4. Dezember 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Beethovens Welt – casalQuartett

Beethovens Welt – casalQuartett

Diese fünf CDs umfassende Box gehört hinsichtlich des Repertoires fraglos zu den schönsten Erträgen des vergangenen Beethoven-Jahrs. Denn wo überhaupt hat sich ein Ensemble so konsequent nicht nur um den Jubilar, sondern auch um seine Zeitgenossen und Nachfolger bemüht? Mit insgesamt zwölf Kompositionen kündigt sich rein äußerlich eine Durchsicht des Werkbestands an. Begeisterung könnte sich also einstellen – und doch darf man ein wenig ins Nachdenken kommen. Zunächst über den Titel und den gewählten Zeitabschnitt, „Beethovens Welt 1799–1851“. Auf das Streichquartett bezogen ist 1799 (op. 18) sicherlich eine gute Wahl, ergänzt

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #026 – Streichquartette
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XIII – Quatuor Ardeo

XIII – Quatuor Ardeo

Mancher mag auf den ersten Blick von einem gelungenen „Konzept-Album“ sprechen. Dem ist allerdings entschieden zu widersprechen; denn das Quatuor Ardeo („ich brenne“) eifert hier nicht einer hippen Idee nach, sondern steigt dank einer gelungenen Programmdramaturgie in die Tiefen der Musik. Mit dem so kargen wie rätselhaften Titel „XIII“ (13) verknüpfen die vier Musikerinnen die eingespielten Werke in einer artifiziellen, doch höchst instruktiven Zahlenmystik: Im Zentrum steht Black Angels von George Crumb – ein noch immer radikales Werk, das die ästhetischen Rahmenbedingungen des Streichquartetts nicht über den Haufen wirft, sondern

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #026 – Streichquartette
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Franz Schubert / Kotcheff: Streichquartette – Alinde Quartett

Franz Schubert / Kotcheff: Streichquartette – Alinde Quartett

Muss es sein? Kaum ist „BTHVN 2020“ vorbei (es sei denn, man holt alles 2021 nach), folgt auch schon wieder 2027. Das junge Alinde Quartett hat eine ganz andere Idee: Mit Blick auf das noch weiter entfernte Schubert-Jahr 2028 hat es als erste Streichquartett-Formation einen neuen Zyklus in Angriff genommen. Und das sei schon jetzt gesagt: Die insgesamt sechs projektierten Folgen werden es in sich haben: Bereits das erste Album ist alles andere als beiläufig, sondern mit Blick auf das Ende hin angelegt. Es startet mit dem ersten, etwas verquer

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #026 – Streichquartette
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Opera Phantasies – Volker Reinhold

Opera Phantasies – Volker Reinhold

Es ist bereits die dritte Folge, mit der Volker Reinhold (Violine) und Ralph Zedler (Klavier) zu einer kleinen Rundreise durch die vielfach belächelte Abteilung der Opernfantasien einladen. Nach dem doppelten Pablo de Sarasate sind es hier nun vier Virtuosen aus zwei Jahrhunderten, die sich kreativ mit Melodien aus bekannten Opern auseinandergesetzt haben. Das herausragende geigerische Können spiegelt sich dabei in Partituren, die eben nicht bloß spieltechnische Bravour und melodischen Fluss verbinden, sondern auch dramaturgisch die Vorlagen durchdenken – so etwa bei Antonio Bazzini, der ausschließlich thematisches Material verwendet, das Verdi

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #024 – Raritäten
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Salonmusik für Waldhorn – Renée Allen

Salonmusik für Waldhorn – Renée Allen

Diese CD stellt eine regelrechte Spurensuche dar, bei der das Cover schon den Weg vorgibt. Denn die seit Jahrzehnten in Deutschland wirkende, auf historische Natur- und Ventilhörner spezialisierte Renée Allen hat hier ein Repertoire gesichtet und gesichert, das längst verloren schien: Es stammt aus dem 1898 in Bremen in der Edition Fischer erschienenen «Solo-Buch für Waldhorn» und umfasst insgesamt «52 ausgewählte Concerte, Fantasien etc.». Allein Robert Schumanns Adagio und Allegro op. 70 hat das Jahrhundert überstanden – bei allen übrigen Piècen handelt es sich mehr oder weniger um ausgeprägte Salonstücke,

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #024 – Raritäten
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19th-Century Saxophone – Kurt Bertels

19th-Century Saxophone – Kurt Bertels

So hat man das Saxophon wohl nur ganz selten in der Kammermusik gehört. Denn die eingespielten Werke entstammen dem 19. Jahrhundert, mithin der Prä-Jazz-Ära. Und so ist es möglich, dass das Instrument hier gefahrlos eine Grande Polonaise, ein salonverdächtiges «Souvenir» oder auch gleich mehrfach ein «Morceau de Concert» meistert. Die hier eingespielten Stücke stammen alle aus dem Umkreis der sehr frühen Saxophon-Klasse am Brüsseler Conservatoire (1867–1904) von weitgehend unbekannten Komponisten (Gilson und Jongen ausgenommen) und werden mit großer Sicherheit zukünftig das Repertoire erweitern – sofern man das Instrument einmal «klassisch»

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #024 – Raritäten
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Le Son du Cor – TrioMorgen

