24. November 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Max Bruch: Kammermusik / WDR Chamber Players

Max Bruch: Kammermusik / WDR Chamber Players

Viel Melancholie am Ende des Lebens. Kaum anders wird man die hier eingespielten drei Kompositionen von Max Bruch wahrnehmen können. Es handelt sich um Werke (zwei Streichquintette und ein Streichoktett), die in jeder Hinsicht aus der Zeit fallen: 1918 und 1920 entstanden, wirken sie eher wie ein sehnsüchtig verklärter Rückblick denn als ein allerletztes Aufblühen der schon vergangenen Romantik. Bruch erging es damit wie Camille Saint-Saëns: Beide schauten am Ende ihres Lebens auf eine Zeiten- und Stilwende, die sie nicht mehr mitgehen konnten – womöglich auch gar nicht verstanden. Aus

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #043 – Max Bruch
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Max Bruch: Kammermusik / The Nash Ensemble

Max Bruch: Kammermusik / The Nash Ensemble

Im vergangenen Jahr ist sein 100. Todestag geräuschlos vorübergezogen. Das war freilich nicht allein der lähmenden Pandemie geschuldet, sondern auch der halbrunden Sache beim großen Bonner Kollegen (die dann ja bekanntermaßen weitgehend ausfiel). So oder so tut sich das Musikleben mit Max Bruch (1838–1920) und seinem Œuvre schwer. Ist sein Violinkonzert g-Moll op. 26 nach wie vor ein Dauerbrenner im Konzertsaal, so haben andere Werke aus seiner Feder kaum Chancen auf eine Aufführung im repräsentativen Rahmen. Dabei hat sich Bruch in seinem langen Leben früher oder später allen Gattungen gewidmet:

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #043 – Max Bruch
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Stradella / Il Trespolo tutore (1679)

Stradella / Il Trespolo tutore (1679)

Seine riskanten Liebschaften wurden ihm am Ende zum Verhängnis. Überlebte der aus Venedig geflohene Alessandro Stradella (1643–1682) in Turin noch ein rächendes Attentat, so wurde er schließlich vier Jahre später in Genua wegen einer anderen Causa auf offener Straße erstochen. Nun gilt für den am Ende 39 Lenze zählenden Komponisten nicht ganz die Sentenz «Lebe schnell, sterbe jung», aber die biographischen Umstände haben in der Musikgeschichte schon etwas Einzigartiges und würden einen fesselnden «Tatort» abgeben, während auf der Opernbühne die ganze Sache bei Flotow und César Franck weitaus glücklicher und

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #042 – Barockopern
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Montéclair / Jephté (1737)

Montéclair / Jephté (1737)

Carissimi und Händel setzten das alttestamentarische Drama um Jephta und die Opferung seiner Tochter in großen Oratorien um, in Paris hingegen erkannte man schon zu Beginn des18. Jahrhunderts das große Bühnenpotenzial des Plots. Und so schuf zunächst Simon-Joseph Pellegrin ein Libretto gegen alle ungeschriebenen Gattungstraditionen, später dann Michel Pignolet de Montéclair (1667–1737) eine Partitur, die zu dem Besten und Zukunftsweisendsten zählt, was an der Seine zu jener Zeit komponiert wurde. Glücklicherweise kommt es am Ende des fünften Akts nicht zur grausigen Tat (auch wurde eine Nebenhandlung eingeführt). Bereits bei der

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #042 – Barockopern
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Vivaldi / Argippo (1730)

Vivaldi / Argippo (1730)

Was wäre wohl geschehen, wenn bereits im 18. Jahrhundert VG Wort und GEMA als Hüterinnen des Urheberrechts mit ihren strengen Mitarbeitern im Parkett gesessen hätten? Nicht auszudenken! Nicht nur, dass ein einmal in die Welt gesetztes und für gelungen erachtetes Libretto vielfach wiederverwendet und in der Regel ungefragt verändert wurde. Auch bei der Zusammenstellung der musikalischen Nummern nahm man es bisweilen nicht so genau – oder eben doch, wenn ganz gezielt besonders erfolgreiche Arien aus Werken anderer Komponisten entnommen und neu eingepasst wurden. Diese Praxis des groß angelegten Pasticcios hatte

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #042 – Barockopern
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Telemann / Miriways (1728)

Telemann / Miriways (1728)

Die Opern von Georg Philipp Telemann sind noch immer «terra incognita» (Pimpinone vielleicht ausgenommen). Wer aber hätte gedacht, dass der vielfach als «Polygraph» verunglimpfte Komponist während seines langen Lebens für Leipzig, Weißenfels und natürlich die Hamburger «Oper am Gänsemarkt» mehr als 50 Bühnenwerke geschrieben hat? Dass sich zwar vieles nachweisen lässt, sich aber nur weniges erhalten hat, liegt (wie so oft) an der Vergänglichkeit der Institutionen. Zu den erhaltenen Raritäten zählt auch Miriways: 1728 und nochmals 1730 gespielt, wurde der Dreiakter erst wieder 1992 und 2012 in Magdeburg aufgeführt; bei

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #042 – Barockopern
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Vinci. Gismondo

Vinci / Gismondo (1727)

