27. April 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Georg Philipp Telemann & Johann Melchior Molter. Flute and Oboe Quartets

Georg Philipp Telemann & Johann Melchior Molter: Flute and Oboe Quartets

Dass die eingespielten Telemann-Quartette unautorisierte Bearbeitungen aus dem Jahre 1752 sind: geschenkt. Denn der Pariser Verleger Le Clerc wusste sehr wohl, was er tat, als er die aus frühen Eisenacher Zeiten (bis 1712) stammenden Werke arrangierte. So groß muss einst der Telemann-Hype gewesen sein! Wer aber noch immer vom „Polygraphen“ spricht, der sollte die Werke mit denen des eine halbe Generation jüngeren Molter vergleichen, die den Weg zur Empfindsamkeit deutlich weniger originell beschreiten. Die Camerata Bachiensis musiziert stilistisch angemessen und angenehm unaufgeregt. Unverständlich, warum ein deutschsprachiger Booklet-Text nur in englischer

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Josef Rheinberger. Liederbuch für Kinder op. 152

Josef Rheinberger: Liederbuch für Kinder op. 152

Einfach im Tonfall, naiv bis geistreich im Text. Große Kunst darf in diesen 30 Liedern nicht erwartet werden, wohl aber gelingt der Blick in die gutbürgerliche Kinderwelt des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Kulturhistorisch bemerkenswert. Ob es eine Fortsetzung mit Liedern von Carl Reinecke geben wird? Josef Rheinberger. Liederbuch für Kinder op. 152 :: Studentinnen des Vorarlberger Landeskonservatoriums, Philipp Heiß (Klavier) :: Ars Production ARS 38 553 (2018)

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Franz Schubert. A Sentimental Moment :: Duo Morat-Fergo

Franz Schubert: A Sentimental Moment :: Duo Morat-Fergo

Biedermeierliche Hausmusik vom Feinsten. Auch wenn die Walzer, Impromptus und Moments musicaux von Raoul Morat und Christian Fergo selbst für Gitarre arrangiert wurden, wirkt alles doch verblüffend authentisch. Wie das bei einzelnen Liedern schon länger diskutiert wird, wurden hier ausgewiesene Klavierwerke erstaunlich souverän und treffend für die historische Wiener Gitarre adaptiert. Eine Lust. Franz Schubert. A Sentimental Moment :: Duo Morat-Fergo :: Challenge CC72791 (2018)

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Leopold Koželuch, Cantata for the Coronation of Leopold II (1791) :: Solisten, Martinů Voices, Prague Symphony Orchestra, Mark Štilec ::

Leopold Koželuch, Cantata for the Coronation of Leopold II (1791)

Gelegenheitswerke wie die Krönungskantate von Koželuch haben es schwer, werden sie doch kaum einmal ernsthaft ausgegraben und wiederbelebt. Auch dieser Partitur hat man einen Bärendienst erwiesen: im Text unverständlich artikuliert, instrumental weitgehend uninformiert gespielt, das Continuo-Cembalo drängt sich gar akustisch auf. Ein Live-Mitschnitt für die Sammlung – mehr nicht. Leider. Leopold Koželuch, Cantata for the Coronation of Leopold II (1791) :: Solisten, Martinů Voices, Prague Symphony Orchestra, Mark Štilec :: Naxos 8.573787 (2017)

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Café Zimmermann :: Werke u.a. von A. Vivaldi, J.S. Bach, Ch. Avison, C.P.E. Bach

Café Zimmermann :: Werke u.a. von A. Vivaldi, J.S. Bach, Ch. Avison, C.P.E. Bach

Manche CD-Box zeigt unerbitterlich, wie die Zeit vergeht. In diesem Fall ist es eine ansehnliche Sammlung von 16 CDs, die zum 20-jährigen Bestehen von Café Zimmermann erschienen ist. Einst im Umkreis der Basler Schola Cantorum gegründet, machte das Ensemble gleich mit seiner ersten Veröffentlichung Furore und erlebte den Durchbruch: Johann Sebastian Bach. Concerts avec plusiers instruments I. Zu den konzertanten Werken mit Cembalo, Violine oder Oboe sowie den Brandenburgischen Konzerten gesellten sich bald noch die Ouvertüren hinzu – ein Großprojekt, mit dem sich die Musiker fanden, das mehrere Jahre und

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Pictures at an Exhibition :: Fauré Quartett

Pictures at an Exhibition :: Fauré Quartett

Wer Mussorgskis Bilder einer Ausstellung durchhören will, wird zunächst mit ei­ner fünfteiligen Folge von Stücken aus der Feder von Sergej Rachmaninow über­rascht: Was hier aus den Études-Tableaux (op. 33 und op. 39) ausgewählt und für Klavierquartett bearbeitet (eher: instrumentiert) wurde, hat nicht nur Charak­ter, sondern kleidet die Piècen in ein bezaubernd poetisches Klanggewand. Ein Vorteil mag sicherlich sein, dass sie lange nicht so bekannt sind wie die „Bilder“, sei es in der originalen Fassung für Klavier, sei es in der von Maurice Ravel so kongenial besorgten Orchestrierung. Was Dirk Mommertz

