19. April 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch

Amsterdam Sinfonietta

Amsterdam Sinfonietta
Amsterdam Sinfonietta
1988 gegründet, gehört die Amsterdam Sinfonietta im Bereich der reinen Streicherbesetzung zu den etablierten und vor allem aber zu den künstlerisch äußerst versiert agierenden Ensembles. Das belegt nicht nur die ansehnliche Diskographie (auf dem Label Channel Classics), sondern auch das seit 2004 auf gleichbleibendem Niveau eingespielte Repertoire. Man darf es als nachhaltige Qualität auslegen, dass erst nach mehr als einem Dutzend Alben mit mehr oder weniger bekannten Werken Tschaikowskys Serenade auf dem Backcover erscheint. Bereits 2014/15 aufgenommen, ruhte das Master für lange Zeit, um erst 2019 veröffentlicht zu werden. Die Interpretation hat inzwischen nichts von ihrer Hingabe und Sogwirkung verloren, zumal die 23 Musiker:innen bei dieser Einspielung einen sehr kompakten Ensembleklang pflegen, verbunden mit einer Sichtweise, die nichts unnötig verzuckert oder in falsches Pathos taucht.

In den Vordergrund wird ganz eindeutig der musikantische Aspekt der Partitur gerückt – und damit wohl auch ein Kern der Komposition getroffen. Hörbar wird dies vor allem im verzögerten Einschwingprozess zum Finale und dort dann auch in den gar nicht mehr so «gelehrt» anmutenden kontrapunktischen Passagen. Auch die gerne einmal überbeanspruchte Schlussapotheose erscheint hier vor allem musikalisch motiviert – ein Glücksfall! Als dunkles Gegenbild dazu erweist sich Anton Arenskys Streichquartett a-Moll op. 35 (im Original mit zwei Violoncelli!). Das auf den Notenpulten liegende chorische Arrangement geht indes nur bei der Elegie auf den Komponisten selbst zurück, die Ecksätze setzte Marijn van Prooijen in Partitur. Viel war indes nicht zu berücksichtigen – und so darf diese Ergänzung nicht allein als geglückt, sondern auch als kongenial bezeichnet werden. Das «russische» Album überzeugt – auch wenn akustisch eine für das Streicherensemble geradezu traditionelle Klangästhetik gepflegt wird.

Peter Tschaikowsky. Serenade für Streicher C-Dur op. 48; Anton Arensky. Kammersinfonie a-Moll op. 35
Amsterdam Sinfonietta, Candida Thompson

Channel Classics CCS 37119 (2014/15)

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