6. Juli 2025 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Carl Nielsen / Fabio Luisi

Carl Nielsen / Fabio Luisi

Mitunter kann auch ein Großlabel richtig überraschen. So jüngst die Deutsche Grammophon, die doch sonst so gerne (und erstaunlich zielsicher) jede populäre Welle abreitet. Ich musste mir verblüfft die Augen reiben, als ich im Newsletter die Ankündigung einer Neueinspielung aller Sinfonien von Carl Nielsen las. Denn am Horizont taucht kein Jubeljahr auf, und im Konzertrepertoire fristen die Werke noch immer ein Schattendasein. Dabei steckt Nielsens Musik voller Genie und Witz, hat einen sehr eigenen, unverkennbaren und dabei dänisch geprägten Tonfall, nimmt mit ihrem anziehenden Esprit für sich ein, kann aber

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #090 – Sinfonisches
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Mendelssohn 4+5 / Alexis Kossenko

Mendelssohn 4+5 / Alexis Kossenko

Seine «Italienische» wie auch die «Schottische» gehören zwar zum Werkkanon der romantischen Sinfonik, dennoch hängen Neueinspielungen nicht wie Äpfel an den Bäumen. Dabei scheinen doch eigentlich seit Jahrzehnten die Folgen der antisemitisch geprägten Mendelssohn-Rezeption überwunden – mehr noch: Sein Œuvre als Ganzes wird hoch geschätzt; im Streichquartett ebenso wie im Chor, im Orchester wie am Klavier. Vielleicht ist es aber auch die Musik selbst, die Zurückhaltung bedingt, denn die Partituren verbitten sich jede Art von Routine. Dazu gehen die technischen Anforderungen nicht leicht genug von der Hand, und eine gute

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #090 – Sinfonisches
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Bruckner 4 (1874) / François-Xavier Roth

Bruckner 4 (1874) / François-Xavier Roth

Innerhalb von Bruckners sinfonischem Schaffen fallen die Sinfonien Nr. 3 und 4 als Werke auf, die in gleich mehreren Fassungen vorliegen – Fassungen, die sich so grundlegend unterscheiden, dass man sie fast für eigenständige Werke halten könnte. So hat Bruckner zunächst die erste Fassung der Sinfonie Nr. 4 in Es-Dur am 22. November 1874, am Namenstag der Heiligen Cäcilie (der Schutzpatronin der Musik) vollendet. Doch nachdem das Werk weder in Wien durch Hans Richter noch in Berlin durch Benjamin Bilse angenommen worden war, kündigte er am 1. Mai 1877 gegenüber

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #090 – Sinfonisches
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Saint-Saëns / Ivor Bolton

Saint-Saëns / Ivor Bolton

«Saint-Saëns ist der seltene Ruhm zuteil geworden, bereits zu Lebzeiten als Klassiker zu gelten.» Mit diesen Worten eröffnete der französische Literat und Musikkritiker Romain Rolland im Jahre 1901 einen dem Komponisten gewidmeten, schon in retrospektivem Ton gehaltenen Essay. Camille Saint-Saëns sollte da noch zwei Jahrzehnte leben und schöpferisch tätig sein. Bis heute ist er im deutschsprachigen Raum einer der ebenso großen wie unbekannten Komponisten geblieben; mehr als sein Carnaval des animaux und die sogenannte Orgelsinfonie (beide von 1886) steht kaum auf dem Programm, selbst die legendäre Danse macabre habe ich

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #090 – Sinfonisches
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Haydn / Paavo Järvi

Haydn / Paavo Järvi

Sieht man einmal von dem ambitionierten Projekt «Haydn2032» ab, so sind Einspielungen der Sinfonien Joseph Haydns nach wie vor rar. Um seine frühen Werke wird ein großer Bogen gemacht, bei den mittleren stehen nur die vom «Sturm und Drang» geprägten Partituren hoch im Kurs. Selbst die aus Paris bestellten Kompositionen (Nr. 82–87) stehen nach den insgesamt zwölf für und in London entstandenen Werken (Nr. 93–104) hinten an. Denn die «Londoner» Sinfonien stellen in mehrfacher Hinsicht einen Höhepunkt dar: in Haydns sinfonischem Schaffen (sie bilden dort ohnehin den Schlusspunkt), für das

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #090 – Sinfonisches
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Wilhelm Grosz / Achtung, Aufnahme!!

Wilhelm Grosz / Achtung, Aufnahme!!

