29. März 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
André Caplet / 1923

André Caplet / 1923

Dass 1923 nicht allein das Jahr des Aufbruchs für die angeblich «goldenen» 20er Jahre war, lehrt der Blick in die Geschichtsbücher. Es war ein Jahr, das in jener Dekade erstmals den Abgrund sichbar machte – einen Abgrund, der im Folgenden umso lauter weggejazzt und übertanzt werden sollte; man denkt sofort an die mittlere Tafel des 1927/28 entstandenen Großstadt-Triptychons von Otto Dix mit Jazzband und Shimmy-Tänzern. Weniger bekannt sind die dunkleren Seitentafeln mit ihren Straßenszenen, allzu «leichten» Frauen und Kriegsversehrten. Wer bei dem vorliegenden Album ein weiteres Mal den «wilden Sound

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Maria Stange / Solo

Maria Stange / Solo

Die Einspielung ist so direkt in der Abbildung des Tons, dass man unversehens eine ganze Menge über das Instrument, die zahlreichen Varianten der Zupfens und die damit verbundenen Klangfarben lernt. Fast könnte man von einer enzyklopädischen Schau sprechen, hört man unter dieser Perspektive etwa die herausragende frühromantische Fantasie von Louis Spohr, an der auch das Jahr der Entstehung (1807) verblüfft, das à l’espagnole aus den zwei Divertissements (1924) von André Caplet, oder auch die Scintillation von Carlos Salzedo – ein Werk, das wegen seiner extremen aufführungspraktischen Herausforderungen unter Harfenistinnen und

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Julia Wacker / Widmung

Julia Wacker / Widmung

Dieses Album bleibt seinem Konzept von der ersten bis zur letzten Note treu. Was auf dem Titel zunächst recht beliebig anmutet, entpuppt sich rasch als eine keinesfalls mit leichter Hand gestrickte Folge leichtgängiger Raritäten – ganz im Gegenteil handelt es sich um eine durchdachte Dramaturgie. Und wer genauer hinsieht (und bitte, es lohnt sich!), wird ein großes Vergnügen daran haben, was Julia Wacker hier eingespielt hat. Alle versammelten Kompositionen vereint die Zueignung an herausragende Solisten, die teilweise den Komponisten spieltechnisch beratend zur Seite standen oder zumindest ihre Interpretation zu diskutieren

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Polyphonia Ensemble Berlin

Polyphonia Ensemble Berlin

Drei Werke aus drei Komponistengenerationen – und doch entstanden die Partituren innerhalb eines einzigen Jahrzehnts. Mehr aber noch handelt es sich in jedem einzelnen Fall um eine Rarität: im Repertoire, im Konzertsaal, auf CD. Das sich unkompliziert nach allen Seiten hin für seltene Besetzungen erweiternde Polyphonia Ensemble Berlin (es besteht aus Mitgliedern des Deutschen Symphonie-Orchesters) macht auf diesem Album seinem Namen und seiner Flexibilität alle Ehre. Musikalisch geht der Blick zurück ins Paris der Zeit um 1900 – großformatig mit dem Dixtuor von Théodore Dubois (1837–1924), tänzerisch mit zwei Sätzen

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