Davon abgesehen ist es ein eher halbfetter, jedenfalls kein schlanker Ton, mit dem hier sechs Concerti und zwei Sinfonie eingespielt wurden, und dies in einer wirklich reizvollen Kombination aus bekannten und weniger bekannten Kompositionen. Hörbar ist das im Doppelkonzert für zwei Violoncelli RV 531, das mit einem stark pointierten, von Akzenten geprägten, manchmal gar ruppigen Gestus interpretiert wird. Zugleich ergänzen sich die beiden Instrumente kaum, sondern werden von Giordano Antonelli und Adriano Ancarani geradezu gegeneinander geführt. Unterstützt wird dies durch eine die Solisten durchwegs sehr präsent in den Vordergrund rückende Aufnahmetechnik, so dass mitunter (cum grano salis) das musikalische Mitgehen des Atems präsenter wirkt als der Ton des Instruments selbst. Seltsam muten einige Formulierungen im Booklet an. Da wäre etwa die Sinfonia RV 125, die «fast unveröffentlicht blieb», oder die Sinfonie RV 168, deren Quellen falsch oder unnötig geheimnisvoll verschleiert werden: «in einem schwedischen Archiv» (gemeint ist Musik- och teaterbiblioteket, Stockholm) und «im Dresdner Archiv» (gemeint ist in diesem Fall die SLUB, die allerdings auf ihren Seiten nur auf ein Digitalisat der Universität Lund verweist). Mir machen solche redaktionell offenbar gänzlich unausgeräumte Ungenauigkeiten (oder auch: Schlampereien) schon bei nur wenigen Quellen große Sorgen, zumal das gedruckte Werkverzeichnis (Wiesbaden 2007) eindeutig ist.
Antonio Vivaldi. Concerto für Violoncello d-Moll RV 405; Sinfonia für Streicher D-Dur RV 125 (Anh. 156); Concerto für Violoncello G-Dur RV 413; Concerto für Mandoline und Streicher RV 425; Concerto für zwei Violoncelli g-Moll RV 531; Concerto für Flöte, Violine, Fagott und Basso continuo d-Moll RV 96; Concerto für zwei Violinen g-Moll RV 517; Sinfonia für Streicher h-Moll RV 168
Musica Antiqua Latina, Giordano Antonelli (Violoncello, Leitung)
deutsche harmonia mundi 19439846222 (2020)