Ja, ist das denn möglich? Mit einiger Überraschung darf man im Booklet lesen, dass das vorliegende Album das letzte der Ebony Band sein wird. Nach 32 Jahren, über 200 Konzerten und noch mehr Entdeckungen ist nun Schluss. Immerhin: die Einspielungen werden bleiben, ebenso wie die reichen Inhalte der dem Ensemble eigenen Homepage, die zum Netherlands Music Institut in Den Haag überführt und langfristig gesichert werden sollen. Denn wer sich für die stilistisch so unterschiedliche und so reiche Musik der kurzen Zeit zwischen den Weltkriegen interessierte, war bei den fantastischen Repertoire-Ausgrabungen

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #089 – Premiere Recordings
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Paul Lacombe / Kammermusik

Paul Lacombe / Kammermusik

Denkt man an französische Kammermusik um die Wende zum 20. Jahrhundert, wird der Name von Paul Lacombe (1837–1927) vermutlich nicht fallen. Stilistisch gehört er jener Generation von Komponisten an, die unmittelbar nach der 1871 in Paris erfolgten Gründung der Société Nationale de Musique (SNM) auch kammermusikalisch hervortrat. Um ihn und sein Schaffen ist es allerdings erstaunlich still geblieben – vermutlich auch, weil sich Lacombe bei aller Erfindungsgabe und technischem Vermögen nicht so originär zu äußern verstand wie etwa Camille Saint-Saëns oder Gabriel Fauré. Er zählt damit zu jenen im Strudel

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #089 – Premiere Recordings
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Haydn News / Nuovo Aspetto

Haydn News / Nuovo Aspetto

Selten ist mir in letzter Zeit ein so originelles und noch dazu inhaltlich gut aufgearbeitetes Booklet begegnet. Nun könnte man meinen, Haydn News würden sich leicht und bequem an die Frau oder den Mann bringen lassen. Doch das ist ein voreiliger Kurzschluss: Noch immer wird diesem Großmeister viel zu wenig Beachtung geschenkt – auch weil er viel zu selten mit der ganzen Breite seiner Musik präsent ist (wann haben Sie zuletzt etwa eine seiner mittleren Sinfonien live gehört?). Genauso voreilig ist aber auch der Gedanke, die hier eingespielten Bearbeitungen (bis

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #089 – Premiere Recordings
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Rathaus / Tiessen / Arma

Rathaus / Tiessen / Arma

Obwohl zwei der hier eingespielten Werke 1925 entstanden und eine weitere Sonate aus dem Jahre 1949 datiert, erzählen sie doch von der bedrückendsten Zeit des 20. Jahrhunderts – von Verfolgung, Exil und in allen Fällen vom Vergessen. Auch wenn die Biographien von Karol Rathaus (1895–1954), Heinz Tiessen (1887–1971) und Paul Arma (1905–1987) nicht vergleichbar sind, so schlagen die hier eingespielten Werke doch einen grundsätzlich ähnlichen Tonfall an, den man (cum grano salis) als expressionistisch bezeichnen könnte – am ehesten bei Tiessen, doch auch die Komposition von Arma scheint mit dieser

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #089 – Premiere Recordings
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Album for the Lute

Album for the Lute

Bei alten Manuskripten ist es mitunter wie mit archäologischen Fundstücken: Wo die Herkunft nicht sauber dokumentiert ist, da verliert sich bei der Frage nach der Provenienz rasch die Spur. So auch bei einem Manuskript mit Lautenmusik aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, das einst Teil der legendären Sammlung von Werner Wolffheim war. Als dieser verstarb, kam 1928/29 die Bibliothek unter den Hammer; der zu den Auktionen erschienene imposante Katalog gibt bis heute immerhin ein Vorstellung von der Fülle und Qualität dieser Collection. Die Handschrift mit Lautenmusik wurde damals von

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #089 – Premiere Recordings
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Arno Bornkamp / Folies de Baryton

Arno Bornkamp / Folies de Baryton

Mit diesem Album ist aus der multimedialen Performance «Little Big Horn» eine Reihe von Folies de Baryton (so der übergreifende Titel) entstanden. Und es sind nahezu durchgehend wirkliche «Verrücktheiten», die Arno Bornkamp hier nach umfänglicher Live-Erprobung eingespielt hat. Noch dazu handelt es sich um Solo-Kompositionen, die das viel zu selten in dieser Weise zu hörende Bariton-Saxophon in den Mittelpunkt rücken. Dabei war es gerade diese Stimmlage, in der einst Adolphe Sax sein neues Instrument verankerte; erst später etablierten sich Alt- und Tenorsaxophon in Konzert und Jazz, neuerlich wird das Sopransaxophon

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #088 – Saxophon
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