20. April 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Haydn / Sinfonien Vol. 27

Haydn / Sinfonien Vol. 27

Nach einigen Jahren der erzwungenen Pause (Chefdirigent Thomas Frey musste wegen eines fatalen Unfalls am Ende den Taktstock gänzlich aus der Hand legen) geht es nun mit Folge 27 bei der Gesamteinspielung der Sinfonien von Joseph Haydn in zügigen Schritten auf die Zielgerade. Die Fortsetzungen werden vermutlich rasch Schlag auf Schlag folgen – auf der Homepage der Heidelberger Sinfoniker sind für März und Mai 2023 die abschließenden Aufnahmesitzungen für den Schlussspurt (Vol. 33–35) angekündigt. So tragisch der Einschnitt, so erfreulich ist die Wiederaufnahme, die unter dem neuen künsterischen Leiter Johannes

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Mozart / Beginning & End

Mozart / Beginning & End

«Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne» – so heißt es bei Hermann Hesse, und diese Worte treffen auch auf diese, ich möchte sagen: sensationell unspektakuläre Einspielung zu. Sie ist der Auftakt zu einer (man mag es dieser schnelllebigen Zeit kaum glauben) Gesamteinspielung (!) aller Mozart-Sinfonien, die bereits in der ersten Folge für alles Weitere Maßstäbe setzt. Denn das Ensemble il pomo d’oro zeigt sich unter der Leitung von Maxim Emelyanychev als geradezu idealer, wandlungsfähiger Klangkörper für die so unterschiedlichen Kompositionen zwischen leichter Feder und erhabenem Ernst, zwischen geschmeidig-galanten Linien

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Anna Zhitnukhina

Anna Zhitnukhina

Ein Album, dass unbedingt gehört werden muss. Nicht nur wegen der Musik (Haydn bleibt auch in diesen mit leichter Hand für London 1784 geschriebenen Divertimenti immer originell), und auch nicht wegen der Interpretation (sie ist in jeder Weise äußerst ansprechend und zeigt die auf hohem Niveau bestens unterhaltende Musik von ihrer allerschönsten Seite). Maßgeblich ist die Entscheidung, sich nicht für oder gegen ein historisches oder modernes Instrumentarium entschieden zu haben. Noch vor ein paar Jahren wäre es wohl eine Gretchenfrage gewesen, inzwischen aber sind die Grenzen aufgehoben: Da werden zeitgenössische

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Gaby Pas-Van Riet

Gaby Pas-Van Riet

Zwar sollte man alte Formulierungen nicht nach Jahrhunderten wörtlich in das aktuelle Hochdeutsch übernehmen – in diesem Fall greift aber irgendwie dann doch jene Wendung, die einst Carl Friedrich Zelter gegenüber Goethe für den zunächst in Rheinsberg, dann in Berlin und für einige Monate auch in Tallinn tätigen Waldhornisten, Dirigenten und Komponisten Georg Abraham Schneider (1770–1839) gefunden hat: Dieser habe «eine Menge artiger Stücke componiert». Eigentlich wäre dem kaum etwas hinzuzufügen, denn die vorliegende Einspielung von gleich drei Flötenkonzerten ist eindeutig als «artig» zu bezeichnen: im Sinne von manierlich und

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Paul Wranitzky

Paul Wranitzky

Noch vor mehr als drei Jahrzehnten kam die auf LP veröffentlichte Einspielung mit der so genannten «Revolutions-Sinfonie» einer kleinen Sensation gleich. Inzwischen scheint das Œuvre von Paul Wranitzky (1756–1808) nicht mehr ganz so exotisch zu sein – jedenfalls sind zuletzt verschiedentlich Produktionen vorgelegt worden, die das Kennenlernen bequemer ermöglichen, auch wenn nicht immer alles von gleichbeliebender interpretatorischer Qualität ist. So kann man etwa mit der Einspielung von Sinfonien durch das Czech Chamber Philharmonic Orchestra, die bei Naxos aktuell bei Volume 4 angelangt ist, nicht recht glücklich werden. Das wirkliche Potential

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Michael G. Fischer

Michael G. Fischer

Natürlich ist das klassische Klavierquartett nicht ohne Mozart zu denken – sowohl in g-Moll (KV 478) wie auch in Es-Dur (KV 493). Diese Werke aus den Jahren 1785/86 waren zwar zunächst nicht sonderlich erfolgreich, doch haben sie kräftige Spuren in der Musikgeschichte hinterlassen. Von diesen Spuren profitiert auch das Opus 6 von Michael Gotthard Fischer (1773–1829). Er war ein Komponist, der kein großes schöpferisches Erbe hinterlassen hat, aber (ausgebildet von Johann Christian Kittel) in Erfurt das Musikleben seiner Zeit maßgeblich mitbestimmte. Dass sich Fischer ab 1810 kompositorisch offenbar auf die