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Carl Stamitz. 10 Symphonies :: Ensemble Amadeus

Carl Stamitz: 10 Symphonies :: Ensemble Amadeus

Eine Produktion, die wieder einmal vor Augen führt, dass es keiner x-ten Einspie­lung einer beliebigen Beethoven-, Mahler- oder Schostakowitsch-Sinfonie bedarf, sondern einer gründlichen Auseinandersetzung mit den Werken der Mannheimer Schule und ihres Umfeldes. So blieb es einem semiprofessionellen(!) Orchester aus dem sächsischen Südwesten vorbehalten, gleich zehn Sinfonien von Carl Stamitz auf zwei prall gefüllten CDs als „World Premiere Recording“ vorzulegen. In Anbetracht der Pioniertat über kleinere Wackler und Unsicherheiten zu sprechen, wäre beckmesserisch. Vielmehr ist das präsente interpretatorische Engagement her­vorzuheben, das andere bisher haben grundsätzlich fehlen lassen – vermutlich aus

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The Party. Ensemble for the Romantic Century

The Party: Ensemble for the Romantic Century

Wer hätte geahnt, dass in denn 1860er Jahren ein so namhaftes Solistenquartett durch die englische Provinz zog und zur musikalischen Grundversorgung beitrug: die angesehene Sopranistin Helen Sherrington und ihr Ehemann Jacques-Nico­las Lemmens, gemeinsam mit Henri Vieuxtemps und Giovanni Bottesini. Ohne die Programme aus dieser Zeit genau zu kennen, hat das Ensemble „The Party“ doch den Geist dieser mit einem Harmonium bestrittenen ländlichen Tourneen wieder lebendig werden lassen – in einer Einspielung, die wahrlich nicht dem Mainstream huldigt und klanglich wie atmosphärisch etwas zu bieten hat. Wer sich darauf einlässt, wird

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à la française. Duos der französischen Romantik für Kunstharmonium & Klavier

à la française. Duos der französischen Romantik für Kunstharmonium & Klavier

Hier heißt es Scheuklappen ablegen! Beide Musiker haben tief in die musikali­sche Mottenkiste gegriffen und Stücke hervorgeholt, die ästhetisch vielleicht erst heute wieder bestehen können. Klanglich hochinteressant und interpreta­torisch alles andere als banal dargeboten sind sie eine wirkliche Entdeckung! à la française. Duos der französischen Romantik für Kunstharmonium & Klavier :: Jan Hennig (Kunstharmonium), Ernst Breidenbach (Klavier) :: Christophorus CHR 77419 (2016)

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Ludwig van Beethoven / Wolfgang Mitterer. Nine in One

Ludwig van Beethoven / Wolfgang Mitterer: Nine in One

Recomposing kann manchmal auch ganz schön loungig sein. Nicht so bei Wolf­gang Mitterer. Er geht Beethoven-Sinfonien an den Kragen, kürzt, kondensiert, überlagert, schafft neu. Hier kennt einer nicht nur die Anfangstakte, sondern die Partituren im Detail. Das Ergebnis ist eine musikalische Achterbahnfahrt: im Hö­ren, Erkennen, Sortieren und Formieren. Ein Markstein, der viel hippes Zeug aus den letzten Jahren nicht bloß blass, sondern aschfahl aussehen lässt. Beethoven hätte bei dieser rücksichtslosen Dichte dafür gebrannt. Ludwig van Beethoven / Wolfgang Mitterer. Nine in One :: col legno WWE 1CD 20439 (2017)

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Leonard Bernstein. Anniversaries for Orchestra

Leonard Bernstein: Anniversaries for Orchestra etc. – São Paulo Symphony Orchestra, Marin Alsop

Irgendwie ist dann doch der 100. Geburtstag von Leonard Bernstein (dem Kom­ponisten!) nahezu spurlos vorüber gegangen. Naxos hingegen „liefert“ im Rah­men der „American Classics“ mit famosen Programmen. Aus wirklich jedem Satz sprüht die Originalität eines Musikbessenen: vom quirligen Fancy Free bis hin zu den ernsten, von Garth Edwin Sunderland liebevoll orchestrierten Anniversaries. Leonard Bernstein. Anniversaries for Orchestra etc. :: São Paulo Symphony Orchestra, Marin Alsop :: Naxos 8.559814 (2017 / 2017)

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Philipp Glass. Symphony No. 11 (2017) :: Bruckner Orchester Linz, Dennis Russell Davies ::

Philip Glass: Symphony No. 11 (2017)

Die Arpeggien und Harmonien sind noch immer dieselben. Vielleicht wirkt auch darum diese Sinfonie wie ein müder Spiegel auf das eigene Werk von einst, so als ob Philip Glass sich inzwischen kompositorisch mehr selbst rezipieren als entwickeln würde. Glass hat freilich in Dennis Russell Davies einen Dirigenten, der seinen seltsam konse­quenten Weg auch bei diesem Auftragswerk (für Linz, Istanbul, Queensland) mitgeht. Philip Glass. Symphony No. 11 (2017) :: Bruckner Orchester Linz, Dennis Russell Davies :: Orange Mountain Music OMM 0133 (2017)

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