24. November 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Telemann / Miriways (1728)

Telemann / Miriways (1728)

Die Opern von Georg Philipp Telemann sind noch immer «terra incognita» (Pimpinone vielleicht ausgenommen). Wer aber hätte gedacht, dass der vielfach als «Polygraph» verunglimpfte Komponist während seines langen Lebens für Leipzig, Weißenfels und natürlich die Hamburger «Oper am Gänsemarkt» mehr als 50 Bühnenwerke geschrieben hat? Dass sich zwar vieles nachweisen lässt, sich aber nur weniges erhalten hat, liegt (wie so oft) an der Vergänglichkeit der Institutionen. Zu den erhaltenen Raritäten zählt auch Miriways: 1728 und nochmals 1730 gespielt, wurde der Dreiakter erst wieder 1992 und 2012 in Magdeburg aufgeführt; bei

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #042 – Barockopern
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Vinci. Gismondo

Vinci / Gismondo (1727)

Max Emanuel Cenčić ist mit dieser Ausgrabung wieder einmal ein großer Coup gelungen: Die Komposition trifft den Kern des Geschehens und spult nicht bloß den Fundus an Topoi ab, die Interpretation zündet durch stimmliche Virtuosität und Gestaltungskraft. Dies gilt nicht allein für Cenčić selbst in der Titelrolle und den heller timbrierten und stimmlich klareren Yuriy Mynenko (Ottone), sondern mehr noch für die Sopranistinnen: Sophie Junker (Cunegonda) mit starkem Legato, Aleksandra Kubas-Kruk (Primislao) dramatisch präsent und Dilyara Idrisova (Giuditta) mit wundervoll beweglicher und warmer Stimme. Der eigentliche Star aber ist für mich das Orkiestra Historyczna unter der Leitung von Martyna Pastuszka. Mal zupackend forsch, mal verspielt lyrisch fließend, klanglich herausragend eingefangen. Dies gilt nicht weniger für Marcin Światkiewicz, der als «maestro al cembalo» mitlesend, denkend und ungekünstelt frei agiert. Ein großer Wurf!

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #042 – Barockopern
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Guillemain / Wilbert Hazelzet

Guillemain / Wilbert Hazelzet

Noch immer fällt es schwer, den zeitlich nicht ganz eindeutig zu bestimmenden Übergang vom musikalischen Barock zur Klassik zu beschreiben. Sind Kompositionen dieser Zeit «galant» im Sinne des Rokoko zu nennen, oder doch mit Blick auf Zukünftiges schon eher als «vorklassisch» einzuordnen? Was ist mit der «Empfindsamkeit» oder dem «Sturm und Drang»? Ganz offensichtlich waren zeitgleich verschiedene Strömungen unterwegs – und zwar je nach Region und Nation. Allein schon die Bach-Söhne zeigen mit ihren stilistischen Eigenarten in vier verschiedene Himmelsrichtungen. Im eleganteren Frankreich war die Situation (wenn auch auf die

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #041 – Galanterien
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Anna Prohaska / Bach Redemption

Anna Prohaska / Bach Redemption

Das Cover spricht Bände und dokumentiert zugleich die Zeit seiner Entstehung. Mehr allerdings auch nicht. Denn wer offenen Auges durch das reich bebilderte Booklet blättert, der kommt auf S. 18/19 aus dem Staunen nicht heraus: Das solistische Gesangsquartett, Bläser und Streicher sind bei der Aufnahmesitzung eng im Kreis versammelt. Da wird einem, ob der offenkundig vermittelten «zwei Wahrheiten», dann doch reichlich unwohl. Und was ist von einem Foto zu halten, auf dem Anna Prohaska nicht bloß im gruftigen Outfit abgelichtet ist, sondern mit aufgesetzten schwarzen Flügeln auch noch als Todesengel

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #038 – Musik im Lockdown
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Schola Heidelberg / In bedrängter Zeit

Schola Heidelberg / In bedrängter Zeit

Hätten Sie’s gewusst? Bereits im Musicalischen Lexicon (1732) von Johann Gottfried Walther findet sich ein Eintrag zum Thema «Corona» – gemeint war dort allerdings die damals noch bei den Italienern geläufige Bezeichnung für eine gewöhnliche Fermate; sie bedeute ein «allgemeines Stillschweigen, oder eine Pausam generalem». Auch die Schola Heidelberg war 2020 zum Schweigen gezwungen – mit Ausnahme eines «Concertstimmen-Quartetts», das im Sommer des Jahres auf dem Dilsberg oberhalb der Neckarschleife mit gehörigem Abstand ein vordergründig weihnachtliches Programm vorzüglich hell, voll reiner Klarheit einsang. Doch wie leicht hat sich in den

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #038 – Musik im Lockdown
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Hiyoli Togawa / Songs of Solitude

Hiyoli Togawa / Songs of Solitude

Wie Einsamkeit klingen kann, vermittelt Hiyoli Togawa mit ihrer Viola auf diesem ebenso beeindruckenden wie singulären Album. Als im Frühjahr 2020 die Straßen plötzlich leer wurden, kam ihr die Idee, weltweit Komponist:innen um ein aktuelles Stück zu bitten, mit dem die seltsame Zeit des Stillstands kommentiert werden sollte. Entstanden sind auf diese Weise elf zeitgenössische Werke, die alle einen jeweils eigenen Weg gehen: inspiriert durch ein japanisches Volkslied (Hosokawa), beim stillen Hineinhorchen in das Instrument selbst (Federico Gar­dell), mit gesungener Begleitung (Kalevi Aho) oder bis hin zum neunstimmigen, im Multitrack-Verfahren

