1. August 2025 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Klavierwerke / Victor Nicoara

Klavierwerke / Victor Nicoara

In Sachen «Busoni» ist Victor Nicoara kein Unbekannter. Bereits vor 2021 erschien ein vorzügliches Album des aus Rumänien stammenden Pianisten mit Busonis insgesamt sechs Sonatinen (der Name täuscht über den wahren Anspruch auf allen Ebenen hinweg). Diesmal träumt sich Nicoara musikalisch ins Land der Polyphonie – mit der epischen Fantasia contrappuntistica BV 256 (1910–1922), aber auch mit so interessanten Nummern wie den Sieben kurzen Stücken zur Pflege des polyphonen Spiels (1923) BV 296, in denen Busoni einige Linien der Vergangenheit aufgreift, neu und anspruchsvoll interpretiert oder eben auch neu komponiert.

Teil 4 von 4 in Michael Kubes HörBar #132 – Busoni 100
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Klavierwerke / Peter Donohoe

Klavierwerke / Peter Donohoe

«Busonis Beitrag zur Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts ist unschätzbar.» Der Satz findet sich nicht etwa in einer der großen Enzyklopädien, sondern im Booklet dieses Albums am Ende von Peter Donohoes Anmerkungen des Inter-preten. Und ja: Je länger man sich mit dem Komponisten und seinen Werken beschäftigt, desto mehr kann man diesen emphatischen Satz bestätigen. Dass es allerdings um Busoni auch im 100. Todesjahr ruhig geblieben ist, mag vielleicht damit zusammenhängen, dass er sich nicht einfach schubladisieren lässt: Schon die Kombination von Komponist und Bearbeiter, vom virtuosen Pianisten und hellsichtigen Musikphilosophen

Teil 3 von 4 in Michael Kubes HörBar #132 – Busoni 100
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Bach Triosonaten / Martin Neu

Bach Triosonaten / Martin Neu

Auch wenn diese Stücke «Triosonaten» heißen und einen dreistimmigen Satz aufweisen, so bedeutet das nicht, dass auch drei Musiker:innen am Werk sind. Der von Arcangelo Corelli etablierte Satztyp findet in den von Johann Sebastian Bach vollzogenen Transformation auf der Orgel einen ganz eigenen Höhepunkt. Hier bewahren die obligat geführten Stimmen in einem kunstvollen Geflecht ihre Eigenständigkeit – ein Geflecht, das auch mit vollständiger Unabhängigkeit von Händen und Füßen abgebildet werden muss. Dabei hat Bach jedem Satz einen individuellen Charakter und Affekte vom festlichen Konzertieren bis zum tiefen Nachsinnen eingeschrieben; die

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #123 – Obst & Gemüse
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Bach. Violinsonaten / Kaakinen-Pilch

Bach. Violinsonaten / Kaakinen-Pilch

So reif wie das Obst auf dem als Cover abgebildeten Fruchtstück von Jan van Huysum (1682–1749) sind auch die sechs Sonaten für Violine und obligates Cembalo BWV 1014–1019 von Johann Sebastian Bach. Entstanden während seiner Zeit als Hofkapellmeister in Köthen, handelt es sich wohl nicht nur um die ersten Werke dieser Art, sondern bereits um einen ersten Gipfel des erst später Gestalt annehmenden Repertoires. Bach zeigt sich dabei nicht nur in der Anlage und Faktur der Kompositionen als in die Zukunft blickender Innovator, sondern mehr noch im Bereich des Ausdrucks.

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #123 – Obst & Gemüse
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Bach.Berlin Fundstücke / Schäfer & Hollmann

Bach.Berlin Fundstücke / Schäfer & Hollmann

Dieses Album blickt tief in die musikalische Bach-Rezeption des ausgehenden 18. Jahrhunderts und weit darüber hinaus. Im Fokus stehen dabei drei der fünf Töchter des Berliner Bankiers und Hoffaktors Daniel Itzig, die alle eher unter ihren durch Heirat angenommenen Namen bekannt sind: Fanny von Arnstein (1757–1818), Zippora Wulff (1760–1836) und Sara Levy (1761–1854). Sie alle erlernten das Spiel auf dem Cembalo vermutlich bei Johann Philipp Kirnberger und Wilhelm Friedemann Bach. Teilweise konzertierten sie gemeinsam, später unterhielten sie in Wien (Fanny, Zippora) bzw. in Berlin (Sara) bedeutende musikalisch-literarische Salons – und

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #122 – Berlin
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Johann Sebastian Bach / Robert King

Johann Sebastian Bach / Robert King

Bach hat viel bearbeitet und sich auch das ein oder andere Werk anderer Komponisten für das Cembalo oder die Orgel transkribiert und eingerichtet. Auf diese Weise konnte er sich in Weimar das moderne italienische Concerto in kürzester Zeit geradezu «erarbeiten». Doch umgekehrt haben auch Bachs Orgelwerke Bearbeitungen erfahren – für Klavier (Busoni) oder Orchester (Schönberg und Stokowski). Ein wenig komplizierter wird es mit den 1727 in Leipzig niedergeschriebenen sechs Triosonaten BWV 525–530. Sie sind für Orgel überliefert, doch gibt es Anzeichen, dass sie (zumindest teilweise) kammermusikalischen Ursprungs sein könnten. Mit

