10. Dezember 2025 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
It's a girl!

It’s a Girl!

Schon wieder ein Album mit einem Motto, das auf ein «!» endet. Und doch stellt sich auch hier die Frage, was genau denn nun mit dem affirmativen Ausrufezeichen gemeint ist. Kaum dürften es die Worte eines Arztes vor oder einer Hebamme nach der Geburt eines Menschenkindes sein. Doch wann sonst wird man in seinem Leben diesen Satz antreffen? Aber steht dann schon fest, dass aus dem Baby eine Komponistin wird? Mir sind das zu viele Ungereimtheiten. Im Booklet jedenfalls findet sich keine aufklärende Bemerkung, so dass der Ruf rasch verhallt.

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Signe Lund

Signe Lund

Es passiert nicht oft, dass eine Komponistin so konsequent aus der nationalen Musikgeschichte «hinausgeschrieben» wurde, wie dies bei Signe Lund (1868–1950) der Fall war. Früh schon erhielt die in besonderer Weise musikalisch Begabte von Edvard Grieg den Rat, nicht zu heiraten, im Wissen um die damit verbundenen Verpflichtungen, die sie dann tatsächlich für viele Jahre vom Konzertieren und Komponieren abhielten. Schließlich ließ sie ihre Familie in Norwegen zurück und wandte sich mit finanzieller Hilfe des Schwiegervaters (!) nach Berlin, Kopenhagen und Paris. Durch ihren zweiten Ehemann, einen französischen Architekten, gelangte

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Celebrating Women!

Celebrating Women!

Feiern ist immer gut. Früher stand das Wort für eine gediegene Veranstaltung geselliger Art. In der modernen Jugendsprache hat es hingegen eine durchaus andere Bedeutung erhalten, bei der nur ein Aspekt zur Hauptsache erklärt wurde. Wenn auf diesem Album nun explizit «Frauen» gehuldigt wird, so sind damit natürlich die hier berücksichtigten Komponistinnen gemeint. Kommt man aber in Feierlaune, weil es sich bei allen vier Werken um Ersteinspielungen handelt? Man muss sich jedenfalls nicht über die bisher ausgebliebene Rezeption der Partituren erhitzen: Wer genau hinschaut, wird sehen, dass es sich durchgehend

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Laura Netzel

Laura Netzel

Für den Titel dieser Folge der «Hörbar» steht eine Produktion des Labels Gramola Pate. Alternativ wäre auch ein bei Cobra Records erschienenes Album in Frage gekommen: Celebrating Women! – Andere Labels verzichten auf derartige reißerische Titel, sondern stellen ganz bewusst die jeweilige Komponistin mit ihren Werken ins Zentrum. Mir ist das weitaus sympathischer. Denn unter Berücksichtigung aller Kontexte zählt am Ende die Qualität der Werke, ebenso wie das Niveau der Interpretation. Skandinavische Labels haben das längst erkannt und setzen einfach den Namen der Komponistin ganz selbstverständlich und ohne Zusatz auf

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Zygmunt Stojowski

Zygmunt Stojowski

«Schon wieder ein unbekannter Romantiker!», möchte man ausrufen. Und tatsächlich wird wohl kaum jemand etwas von Zygmunt Stojowski (1870–1946) gehört haben. Geschuldet ist dies einer Biographie, in der es in einem entscheidenden Moment «go west» hieß. Abgesehen von der nach wie vor offenen (und vermutlich auch eher unerheblichen) Frage nach dem Geburtsort – zu viele Quellen gingen im Feuersturm des Zweiten Weltkriegs verloren –, findet man Stojowski zunächst als Schüler bei Władysław Żeleński in Krakau, dann bei Louis Diémer (Klavier) und Léo Delibes (Komposition) am Conservatoire in Paris. Mit seiner

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Jean Sibelius

Jean Sibelius

Seit der ultimativen Sibelius-Gesamteinspielung beim schwedischen Label BIS, die auch die verschiedenen Fassungen der Sinfonien einschloss (wie überhaupt «every note he ever wrote»), war es seltsam ruhig um Sibelius geworden – so als wäre das letzte Wort bereits gesprochen worden. Dabei half diese komplette Werkschau überhaupt erst einmal vieles zu verstehen und sich eigene Gedanken zu machen. Dass nun Klaus Mäkelä mit seinen 26 Jahren und dem Oslo Philharmonic eine weitere vollständige Sicht auf die Sinfonien wagt, ist daher nicht nur an der Zeit, sondern zeigt auch, dass noch immer

