10. Dezember 2025 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
American Quintets

American Quintets

Ganz unprätentiös kommt dieses Album daher. Denn hier werden die Namen der beiden Komponistinnen nicht gesondert hervorgehoben; zudem kommt das Cover ohne den Hinweis aus, dass es sich im Fall des Klavierquintetts der auf dem Plattenmarkt gerade hoch im Kurs stehenden Florence Price um eine echte Ersteinspielung handelt. Auf solche Ankündigungen hat man beim englischen Label Chandos ohnehin schon immer verzichtet, sondern viel eher mit guten, sehr guten oder gar herausragenden Produktionen gepunktet – interpretatorisch wie aufnahmetechnisch. Auch in diesem Fall kommen Kenner wie Liebhaber auf ihre Kosten. Akustisch ist

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American Pioneers

American Pioneers

Manchen wird etwas unwohl, wenn das Adjektiv «american» nicht geographisch korrekt den großen Doppelkontinent meint, sondern nur die Vereinigten Staaten und deren «way of life». Natürlich gibt es in nahezu allen Bereichen des Lebens populäre Verallgemeinerungen; dass sie sich aber auch auf seriösen Covern und im eingespielten Repertoire niederschlagen, überrascht dann doch. Die ohnehin ungenaue, oftmals allzu leichtfertig hingeworfene Begrifflichkeit verweist auf eine kulturelle Vormachtstellung, die zwar faktisch existent ist (zumal durch verschiedene musikalische Institutionen), zugleich aber vieles ausklammert oder gar ausgrenzt. Ob die auf diesem mit «American Pioneers» überschriebenen

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Leo Fall / Die Rose von Stambul

Leo Fall / Die Rose von Stambul

Vermutlich wäre Die Rose von Stambul ohne den Ersten Weltkrieg ein Welterfolg geworden. So aber stand der knapp zweistündigen Operette von Leo Fall (1873–1925) das Bühnenverbot deutschsprachiger Kompositionen (und deren Überset-zung) entgegen. Andererseits wäre die Rose ohne die Geschehnisse der beiden Kriegsjahre möglicherweise gar nicht in dieser Weise entstanden: Abgesehen von allen Exotismen spielte das Osmanische Reich als Verbündeter eine wichtige Rolle, zumal nach dem Verkauf zweier im Mittelmeer eingeschlossener Kreuzer an Konstantinopel. Die SMS Breslau wurde dabei zur Midili – so lautet dann auch der keineswegs mehr zufällig anmutende

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Reynaldo Hahn / Ciboulette

Reynaldo Hahn / Ciboulette

Als zu Beginn der 1920er Jahre sich die Operette vor allem im deutschsprachigen Raum neu aufstellte und von New York aus durch das Musical eine ernste Konkurrenz bekam, wurde auch in Paris nochmals neu angesetzt. Musikalisch Immer mit Blick auf die Offenbach’sche Tradition, politisch jedoch gänzlich neutral, schuf Reynaldo Hahn (1874–1947) mit Ciboulette ein sehr gefälliges Werk, das zweifelsfrei verfängt und erheitert – nicht zuletzt durch die gegensätzlichen Milieus der einzelnen Bilder und die mit ihnen einhergehenden dankbaren Topoi. Nach einer inzwischen 40 Jahre alten, bei Sony erschienenen CD-Produktion aus

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Strauss II / Blindekuh

Strauss II / Blindekuh

Man mag es kaum glauben, dass auch Johann Strauss (Sohn) während seines an Erfolgen so reichen Lebens mit wahren Fehlschlägen zu kämpfen hatte. Die entsprechenden Kompositionen wurden jedoch von den noch immer weltbekannten Ohrwürmen wohlig überdeckt und gerieten rasch in Vergessenheit. Auf der Bühne geht es dabei noch gnadenloser zu als auf dem Konzertpodium – und so wurde die am 18. Dezember 1878 im Theater an der Wien uraufgeführte dreiaktige Operette Blindekuh bereits nach nur 16 Vorstellungen ein für allemal abgesetzt. Nun erlebt man also nach etwas mehr als 140

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Lattès / Le Diable à Paris

Lattès / Le Diable à Paris

Zwischen den Jahren liegen nicht nur die Raunächte, es ist – gefühlt – auch die rechte Zeit für Operetten. Während die einen orakeln, amüsieren sich die anderen an Abenden, die dem Alltag enthoben sind, leichter erscheinen und ein wenig Spritzigkeit ins Leben bringen: Man muss sich dazu nur landauf, landab, die Spielpläne anschauen. Doch gibt es mehr zu entdecken, als heute im Repertoire präsent ist… Über Marcel Lattès (1886–1943) und seine Kompositionen ist aktuell fast nichts zu erfahren (außer wenigen zusammenfassenden Daten im französischen Wiki). Dabei zählt er zu den

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Anton Bruckner / Thomas Dausgaard

