7. November 2025 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
On Byrd’s Wings / Boreas Quartett Bremen

On Byrd’s Wings / Boreas Quartett Bremen

Wann genau er geboren wurde, wusste William Byrd selber nicht. Und so ist es unklar, ob er bereits 1540 oder doch eher 1543 das Licht der Welt erblickte. Auf jeden Fall gilt er bis heute als der bedeutendste Komponist seiner Zeit auf den britischen Inseln. Byrd war mit seiner Kunst schon unter den Zeitgenossen so hoch angesehen, dass er sich – als bekennender Katholik – selbst im Elisabethanischen Zeitalter nicht unterwerfen musste. Dass 2023 sein 400. Todestag begangen wurde, ist außerhalb der «Alte Musik-Szene» wohl kaum aufgefallen – was mit

This entry is part 1 of 5 in the series HörBar #099 – Byrd 400
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Españoletas / Concierto Iberico

Españoletas / Concierto Iberico

Es war die Zeit, in der die ersten Formen einer eigenständigen Instrumentalmusik entstanden, sich im Gebrauch verstetigten und rasch entwickelten. Als Mitte des 16. Jahrhunderts Intavolierungen von Motetten, Madrigalen und Chansons kaum mehr ausreichten, die Bedürfnisse der Stadtpfeifereien, aber auch der städtischen Eliten zu befriedigen, kamen stilisierte Tanzsätze, abwechslungsreich gestaltete Variationen oder auch Stücke über einen ostinaten Bass in Mode. Freilich geben die meist in Sammeldrucken überlieferten Sätze nur das notierte Gerüst einer viel bunteren Aufführungspraxis wieder – sowohl im Zentrum Europas wie auch in Spanien, von wo in dieser

This entry is part 3 of 5 in the series HörBar #092 – Spanien
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Josquin / Messen

Josquin / Messen

Wie leicht tut man sich doch bei Strawinsky oder Sibelius, Beethoven, Mozart oder Bach mit vollständigen CD-Editionen. Je weiter man aber in der Musikgeschichte zurückgeht, desto rarer werden solche Projekte. Die Gründe dafür mögen nur teilweise in der gelegentlich fraglichen Autorschaft liegen, denn sowohl die Quantität dieser Werke wie auch die dafür benötigte Extra-Spielzeit muten recht überschaubar an. Und so wurden auch zu Josquins 500. Todestag nahezu ausschließlich einzelne Alben veröffentlicht mit mehr oder weniger deutlichen Schnittmengen. Ausgenommen davon ist eine CD mit drei Mess-Vertonungen, gesungen von den Tallis Scholars

This entry is part 1 of 5 in the series HörBar #048 – Josquin 500
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Josquin / Chansons

Josquin / Chansons

Ein wenig abseits im Œuvre Josquins steht bis heute der größte Teil der drei- und vierstimmigen Chansons, meistenteils polyphon gestaltete Liedsätze auf weltliche Texte. Der Umstand ist wohl auch auf die weitgehende Unklarheit über die Authentizität zahlreicher Kompositionen zurückzuführen: Von den in der Gesamtausgabe abgedruckten 36 drei- und 39 vierstimmigen Werken sind gut die Hälfte als fraglich oder gar zweifelhaft gekennzeichnet. Ob solche heute als notwendig empfundene Zuschreibungen in diesem Bereich des Schaffens allerdings auch dem Geist des ausgehenden 15. Jahrhunderts entsprechen? Am Ende sollte vielleicht eher die kompositorische Originalität

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Josquin / Motets & Mass Movements

Josquin / Motets & Mass Movements

Vielleicht bedarf es wirklich erst des 500. Todestags, damit die Großartigkeit von Josquins Musik auch einem weiteren Kreis von Musikliebhabern bekannt wird. Ein breiteres Interesse mögen bisher wohl auch all jene Aufnahmen verhindert haben, die in den 1980er Jahren einen fast schon esoterisch anmutenden Wohlklang über die Kompositionen ausgossen – und damit entscheidende Aspekte der Musik negierten: ihre stets klare architektonische Disposition, die innere Dramaturgie, die einkomponierten Klangfarben und die jeweils einmalige Gestaltung. Knapp 40 Jahre später hat sich die Ästhetik verändert, haben sich die aufführungspraktischen Möglichkeiten erweitert. Zudem wird

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Josquin / Stabat Mater

Josquin / Stabat Mater

Messen, Motetten und Chansons bilden nicht nur bei Josquin die drei großen Gruppen seines Schaffens. Und während die Messen wegen ihrer Architektur vergleichsweise leicht zu überschauen sind und die Chansons aufführungspraktisch ein offenes Feld darstellen, verlangen die Motetten einen jeweils ganz eigenen, individuellen Zugriff. Dies betrifft nach außen hin Umfang, Aufbau und Anzahl der Stimmen, nach innen aber vor allem die Texte – und hier steht bei vielen Werken die Jungfrau Maria im Mittelpunkt. Damals wie heute sind es das Stabat Mater, das Salve Regina und Ave Maria, die immer

