fällen führten frühe Rezeptionszeugnisse in eine Nebelbank aus Halbwahrheiten und Legenden, aus der dann diese Kompositionen wiederum mit einem recht eigenen Nimbus emporstiegen. Und so haben sich bereits mehrere Tonsetzer an die «Vollendung» von Mozarts letztem großen Werk gemacht; darunter Joseph Eybler, der wohl

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #102 – Mozart. Requiem
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Mozart / Pandolfis Consort

Mozart / Pandolfis Consort

Es war nicht das erste Mal, dass große Sinfonik, eine Oper oder ein Oratorium für Streichquartett arrangiert wurde. Und doch hat die hier eingespielte Bearbeitung von Mozarts Requiem einen ungewöhnlichen Hintergrund: Sie war nicht für die nimmersatte Wiener Hausmusik in den ersten Dekaden des 19. Jahrhunderts bestimmt, sondern wurde von Peter Lichtenthal (1778–1853) um 1830 in Mailand(!) angefertigt mit dem Bestreben, Mozart und seine Werke bekannt(er) zu machen. Dass Lichtenthal in Italien dafür ausgerechnet an das Streichquartett dachte, sagt freilich mehr über seine eigene musikalische Sozialisation aus als über die

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #102 – Mozart. Requiem
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Mozart / Philippe Herreweghe

Mozart / Philippe Herreweghe

Nicht mehr lange, und diese Aufnahme ist bereits 30 Jahre alt. Dass sie dennoch den Weg in die Hörbar gefunden hat, ist nicht allein der letzten Wiederveröffentlichung geschuldet, sondern auch ihrer nun schon «klassisch» anmutenden Interpretation. Sie hält sich an die seit dem 19. Jahrhundert tradierte und zur Hörgewohnheit gewordene Süßmayr-Fassung, bringt aber mit dem Klang und der historisch informierten Aufführungspraxis ein neues Element hinein, ohne sich in Spielereien, Manierismen Exaltiertheiten zu verlieren. Noch ist die Liste der mitwirkenden hervorragenden Solist:innen nicht von gestern; sie bilden aber (und das ist

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #102 – Mozart. Requiem
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Jarrett – CPE Bach: Württembergische Sonaten

Jarrett – CPE Bach: Württembergische Sonaten

… Das scheint wohl hier die Kunst des Pianisten Jarrett, selbst hinter der Darstellung zu verschwinden. Es  interessiert nicht „der“ Jarrett dabei. Es  interessiert nicht „der“ Jarrett dabei. Was will man eigentlich mehr herausziehen aus so einer Realisation einer Musik, die genaugenommen eine Ausfahrt aus ihrer Zeit war in eine Richtung, so eigenartig und doch sozialgeschichtlich und ästhetisch verankert, dass selbst ein Blick in den kompositorischen Rückspiegel nur schemenhaft die Landschaft andeutet, aus der sie hervorging. …

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José Castel / Streichtrios

José Castel / Streichtrios

Was für eine schöne Idee, die drei Grundfarben Gelb, Rot und Blau auf das Cover zu setzen und mit jeder übernächsten Doppelseite durch einen markanten Pinselstrich neu zu mischen. Ähnlich ist es im Streichtrio mit der Besetzung Violine, Viola und Violoncello, die sehr offen klingt – keine vierte oder fünfte Stimme füllt oder verstärkt. Wirklich alles in der Faktur muss genau erwogen sein und ausgewogen werden, auch wenn sich (gleich dem Streichquartett oder Klaviertrio) ständig neue Konstellationen ergeben können. So auch bei José Castel (1737–1807) und seinen um 1785 in

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #092 – Spanien
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Boccherini / Symphonies op. 35

Boccherini / Symphonies op. 35

Heute erreicht man die Metropolen der iberischen Halbinsel schnell und – im Verhältnis zum hinterlassenen «Klima-Abdruck» – zu billig. In dem für Künstler und Musiker reisefreudigen 18. und 19. Jahrhundert lagen Spanien und Portugal allerdings weit abseits der üblichen Routen. Noch heute stehen dem raschen Landweg die Pyrenäen im Weg, früher musste meist eine Schiffspassage gebucht werden (über das Mittelmeer oder durch die gefährliche Biskaya). Warum es den jungen Luigi Boccherini als aufstrebenden Komponisten und Virtuosen auf dem Violoncello nach ersten Erfolgen in Italien, Wien und Paris ausgerechnet in diesen

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #092 – Spanien
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Sebastian George / A Lifelong Journey

Sebastian George / A Lifelong Journey

Dieses Album ist eine Rarität. Das betrifft zunächst das Label Perfect Noise aus Waldenbuch (vor dort kommt auch die quadratische Schokolade her), vom dem ich bisher rein nichts gehört hatte. Dabei offenbaren nicht erst die jüngsten Produktionen, mit wie viel Engagement hier Schätze produziert werden – Schätze, die es in sich haben, interpretiert von Künstlern und Ensembles, die eine Bleibe für die Ergebnisse und Erkenntnisse ihrer Entdeckungsreisen gefunden haben. So auch das in Köln beheimatete, international besetzte Ensemble Altera Pars, das sich nicht das erste Mal beim Graben nach unerhörtem

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #091 – Reisezeit
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Haydn / Paavo Järvi

Haydn / Paavo Järvi

Sieht man einmal von dem ambitionierten Projekt «Haydn2032» ab, so sind Einspielungen der Sinfonien Joseph Haydns nach wie vor rar. Um seine frühen Werke wird ein großer Bogen gemacht, bei den mittleren stehen nur die vom «Sturm und Drang» geprägten Partituren hoch im Kurs. Selbst die aus Paris bestellten Kompositionen (Nr. 82–87) stehen nach den insgesamt zwölf für und in London entstandenen Werken (Nr. 93–104) hinten an. Denn die «Londoner» Sinfonien stellen in mehrfacher Hinsicht einen Höhepunkt dar: in Haydns sinfonischem Schaffen (sie bilden dort ohnehin den Schlusspunkt), für das

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #090 – Sinfonisches
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Haydn News / Nuovo Aspetto

Haydn News / Nuovo Aspetto

Selten ist mir in letzter Zeit ein so originelles und noch dazu inhaltlich gut aufgearbeitetes Booklet begegnet. Nun könnte man meinen, Haydn News würden sich leicht und bequem an die Frau oder den Mann bringen lassen. Doch das ist ein voreiliger Kurzschluss: Noch immer wird diesem Großmeister viel zu wenig Beachtung geschenkt – auch weil er viel zu selten mit der ganzen Breite seiner Musik präsent ist (wann haben Sie zuletzt etwa eine seiner mittleren Sinfonien live gehört?). Genauso voreilig ist aber auch der Gedanke, die hier eingespielten Bearbeitungen (bis

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #089 – Premiere Recordings
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Adrian Tully / Reflections

Adrian Tully / Reflections

Das Saxophon kann zwar auf eine lange, im Vergleich mit anderen Instrumenten aber doch nur kurze Geschichte zurückblicken. Zunächst für die Militärmusik erfunden, zog es zwar bald in die Kunstmusik ein. Und doch blieb es in all seinen Bauvarianten immer eine Art Sonderling im Orchester wie auch in der Kammermusik, während es aus dem Jazz nicht mehr wegzudenken ist. Vor diesem Hintergrund gilt es auch den Werkbestand zu bewerten: ein Repertoire, das sich erst im 20. Jahrhundert mit jeder Dekade zusehends erweiterte. Für ältere Epochen sind also Bearbeitungen oder Transkriptionen

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #088 – Saxophon
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