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #038 – Musik im Lockdown
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Augustin Hadelich / Bach

Augustin Hadelich / Bach

Frühjahr 2020. Es wird still. Nach all den Absagen von Konzerten, Besuchen und Reisen richtet man es sich daheim ein. Während manche auf dem Sofa «tapfer» gegen das Virus kämpfen, andere ihre Ablage auf Vordermann bringen oder Keller und Dachboden aufklaren, sind alle Musiker:innen dazu verdammt, sich solistisch mit ihrem Instrument auseinander zu setzen. Kann man sich auf dem Klavier noch selbst begleiten, ist bei Streichern (und mehr noch bei den Bläsern) das Repertoire „für sich allein“ stark begrenzt. Vor allem ist es anspruchsvoll. Hier kommt nun der Lockdown ins

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #038 – Musik im Lockdown
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Bach – Reger / PianoDuo Takahashi / Lehmann

Bach – Reger / PianoDuo Takahashi / Lehmann

Man muss vermutlich ein maximaler Reger-Freund sein, um sich für seine Bearbeitung der Bach’schen Brandenburgischen Konzerte für Klavierduo zu begeistern. Sie gehören rezeptionsgeschichtlich zu einer Zeit, in der die Originale nicht bloß wenig gespielt wurden, sondern noch dazu in einer Art und Weise, die von den Erkenntnissen der historischen Aufführungspraxis noch weit entfernt lag. Verfügbar wurde so zumindest die notierte musikalische Gestalt – ganz so übrigens, wie auch Bach selbst italienische Concerti für Cembalo oder Orgel transkribierte. Wichtig aber auch: Neben der Überführung des Satzes auf zwei Klaviere fügte Reger

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #036 – Transkriptionen
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J. B. Chr. Freislich: Kantaten

J. B. Chr. Freislich: Kantaten

Andrzej Szadejko und sein Goldberg Baroque Ensemble sind mit Sicherheit nicht die «Entdecker der Danziger Barockzeit», aber sie können auf zahlreiche Studien aus den letzten Jahrzehnten aufbauen, die aus der Sichtung von Quellenmaterial hervorgegangen sind. Die achte Folge der bei Dabringhaus & Grimm erscheinenden CD-Serie «Musica Baltica» bringt nun weltliche Kantaten von Johann Balthasar Christian Freislich (1687–1754), dessen Schaffen bereits 1997 in einer Leipziger Dissertation umfänglich und mit Werkverzeichnis aufgearbeitet wurde. Genauer müsste man also propagieren: Andrzej Szadejko ist es gelungen, viele Institutionen mit ins Boot zu nehmen, um international

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #035 – Schiff ahoi
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Glenn Gould / Bach-Box

Glenn Gould / The Bach-Box

Es gibt Aufnahmen, die legendär sind und die dennoch kaum jemand kennt. Dazu zählt etwa Willem Mengelbergs Deutung von Mahlers Vierter (Amsterdam, November 1939). Wer diesen Mitschnitt je gehört hat, der wird mit glühenden Worten von ihr sprechen. Was mich aber bereits Ende des 20. Jahrhunderts wunderte: Er war schon damals nicht mehr im Katalog zu finden. Erst das Streaming hat den Schatz wieder aus dem Archiv ans Licht geholt. Anders verhält es sich mit den Bach-Interpretationen von Glenn Gould. Sie alle waren und werden immer präsent sein – ihre

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #032 – Bach in the Box
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Bach: Complete Concertos – Concerto Copenhagen

Bach: Complete Concertos – Concerto Copenhagen

Obwohl das Concerto Copenhagen in diesem Jahr seinen 30. Geburtstag feiert, mutet die Diskographie des gerne auch «CoCo» genannten Ensembles erstaunlich übersichtlich an. Mehr noch ist es wohl so, dass die internationale Aufmerksamkeit erst mit der Aufnahme der Bach-Konzerte einsetzte, deren erste Folge vor nun schon 18 Jahren herauskam und deren letzte 2015 erschien. Ein Glücksfall – auch für das Label cpo, das sich sonst eher auf Repertoire-Entdeckungen versteht, hier nun aber eine Formation mit «Standards» ins Rampenlicht führte. Inzwischen sind die fünf Alben auch kombiniert und wohlfeil zu haben

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #032 – Bach in the Box
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Bach: Transcriptions

Bach: Transcriptions

Bearbeitungen und Transkriptionen Bach’scher Werke gibt es wie Sand am Meer. Bereits Wolfgang Amadeus Mozart hatte einige Fugen aus dem «Wohltemperierten Klavier» für Streichtrio sowie Streichquartett arrangiert; andere Komponisten folgten ihm mit weiteren Übertragungen nach. Es liegt fraglos an der gleichsam «abstrakten», allumfassenden musikalischen Faktur, dass auch noch heute unzählige Adaptionen, vielleicht mehr als je zuvor, einem auf CD, in den Medien oder auch auf der Straße begegnen: von dem der Kälte trotzenden Akkordeonspieler bis hin zum professionell agierenden Ensemble, das den ganzen Generalbass durch eine Kontrabass-Balalaika ersetzt. Immer wieder wundervoll

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #032 – Bach in the Box
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