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Josquin, the Undead

Nachdem im 14. und 15. Jahrhundert zahlreiche Komponisten (die zugleich wohl auch immer Sänger waren) zusehends aus dem Dunkel der Namenlosigkeit getreten waren, bildete sich an der Wende zum 16. Jahrhundert um Josquin Desprez und sein Schaffen ein geradezu modern anmutender Kult. Sein für jene Zeit ungeheures Selbstbewusstsein – möglicherweise inszeniert, mit Sicherheit aber auf einer in ganz Europa anerkannten schöpferischen Potenz gründend – schreckte jedenfalls Herzog Ercole I. d’Este nicht, den offenbar Unbequemen nach dessen Bedingungen 1503 als Kapellmeister zu engagieren. Bereits ein Jahr später verließ Josquin jedoch schon

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Juan Sebastian Elkano / Euskal Barrokensemble

Juan Sebastian Elkano / Euskal Barrokensemble

Kurios. Der erste Track mit seinen Hafensignalen erinnert mich ein wenig an eine als Erbstück erhaltene Schallplatte mit einem typischen «Hamburger Hafenkonzert» aus den 1950er Jahren. Dann aber setzen Rezitation und ein baskisches Volkslied ein – und schon ist man mittendrin in der hier musikalisch erzählten Geschichte um Juan Sebastian Elkano, der einst die erste Weltumseglung von Magellan 1522 vollendete. Von den ehemals 242 aufgebrochenen Seeleuten erreichten nur 18 wieder ihren Heimathafen. Elkano (bzw. Elcano, 1486/87–1526, zunächst Bootsmann dann Kapitän jener Exposition) gab aber nur das äußere Stichwort für dieses

This entry is part 4 of 5 in the series HörBar #035 – Schiff ahoi
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In a Strange Land / Ensemble Stile Antico

In a Strange Land / Ensemble Stile Antico

Entscheidend für das Verständnis der eingespielten Werke ist der mitgelieferte Untertitel: «Elizabethan Composers in Exile». So steht einmal mehr die hochpolitische Zeit des ausgehenden 16. Jahrhunderts im Zentrum; hier geht es um die Folgen einer päpstlichen Bulle, die der Königin das Recht auf den Thron absprach und allen Gefolgsleuten mit der Exkommunizierung drohte. Doch so sehr die Schiffe auf dem Cover eine kollektive Ausreise nahe legen – das Konzept geht nicht ganz auf. Denn die Verhältnisse waren (wie immer) deutlich komplizierter, geprägt von Verrat und falschen Freundschaften; es ging nicht

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Guillaume Du Fay: Motets, Hymns, Chansons, Sanctus Papale

Guillaume Du Fay: Motets, Hymns, Chansons, Sanctus Papale

Zwar keine Enzyklopädie, doch ist es dem Ensemble Blue Heron trefflich gelungen, auf einer einzigen CD sowohl eine Übersicht über alle von Dufay mit Kompositionen bedachten Gattungen zu geben als auch aufführungspraktische Varianten klanglich zu realisieren: die Größe des Ensembles (solo vs. chorisch), bei untextierten Stimmen den gelegentlichen Gebrauch von Instrumenten oder der Vokalise, die Entscheidung zwischen b durum und b molle. All das wird im Booklet ausführlich und verständlich besprochen, mehr aber noch wiegt die wirklich sensible Interpretation der Werke, die Dufay als den herausragendsten Meister seiner Generation zeigen.

This entry is part 5 of 6 in the series HörBar #011 – Alte Musik
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Johannes Ockeghem: Masses 2 – Beauty Farm

Johannes Ockeghem: Masses 2 – Beauty Farm

Wer sich am Namen des Ensembles und dem Cover stört, der möge einmal im Katalog des Labels „Fra Bernardo“ stöbern. Schnell wird klar, dass es sich lediglich um eine poppig stilisierte Weiterentwicklung des Art-Designs von Produktionen mit dem Ensemble „The Sound and the Fury“ handelt. In beiden Fällen handelt es sich um herausragende Interpretation nicht minder hochkarätiger Werke aus dem ausgehenden 15. Jahrhundert. Hier (Folge 2 einer Gesamteinspielung?) finden sich auf zwei CDs insgesamt vier Messen von Johannes Ockeghem: die frühe Missa Caput, die vielleicht auf ein Werk von Dufay

This entry is part 3 of 6 in the series HörBar #011 – Alte Musik
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Johannes de Lublin tablature (1540) – Corina Marti (Renaissance Cembalo)

Johannes de Lublin tablature (1540) – Corina Marti (Renaissance Cembalo)

Mit 39 Nummern wird auf dieser CD zwar nur eine kleine Auswahl aus der insgesamt 520 Seiten umfassenden Tabulatura Joannis de Lublin präsentiert. Doch diese Kompilation macht Lust auf mehr, spielt doch die aus der Schweiz stammende Corina Marti die 1540 zusammengetragenen Stücke und Intavolierungen mit einer hinreißenden Musikalität, die technisch wie gestalterisch nichts vermissen lässt. Ganz im Gegenteil muten die Klänge des nachgebauten Renaissance-Cembalos so unmittelbar, so modern an, dass man die enorme zeitliche Distanz von bald 500 Jahren rasch vergisst. Für mich eine der inspiriertesten Einspielungen seit langer

This entry is part 1 of 6 in the series HörBar #011 – Alte Musik
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