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Charles Koechlin

Charles Koechlin

Obwohl zahlreiche seiner Werke inzwischen auf CD verfügbar sind, gehört Charles Koechlin (1867–1950) noch immer zu den am wenigsten aufgeführten großen Komponisten der späten, zur musikalischen Moderne neigenden Romantik. Ohnehin verweigert sich sein individueller Stil jeder Form einer Schubladisierung – was wiederum eine breitere Rezeption erschwert. Tatsächlich weist nahezu jede seiner Partituren Überraschungen auf und bezaubert auf ganz eigene Weise immer wieder neu. In diesem Fall ist es die Seven Stars’ Symphony op. 132 (1933) – eine späte Komposition, wie auch alle anderen seiner insgesamt vier Sinfonien, von denen allerdings

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Ukrainian Piano Quintets

Ukrainian Piano Quintets

So leicht man sich heute tut mit nationalen Identitäten, die im 19. Jahrhundert gewachsen sind und in staatliche Strukturen mündeten, so schwer fällt dies für viele Kulturen im östlichen Europa, die durch das russische Zarenreich und danach nochmals im Stalinismus unterdrückt wurden. Erst die unverhoffte späte Selbstbestimmung seit den 1990er Jahren führte zum Anknüpfen an ältere Traditionen und damit auch zur Suche nach dem eigenen Erbe und eigenen Ausdrucksmöglichkeiten. Dass diese Suche nicht erst seit Februar 2022 bedroht wird, zeigt sich aktuell am breiten Strom des Dnipro, aber auch in

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Charles Villiers Stanford

Charles Villiers Stanford

Eigentlich sollte Charles Villiers Stanford (1852–1924) auf der Landkarte der musikalischen Spätromantik kein weißer Fleck mehr sein. Zwar ist der gebürtige Ire in die englische Musikgeschichte vor allem als Lehrer einer neuen Generation eingegangen; zu seinen Schülern zählen u.a. Gustav Holst, Ralph Vaughan Williams, Arthur Bliss, Frank Bridge, George Butterworth, Thomas Dunhill, Herbert Howells und John Ireland – ein Who’s Who der britischen Komponisten nach der Jahrhundertwende. Doch Stanford selbst? Wer nicht neugierig war und den CD-Markt der letzten drei Dekaden aufmerksam verfolgt hat, an dem dürfte seine sehr interessante,

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Kuhlau / Malling

Kuhlau / Malling

Obwohl bereits einzelne Werke im ausgehenden 18. Jahrhundert entstanden (es sei nicht nur an die beiden singulären Werke von Wolfgang Amadeus Mozart erinnert, sondern auch an solche aus Mannheim oder beim frühen Beethoven), erlebte das Klavierquartett erst im weiteren 19. Jahrhundert seinen Durchbruch als Besetzung – wenn nicht gar satztechnisch als Gattung. Die Kombination von Klavier und Streichtrio geht mit der Viola klanglich zwar weit über die klare Konstellation eines Klaviertrios hinaus und erreicht (auf der anderen Seite) doch noch lange nicht den aus der Kammermusik heraustretenden sinfonischen Sound eines

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Bruckner 7 / Roth

Bruckner 7 / Roth

Wer das Gürzenich-Orchester mit seinem Chefdirigenten François-Xavier Roth schon einmal live in der Kölner Philharmonie gehört hat, wird vermutlich davon berichten, wie auf dem Podium bei nahezu jeder Partitur eine ganz eigene, ungezwungen Symbiose zwischen Dirigent und Klangkörper entsteht, die das einem antiken Amphitheater nachempfundene Halbrund des großartigen Saals bis aus den letzten Platz zum Schwingen bringt. Der wiedererkennbare kompakte, warme und doch so wunderbar durchhörbare Sound des Orchesters, seine Fähigkeit ihn auch in feinsten dynamischen Abstufungen zu entwickeln, ist eine der tragenden Säulen dieses sensationellen Livemitschnitts von Anton Bruckners

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Winterreise / Zender

Winterreise / Zender

Wer Schuberts Winterreise in der ihr eigenen Modernität weiterdenkt, wird an Hans Zenders «komponierter Interpretation» aus dem Jahre 1993 nicht vorbeikommen. Die Partitur stellt den seltenen Glücksfall einer kongenial empfundenen und ausgearbeiteten «Musik über Musik» dar, ein Werk der inneren wie äußeren Verdichtung, ein Werk, das auf seltsam irritierende Weise die schon von Schubert angelegten Klänge durch neue Farben und Spielweisen aus der Beengtheit des modernen Klaviers befreit (mit Blick auf ein für Schubert zeitgenössisches Instrument mit seinem viel reicheren Spektrum stellt sich die Frage freilich ein wenig anders). Hans

This entry is part 1 of 5 in the series HörBar #054 – Winterreise (arrangiert)
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