Wer sich am Namen des Ensembles und dem Cover stört, der möge einmal im Katalog des Labels „Fra Bernardo“ stöbern. Schnell wird klar, dass es sich lediglich um eine poppig stilisierte Weiterentwicklung des Art-Designs von Produktionen mit dem Ensemble „The Sound and the Fury“ handelt.
In beiden Fällen handelt es sich um herausragende Interpretation nicht minder hochkarätiger Werke aus dem ausgehenden 15. Jahrhundert. Hier (Folge 2 einer Gesamteinspielung?) finden sich auf zwei CDs insgesamt vier Messen von Johannes Ockeghem: die frühe Missa Caput, die vielleicht auf ein Werk von Dufay reagierende Missa Ecce ancilla Domini, die rätselhafte, möglicherweise auf eine eigene Chanson zurückgehende Missa Mi Mi und schließlich die Missa Cuiusvis Toni – ein Meisterwerk der Harmonik, der Kontrapunktik und des virtuosen Spiels mit Kadenzen.
Von den aufführungspraktisch möglichen Modi hat das Ensemble „Beauty Farm“ allerdings nur einen gewählt – im Gegensatz zu der höchst instruktiven Einspielung durch „The Sound and the Fury“. Klanglich bewegt sich die Produktion in einem Spannungsverhältnis: Auf der einen Seite steht der sehr direkt eingefangene, alle Linien klar zeichnende Sound des solistisch besetzten Ensembles, auf der anderen Seite fallen die Stimmen ohne atmende Weiträumigkeit und Atmosphäre allzu präsent ins Ohr – ein Gegensatz zu den bei Einspielungen dieser Musik vielfach anzutreffenden zuckrigen Weihrauchwolken.
Johannes Ockeghem: Masses 2
Beauty Farm
Fra Bernardo FB 19093737 (2019)
- Johannes de Lublin tablature (1540) – Corina Marti (Renaissance Cembalo)
- Splendor da ciel. Rediscovered Music from a Florentine Manuscript
- Johannes Ockeghem: Masses 2 – Beauty Farm
- Alfonso X el Sabio: Cantigas de Santa Maria – Jordi Savall u.a.
- Guillaume Du Fay: Motets, Hymns, Chansons, Sanctus Papale
- Voix du ciel. Polyphonies médiévales et chants sacrés – Ensemble Gilles Binchois