19. März 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch

Richard Danielpour / Stefano Greco

Richard Danielpour / Stefano Greco
Richard Danielpour / Stefano Greco
Werkkommentare von Komponisten können tief wirken oder auch nur banal sein; oftmals führt erst ein gemeinsames Gespräch zu den wahren Hintergründen eines Werkes oder seiner Bezeichnung. Selbst ein auktorialer Text vermag nicht recht zu überzeugen, wenn er nur Dinge benennt, die ohnehin den gedruckten Noten zu entnehmen sind. Ein wenig geht es mir so beim Lesen des Booklets dieses Albums mit Werken jüngeren Datums von Richard Danielpour (*1956), der allerdings zu seinen Études (2011/12) den rechten Blickwinkel einzunehmen weiß: «Each of these études was written with the idea of a particular pianistic skill that any first-class artist would be expected to master. But at no time was I thinking that any of these études would simply be exercises; each of them had to be a piece of music with its own selfcontained narrative, capable of being received purely as concert piece, but with a particular and clearly apparent technical demand.» Jede der Etüden stellt eine technische Aufgabe und erzählt eine eigene Geschichte.

Tatsächlich können die Stücke diesen Spagat spielend bestehen – auch weil die technischen Anforderungen klar benannt werden: «Five-Finger Arpeggios», «Left Hand Étude, with Right Hand Playing Inside Piano», «Full Sounding Chords», «Rapid Scales», «Octaves», «Sixths and Trills»… Stefano Greco versteht dies alles souverän umzusetzen und den Nummern einen inneren wie äußeren Drive zu geben; hilfreich kommt ihm da auch die trockene Studioakustik entgegen. Mehr Räumlichkeit verdient indes die großformatige Fantasie über «Wenn ich einmal soll scheiden» (Bach, Matthäus-Passion), die entfernt an Busoni anknüpft. Hingegen kann ich mir die beiden kurzen, als Supplement beigegebenen zauberhaft schwerelosen und weit weniger anspruchsvollen Stücke Lullaby und Song Without Words (2021) viel poetischer und wärmer vorstellen.

Richard Danielpour. Twelve Études for Piano (2011/12), Piano Fantasy (2008), Lullaby (2021), Song Without Words (2021)
Stefano Greco (Klavier)

Naxos 8.559922 (2021)

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