Und so finden sich nicht nur stilistisch sehr unterschiedliche Kompositionen, sondern in den 6 x 2 Kombinationen ein großes Stück Musik- und Interpretationsgeschichte – und zwar nicht nur für die Kenner und Liebhaber der Harfe. Allein die paarige Aufzählung mutet wie ein Who’s Who an: Krenek und Nicanor Zabaleta (1907–1993), Cras und Pierre Jamet (1893–1991), Casella und Clelia Gatti Aldrovandi (1901–1989), Caplet und Micheline Kahn (1889–1987), Britten und Osian Ellis (1928–2021), Heinz Holliger und Ursula Holliger (1937–2014). Hintergründe und Kontexte werden in der sachkundigen Einführung (Booklet) von Eckhard Weber erläutert. Julia Wacker wiederum scheut auf ihrem Instrument keine Fußarbeit mit den chromatisierenden Pedalen. Die lässt selbst Kreneks dodekaphone Sonate in ihren traditionellen Gesten natürlich fließen, gestaltet Formverläufe mit Übersicht und den Moment wie improvisiert – deutlich hörbar in Holligers herausfordernder Komposition. Eine Interpretation, die Ohren öffnet.
Julia Wacker. Widmung
Ernst Krenek. Sonata for Harp op. 150 (1955); Jean Cras. Deux impromptus pour harpe (1925); Alfredo Casella. Sonata per arpa op. 68 (1943); André Caplet. Divertissements pour la harpe (1924); Benjamin Britten. Suite for Harp op. 83 (1969); Heinz Holliger. Präludium, Arioso und Passacaglia (1987)
Julia Wacker (Harfe)
ARS 38 626 (2021)