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #120 – Schnecken
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Igor Levit / Fantasia

Igor Levit / Fantasia

Noch einmal Fantasien – wenigstens auf dem Cover dieses Doppelalbums. Denn neben der Chromatischen Fantasie und Fuge von Johann Sebastian Bach und Ferruccio Busonis Fantasia contrappuntistica stehen Franz Liszts monumentale Sonate h-Moll wie auch Alban Bergs einsätzige Sonate op. 1 auf dem Programm. Fraglos eine dramaturgisch radikale Entscheidung (was soll danach noch kommen?), pianistisch aber mit Sicherheit eine tour de force. Den vier Schwergewichten auch noch vier kurze Encores zur Seite zu stellen, ist eigentlich eine schöne Idee, wenn da nicht der Beipackzettel des Labels Igor Levit selbst zitieren würde.

Teil 4 von 4 in Michael Kubes HörBar #106 – Fantasien
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Alexander Melnikov / Fantasie

Alexander Melnikov / Fantasie

Die Angaben auf dem Cover entspringen nicht der Fantasie – sie sind selbst fantastisch. Zu hören sind tatsächlich sieben Komponisten und sieben Instrumente. Dass es am Ende acht Werke sind, kann man verzeihen, es spielt auch keine Rolle. Es ist (das sei gleich gesagt) ein Album, wie man es sich nicht besser, instruktiver und verständiger denken kann, und das am Ende zeigt, wie notwendig es ist, Kompositionen für Clavier auf den jeweils zeitgenössischen Instrumenten zu interpretieren – oder zumindest von diesen aus klanglich zu abstrahieren, besonders dann, wenn es ans

Teil 2 von 4 in Michael Kubes HörBar #106 – Fantasien
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Klavier für Kinder / Corinna Simon

Klavier für Kinder / Corinna Simon

Bei dem Thema Musik für Kinder kommt man an diesem Album aus dem Jahr 2019 zunächst einmal nicht vorbei. Es präsentiert in knapp 132 Minuten eine von der Pianistin Corinna Simon kuratierte (und interpretierte) Auswahl – nicht nur an Komponisten und Sammlungen, sondern auch einzelne Stücke aus derlei mehr oder weniger zusammenhängenden Folgen. Und doch: Was ist das überhaupt für ein Repertoire «für Kinder», das hier eingespielt wurde? Die definitorische Schwierigkeit lässt ich schon an Robert Schumanns Kinderszenen op. 15 und dem Album für die Jugend op. 68 (in zwei

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #087 – Musik für Kinder
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Homage to Bach

Homage to Bach

Johann Sebastian Bach hat selbst viele eigene Stücke bearbeitet, in andere Besetzungen und Gattungen und in deren jeweilige Kontexte transformiert; und die nachfolgenden Generationen haben dies über Jahrzehnte und Jahrhunderte so weitergeführt. Seine Musik birgt derart viele Möglichkeiten ins sich, dass es kaum Grenzen zu geben scheint – und zwar in jede Richtung. Für mich liest sich in diesem Zusammenhang der von Paul Cassidy stammende Booklet-Essay allerdings eher wie eine Rechtfertigung seiner eigenen, hier eingespielten Bearbeitung der Bach‘schen Sonaten für Violine solo für Streichquartett. Sie verlangt ein paar gedankliche Sprünge:

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #086 – Transformationen
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Respighi / Bach & Rach

Respighi / Bach & Rach

Wer von den geneigten HörBar-Leser:innenim etwas fortgeschrittenen Alter kann sich nicht an sie erinnern? – an die beeindruckenden, aber auch vor Pathos nur so triefenden Bach-Bearbeitungen von Leopold Stokowski, die sich im Schallplattenschrank oder beim Schallplattenhändler des Vertrauens fanden. Es war die Zeit, in der die historische Aufführungspraxis noch neu war und sich nach eigenem Suchen erst noch einen Platz erarbeiten musste. Als Orchester-Arrangement hingegen war die Alte Musik fester Bestandteil des städtischen Sinfoniekonzerts – heute so (und in den dargebotenen Interpretationen) kaum mehr vorstellbar. Und doch: im Web findet

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #086 – Transformationen
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lost and found / Freitagsakademie

Lost and found / Freitagsakademie

Das Motto dieses Albums ist nicht sonderlich originell. Zum einen finden sich bei einer nur oberflächlichen Recherche auch andere Veröffentlichungen solchen Namens, zum anderen muss man schon guten Willens sein, den Titel wirklich wörtlich zu nehmen. Was hier eingespielt wurde, sind (naheliegende) und teilweise in anderen Besetzungen altbekannte Rekonstruktionen, allen voran Rückführungen aus den späten Cembalokonzerten, aber auch Re-Arrangements einzelner Kantatensätze. Wer sich einmal durch Bachs Kantatenwerk gehört hat, bekommt eine Ahnung davon, was hier alles aus der Köthener Zeit musikalisch recycelt worden sein könnte. Ob dies allerdings wirklich so

Teil 4 von 4 in Michael Kubes HörBar #083 – Concerti
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