Anton Bruckner / Thomas Dausgaard

Thomas Dausgaard ist ein rühriger Dirigent, der einen erkennbar eigenen Interpretationsstil pflegt. Mit dem Swedish Chamber Orchestra (Örebro) hat er etwa für das Label BIS großes sinfonisches Repertoire des 19. Jahrhunderts unter dem Motto «opening doors» eingespielt, obwohl man sich die Besetzung öfters gerne auch größer gewünscht hätte. Die klanglichen Ergebnisse sind noch immer spannend, vielfach gar erhellend. Wie dort schon zu beobachten war, zählt Dausgaard zu jenen Dirigenten, die auf dem Podest gerne auch mit dem Turbo unterwegs sind. Nicht bloß angezogene, sondern gar flotte Tempi zeugen von einer

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Johannes Brahms / Iván Fischer

Johannes Brahms / Iván Fischer

Mit wechselnder Intensität nehmen sich Iván Fischer und sein Budapest Festival Orchestra des großen romantischen Repertoires an. Manches überrascht dabei, anderes erfüllt (auf hohem Niveau) die gesetzten Erwartungen nicht ganz. So auch bei diesem Album, das nach mehr als zehn Jahren nicht nur die Gesamteinspielung des vierteiligen Zyklus‘ abschließt, sondern auch eine der beiden viel zu selten gespielte Serenaden berücksichtigt. Dass die rundweg sehr ordentliche und in sich stimmige Aufnahme der dritten Sinfonie bei mir keinen Ehrenplatz am CD-Player erhält, liegt an verschiedenen Aspekten, die sicherlich etwas mit persönlichen Vorlieben

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Franz Schubert / Heinz Holliger

Franz Schubert / Heinz Holliger

Mit diesem Album erreicht ein fünfteiliger Zyklus sein Ziel. Dabei haben es Heinz Holliger und das Kammerorchester Basel nicht allein auf die Sinfonien von Franz Schubert abgesehen, sondern wenigstens auch zwei Ouvertüren berücksichtigt (Fierabras und Zauberharfe). Vollständig ist damit das sinfonische Schaffen freilich längst nicht abgebildet – zumindest die reiferen Konzert-Ouvertüren hätten dazugehört, aber diese werden (wie so oft) offenbar einer Gattung scheinbar zweiten Ranges zugerechnet. Dafür bietet das finale Album dieser Reihe eine seltsame Mischung aus authentischem, gangbar gemachtem und bearbeitetem Schubert, die uns in Musik gebannte Vergänglichkeit vor

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Fanny Mendelssohn / Gaia Sokoli

Fanny Mendelssohn / Gaia Sokoli

Dass Fanny Mendelssohn (1805–1847) eine herausragende Komponistin war, steht seit langem außer Frage. Bedauerlich ist allein, dass sie in ihrem Œuvre nicht alle Gattungen bedachte. Gerade die großen zyklischen Formen der Instrumentalmusik fehlen; das Streichquartett (1834) gibt nur eine Vorahnung auf das, was ohne die gesellschaftlichen Grenzen auf einem eigenen Weg möglich gewesen wäre. Und so bliebt vor allem die Klaviermusik – hier repräsentiert durch drei Sonaten und einen Sonatensatz. Es mag dabei charakteristisch sein, dass die so genannte «Ostersonate» von 1828 noch bis vor wenigen Jahren dem Bruder Felix

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Dora Pejačević / Ekaterina Litvintseva

Dora Pejačević / Ekaterina Litvintseva

Es gab eine Zeit, da wurden auch auf LP zahlreiche Raritäten publiziert. Längst sind diese Einspielungen vom «Schirm» verschwunden bzw. erst gar nicht auf diesem aufgetaucht, denn viele der alten Labels sind schon lange in die ewigen Jagdgründe eingegangen. Masterbänder und Schallarchive sind oftmals verschollen, und im Zweifel liegen für eine digitale Auswertung die notwendigen Verträge nicht vor. Dann kam die CD – und mit ihr zunächst auch eine gefühlte Repertoireverengung. Bald aber entstanden erneut «Entdeckerlabels». Zu diesen darf man seit einiger Zeit aufgrund der beständigen Katalogerweiterungen auch Brilliant Classics

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Spurensuche / Kyra Steckeweh

Spurensuche / Kyra Steckeweh

Wer von einer «Spurensuche» spricht, denkt vermutlich zunächst an kleine, kaum wahrnehmbare Reste einer näheren oder ferneren Vergangenheit. Diese CD greift weiter. Nicht längst verblasste «Relikte» der Musikgeschichte wurden hier eingespielt, sondern wahre Schwergewichte. Sie sind (um im Bild zu bleiben) schon länger offenkundig und frei zugänglich, nur dass bisher kaum jemand so genau hingeschaut hat. Denn wo viele Komponistinnen (wie auch ihre männlichen Kollegen) sich oft nur mit kleinen Piècen begnügten, da zeigten Sophie Westenholz, Ethel Smyth und Dora Pejačević, dass man auch im Bereich der Sonate reüssieren konnte.

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