Le Son du Cor – TrioMorgen

Seit 2015 besteht das TrioMorgen – eine aparte Besetzung mit Sopran, Horn und Klavier, bei der einem sogleich Schuberts «Auf dem Strom» in den Sinn kommt. Dass das Repertoire im Bereich «Lied plus» (also mit obligatem Instrument) viel größer ist, war indes schon im Jahr 1998 durch das Arion Trio (Antes Edition) zu entdecken. Doch wurde das Horn nicht nur von der deutschen Romantik abonniert. Es fand im 19. Jahrhundert ebenso jenseits des Rheins großen Zuspruch, auch abseits der unvermeidlichen «Villanelle» von Paul Dukas. Wer bei der Einspielung des TrioMorgen

Teil [part not set] von 5 in Michael Kubes HörBar #024 – Raritäten
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Alban Berg Quartett – Complete Recordings

Alban Berg Quartett – Complete Recordings

37 Jahre bestand das legendäre Alban Berg Quartett, das mit seinen Interpretationen selbst ein Stück Gattungsgeschichte geschrieben hat. Auch wenn die Formation (anders als andere) nur wenige neue Partituren zur Uraufführung brachte, so hatte sie sich nie ausschließlich dem klassisch-romantischen Repertoire verschrieben (auch hier: anders als andere). Überdies finden sich Produktionen, die über ihre angestammte Domäne hinausgehen: Walzer von Strauß I und II sowie Lanner, teilweise in Arrangements der Zweiten Wiener Schule (eingespielt 1992), und Tango Sensations mit Werken von Astor Piazzolla & Co. (2003). Als sich das Quartett 2007

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #023 – Geschenkboxen
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Serge Taneyev: Complete Chamber Music

Serge Taneyev: Complete Chamber Music

Die älteste Aufnahme dieser Box zählt bereits 51 Jahre (Klaviertrio op. 22), die jüngste stammt von 1987 (Klavierquartett op. 20). Auch wenn inzwischen zahlreiche neuere Einspielungen vorliegen – bei den Streichquartetten vollständig durch das amerikanische Carpe Diem String Quartet (Naxos) – haben die nun wiederveröffentlichen Produktionen noch immer Bestand. Vor allem ist es die hörbare Selbstverständlichkeit, mit der das 1946 gegründete Taneyev Quartet die Partituren ihres Namenspatrons Sergei Iwanowitsch Tanejev (1856–1915) aufblühen lässt (so die geläufige deutsche Schreibweise). Im Westen und zumal im 21. Jahrhundert ist der Ruhm dieser Formation

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #023 – Geschenkboxen
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Lento religioso – Amsterdam Sinfonietta / Candida Thompson

Lento religioso – Amsterdam Sinfonietta / Candida Thompson

Das Motto der CD ist Programm. Entliehen ist es dem dritten Satz der Symphonischen Serenade op. 39 (1947/48) von Erich Wolfgang Korngold, doch erstreckt es sich emotional über alle sieben Tracks, die sich so zu einem großen Charakterbild zusammenfügen. Dramaturgisch schlüssig ist dabei die Kombination von Arrangements und Einrichtungen einzelner Sätze sowie originalen Partituren für Streichorchester: auf der einen Seite Alban Bergs Sonate op. 1 und Wagners Vorspiel zu Tristan und Isolde, auf der zweiten das Adagio aus Anton Bruckners Streichquintett, auf der dritten endlich neben Korngolds eindringlichem Satz ein

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #020 – Sinfonisches
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Brahms: Sinfonien – Wiener Symphoniker / Philippe Jordan

Brahms: Sinfonien – Wiener Symphoniker / Philippe Jordan

Philippe Jordan und die Wiener Symphoniker haben in den letzten Jahren mit ihrer schrittweise erschienenen Gesamteinspielung der Beethoven-Sinfonien überzeugt – klanglich ausgewogen und präsent, interpretatorisch gleichermaßen den Traditionen verbunden wie auch frisch im Zugriff. Nun also Brahms. Die Box überrascht (wie vor einiger Zeit auch bei Daniel Barenboim) mit der Entschlossenheit, jede der vier Sinfonien auf eine CD zu bannen, obwohl zumindest Nr. 3 und 4 zu koppeln gewesen wären. Zugleich wurde auf das bei solch einer Gelegenheit oft übliche sinfonische „Supplement“ verzichtet: kein Auffüllen der Spielzeit mit den Haydn-Variationen

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #020 – Sinfonisches
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Rott: Orchestral Works – Gürzenich Orchester Köln / Ward

Rott: Orchestral Works – Gürzenich Orchester Köln / Ward

Was wäre nur aus Hans Rott geworden, wenn schon im Jahr 1880 ein Rauchverbot bei der Eisenbahn bestanden hätte? So jedenfalls hinderte er im Verfolgungswahn mit vorgehaltenem Revolver einen Mitreisenden daran, sich eine Zigarre anzustecken: Brahms hätte Dynamit im Waggon deponiert … Psychisch vollkommen zerrüttet, verblieb Rott für die letzten Jahre seines kurzen Lebens (1858–1884) in der Niederösterreichischen Landes-Irrenanstalt in Wien. Erst mit der sensationellen Uraufführung seiner Sinfonie E-Dur in Cincinnati, über 100 Jahren nach ihrer Vollendung, erwachte wieder die Aufmerksamkeit auf einen Komponisten, über den sich sein ehemaliger Kommilitone

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #020 – Sinfonisches
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