Max Emanuel Cenčić ist mit dieser Ausgrabung wieder einmal ein großer Coup gelungen: Die Komposition trifft den Kern des Geschehens und spult nicht bloß den Fundus an Topoi ab, die Interpretation zündet durch stimmliche Virtuosität und Gestaltungskraft. Dies gilt nicht allein für Cenčić selbst in der Titelrolle und den heller timbrierten und stimmlich klareren Yuriy Mynenko (Ottone), sondern mehr noch für die Sopranistinnen: Sophie Junker (Cunegonda) mit starkem Legato, Aleksandra Kubas-Kruk (Primislao) dramatisch präsent und Dilyara Idrisova (Giuditta) mit wundervoll beweglicher und warmer Stimme. Der eigentliche Star aber ist für mich das Orkiestra Historyczna unter der Leitung von Martyna Pastuszka. Mal zupackend forsch, mal verspielt lyrisch fließend, klanglich herausragend eingefangen. Dies gilt nicht weniger für Marcin Światkiewicz, der als «maestro al cembalo» mitlesend, denkend und ungekünstelt frei agiert. Ein großer Wurf!

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #042 – Barockopern
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Mysliveček / Violinkonzerte

Mysliveček / Violinkonzerte

Er war ein Star in seiner Zeit. Spät zur Komposition gekommen (sein Vater stand der Prager Müllergilde vor), übersprang Josef Mysliveček (1737–1781) nach sei­nem eigenen Meisterbrief gleich einige Entwicklungs- und Karrierestufen, um im Alter von 30 Jahren mit einer ersten Opern-Partituren in Italien zu punkten. Die folgenden knapp 14 Jahren sind zunächst voller Ruhm und Ehre, doch konnte er die Gunst des Publikums nicht halten – vielleicht auch, weil Mysliveček kränkelte und sich von gesellschaftlichen Verpflichtungen fern hielt. Wieder ein Opfer der leeren und falschen Konventionen möchte man ausrufen! Leopold

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #041 – Galanterien
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Schultze / Trattamento dell'Harmonia

Schultze / Trattamento dell’Harmonia

Kaum schöner kann man sich wohl eine «Harmonie-Behandlung» vorstellen, als dies Martin Christian Schultze in seinem Trattamento dell’Harmonia getan hat – ein Komponist, über den nichts weiter bekannt ist als das, was das Titelblatt des 1733 in Paris erschienenen Drucks hergibt und der Mercure de France im März des Jahres bestätigt: «M. Schultze, de Berlin». Doch gehörte er wirklich zu der großen Musikerfamilie, die im 18. und frühen 19. Jahrhundert an der Spree wirkte? Dem als Opus 2 bezeichneten Trattamento gingen bereits zwei Jahre zuvor als «op. 1» sechs Sonaten für Traversflöte

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #041 – Galanterien
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Fasch / Claviermusik

Fasch / Claviermusik

Seine Büste steht recht prominent vor dem Berliner Maxim Gorki Theater. Doch so wie heute auf den ersten Blick nichts mehr an diesem 1827 eingeweihten Bau an die dort einst beheimatete Sing-Akademie erinnert (seit fast 70 Jahren werden dort zeitgenössische unterhaltende Schauspiele dargeboten), so bringt man mit der für die Bach-Rezeption so wichtigen Institution im ersten Moment wohl eher den Namen von Carl Friedrich Zelter in Verbindung – nicht aber den des wirklichen Gründers von 1791, nämlich den von Carl Friedrich Christian Fasch (1736–1800). Ohne diese Tat wäre Fasch, Sohn

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #041 – Galanterien
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Steirische Cembalokonzerte

Steirische Cembalokonzerte

Wer erinnert sich nicht an jene Aufnahmen «frühklassischer» Musik, die schon nach nur wenigen Takten deutlich werden ließen, was die Interpreten über den Stellenwert der eingespielten Werke dachten. Lange schon gehört diese Zeit des 20. Jahrhunderts der Vergangenheit an. Und doch ist es nicht allein eine Frage der Aufführungspraxis, sondern auch der inneren Herangehensweise. Nur wenn Zugang und Perspektive stimmen, kann Schönes, Besonderes gelingen. So auch hier bei Cembalokonzerten aus dem steirischen Raum und einem Repertoire, das die Zeiten eher zufällig überdauert hat. Als 1941 auf Schloss Wurmberg (unweit des

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #041 – Galanterien
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Guillemain / Wilbert Hazelzet

Guillemain / Wilbert Hazelzet

Noch immer fällt es schwer, den zeitlich nicht ganz eindeutig zu bestimmenden Übergang vom musikalischen Barock zur Klassik zu beschreiben. Sind Kompositionen dieser Zeit «galant» im Sinne des Rokoko zu nennen, oder doch mit Blick auf Zukünftiges schon eher als «vorklassisch» einzuordnen? Was ist mit der «Empfindsamkeit» oder dem «Sturm und Drang»? Ganz offensichtlich waren zeitgleich verschiedene Strömungen unterwegs – und zwar je nach Region und Nation. Allein schon die Bach-Söhne zeigen mit ihren stilistischen Eigenarten in vier verschiedene Himmelsrichtungen. Im eleganteren Frankreich war die Situation (wenn auch auf die

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #041 – Galanterien
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