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Beethoven 6–9 / Savall

Beethoven 6–9 / Savall

Immer noch – oder schon wieder? Angesichts einer weiteren Einspielung der Sinfonien von Ludwig van Beethoven darf man sich diese Frage schon stellen. Was gibt nicht alles der Plattenschrank an Aufnahmen her, was lässt sich nicht darüber hinaus an unzähligen Produktionen im Streaming finden (mit dem auf Werkdaten basierenden Katalog bei idagio.com noch immer am leichtesten anzusteuern und aufzurufen). Und Jordi Savall gehört sicherlich nicht zu den Dirigenten, die einem bei diesen Dauerbrennern des Repertoires sofort einfallen. Hat hier die nun schon über 80 Lenze zählende Ikone der historischen Aufführungspraxis

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Haydn / Giovanni Antonini

Haydn / Giovanni Antonini

Frisch und frech geht es in die nun schon elfte Runde der sich kontinuierlich erweiternden Gesamteinspielung der Sinfonien Joseph Haydns. Bis 2032 sollen dann alle Werke vorliegen, dazu noch die eine oder andere instruktive Ergänzung aus anderen Gattungen oder von zeitgenössischen Komponisten, auf die sich Haydn bezog, oder die sich auf Haydn bezogen. Und wer zunächst etwas skeptisch auf den bis dahin stehenden Editionsplan blickte, der dürfte sich inzwischen schon die Augen gerieben haben. Ja, solch’ große und langfristig angelegten Projekte sind auch im fortschreitenden 21. Jahrhundert möglich – und

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Beethoven / Gianluca Cascioli

Beethoven / Gianluca Cascioli

Während viele Labels bereits zum weitgehend ungehört gebliebenen Beethoven-Jahr 2020 ihre vollen Archive geöffnet hatten – Boxen über Boxen türmten sich auf –, geht das französische Label harmonia mundi einen eigenen Weg: Es beschreitet den Pilgerpfad zwischen den Jubiläen 2020 und 2027 mit einem langen Atem und aktuellen Neuveröffentlichungen unterschiedlichster Couleur, die am Ende wohl ein großes Ganzes ergeben sollen. Und so erscheinen in schöner Gleichmäßigkeit Einspielungen, die nicht nur die Hauptwerke des Bonner Genies präsentieren, sondern auch Zeitgenossen und Nebenwege. An vielen diesen Alben kann man wirklich seine Freude

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Mozart / Richard-Hamelin

Mozart / Richard-Hamelin

Ein Album, das hochinteressant ist – auch weil es aufführungspraktisch den unbequemen Platz zwischen den Stühlen einnimmt. Da wäre zunächst das im kanadischen Québec beheimatete Orchester Les Violons du Roy. Im Jahre 1984 von Bernard Labadie gegründet, hat es von Anbeginn einen Weg verfolgt, den man noch vor zwei Jahrzenten beim Orchester des SWR in Stuttgart unter der Leitung von Roger Norrington als «The Stuttgart Sound» feierte: ein crossover in performing practice. Denn für eine historisch informierte, mehr noch: kluge Interpretation bedarf es nicht zwingend eines alten oder nachgebauten Instrumentariums,

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Mozart / Pashchenko

Mozart / Pashchenko

Wie so viele Alben bleibt auch dieses Informationen darüber schuldig, aus welchen Gründen nun genau die Werkeauswahl erfolgte, welche dramaturgischen Überlegungen zur vorliegenden Koppelung führten. Dabei würden wohl kaum gewichtige Interna oder allzu pragmatische Erwägungen den Weg in die Öffentlichkeit finden, wohl aber dürfte ein offen gelegter Hintergrund den langfristigen Wert einer Einspielung erhöhen. Nahezu selbstverständlich ist dies bei den Konzept-Alben geworden, die man ansonsten in der Auswahl der (meist) einzelnen Sätze oftmals der puren Willkür bezichtigen könnte, wenn nicht gerade die originalen Werkbezeichnungen des Weg weisen. Aber vielleicht sprechen

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Benda / Shelley

Benda / Shelley

Man könnte Howard Shelley mit Blick in seine umfassende und alle Ecken des Repertoires ausleuchtende Diskographie fraglos auch als «Mr. Piano Concerto» bezeichnen. Zahlreiche Aufnahmen hat er für die mit immer wieder neuen Entdeckungen aufwartende, noch lange nicht abgeschlossene und doch schon legendäre Reihe «Romantic Piano Concertos» aufgenommen. Seit ein paar Jahren nimmt er nun auch exklusiv für die ebenfalls bei Hyperion erscheinende Serie «The Classical Piano Concerto» auf. Unermüdlich pflügt Shelley dabei durch die Noten – Steibelt, Kozeluch, F.X. Mozart, Dussek, Cramer und nun auch Georg Benda (1732–1795). Mit

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