4. November 2025 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Laura Netzel

Laura Netzel

Für den Titel dieser Folge der «Hörbar» steht eine Produktion des Labels Gramola Pate. Alternativ wäre auch ein bei Cobra Records erschienenes Album in Frage gekommen: Celebrating Women! – Andere Labels verzichten auf derartige reißerische Titel, sondern stellen ganz bewusst die jeweilige Komponistin mit ihren Werken ins Zentrum. Mir ist das weitaus sympathischer. Denn unter Berücksichtigung aller Kontexte zählt am Ende die Qualität der Werke, ebenso wie das Niveau der Interpretation. Skandinavische Labels haben das längst erkannt und setzen einfach den Namen der Komponistin ganz selbstverständlich und ohne Zusatz auf

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Thomas Larcher

Thomas Larcher

Eine Introduktion, zwei gewichtige instrumentale Sätze, vier Lieder. Thomas Larcher (*1963) hat mit Alle Tage (2010/15) ein bedeutendes Werk mit mehr als 45 Minuten Aufführungsdauer geschaffen, das formal scheinbar zwischen den Gattungen steht. Dabei definiert er es im Untertitel als «Symphonie für Bariton und Orchester» – zu Recht, denn die Anlage der Partitur erinnert an Gustav Mahlers vokal angereicherte «Wunderhorn»-Sinfonien, greift sogar hie und da den von dort vertrauten Duktus auf. Einen Duktus, der die Worte und Verse mit der Musik zusammendenkt, sie aufeinander bezieht, kommentiert und verstärkt. Larcher greift

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Zygmunt Stojowski

Zygmunt Stojowski

«Schon wieder ein unbekannter Romantiker!», möchte man ausrufen. Und tatsächlich wird wohl kaum jemand etwas von Zygmunt Stojowski (1870–1946) gehört haben. Geschuldet ist dies einer Biographie, in der es in einem entscheidenden Moment «go west» hieß. Abgesehen von der nach wie vor offenen (und vermutlich auch eher unerheblichen) Frage nach dem Geburtsort – zu viele Quellen gingen im Feuersturm des Zweiten Weltkriegs verloren –, findet man Stojowski zunächst als Schüler bei Władysław Żeleński in Krakau, dann bei Louis Diémer (Klavier) und Léo Delibes (Komposition) am Conservatoire in Paris. Mit seiner

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Charles Koechlin

Charles Koechlin

Obwohl zahlreiche seiner Werke inzwischen auf CD verfügbar sind, gehört Charles Koechlin (1867–1950) noch immer zu den am wenigsten aufgeführten großen Komponisten der späten, zur musikalischen Moderne neigenden Romantik. Ohnehin verweigert sich sein individueller Stil jeder Form einer Schubladisierung – was wiederum eine breitere Rezeption erschwert. Tatsächlich weist nahezu jede seiner Partituren Überraschungen auf und bezaubert auf ganz eigene Weise immer wieder neu. In diesem Fall ist es die Seven Stars’ Symphony op. 132 (1933) – eine späte Komposition, wie auch alle anderen seiner insgesamt vier Sinfonien, von denen allerdings

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Paul Wranitzky

Paul Wranitzky

Noch vor mehr als drei Jahrzehnten kam die auf LP veröffentlichte Einspielung mit der so genannten «Revolutions-Sinfonie» einer kleinen Sensation gleich. Inzwischen scheint das Œuvre von Paul Wranitzky (1756–1808) nicht mehr ganz so exotisch zu sein – jedenfalls sind zuletzt verschiedentlich Produktionen vorgelegt worden, die das Kennenlernen bequemer ermöglichen, auch wenn nicht immer alles von gleichbeliebender interpretatorischer Qualität ist. So kann man etwa mit der Einspielung von Sinfonien durch das Czech Chamber Philharmonic Orchestra, die bei Naxos aktuell bei Volume 4 angelangt ist, nicht recht glücklich werden. Das wirkliche Potential

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Concerto for Violin and Orchestra No. 2

Concerto for Violin and Orchestra No. 2

Das blau-gelbe Cover dieses Albums erscheint farblich bedrückend aktuell und wie ein Statement. Und doch ist es eher ein Zufall, denn das Foto stammt von der Uraufführung des Violinkonzerts am 24. Juli 2021 während des legendären Tanglewood Festivals. Es ist ein Spätwerk im besten Sinne des Wortes, denn hier musste sich der Komponist kaum mehr etwas selbst beweisen. Er schaut gleichermaßen zurück wie nach vorn, ist unabhängig von allem und jedem. Noch dazu handelt es sich um ein konzertantes Werk – weit weg von der Leinwand und den bewegten Bildern.

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Concerto for Cello and Orchestra

Concerto for Cello and Orchestra

«Are we allowed to do this?» So lautet in der Erinnerung von Yo-Yo Ma die Frage von John Williams angesichts der thematischen Gestaltung im vierten und letzten Satz seines 1993/94 entstandenen Cellokonzerts. Ein selbst nach Jahrzehnten noch immer interessanter Diskurs zwischen Komponist und Interpret – den ich allerdings eher in die 60er oder 70er Jahre verortet hätte, als der musikalische «Fortschritt» noch gänzlich von der Avantgarde diktiert wurde. Diese Zeit war jedoch in den 90ern vorüber, als musikalische «Nebenwege» plötzlich wieder Gehör fanden und die Melodie, der Gesang wiedergefunden wurde.

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Spotlight on John Williams

Spotlight on John Williams

Dieses Album ist kein Leichtgewicht. Zwar wurden auch hier (wie bei vielen anderen älteren oder aktuellen Veröffentlichungen) zahlreiche Highlights aus den besten Kinoknüllern eingespielt, und doch hat man auf einige der ganzganz großen Nummern verzichtet. Mich hat das zunächst irritiert. Und doch stimmt der Titel in ganz anderer Weise: Ein «Spotlight» richtet sich nicht auf jene allgegenwärtigen Scores, sondern eben auf die Fülle der Stile, durch die John Williams spricht, manchmal gar wie ein komponierendes Chamäleon. An diesem Doppelalbum wird aber auch rasch klar, welchen Instrumenten und natürlich auch Komponisten(!)

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Tuba Concerto

Tuba Concerto

John Williams gehört fraglos zu jenen Komponisten, von denen nur ein Teil des gesamten Schaffens bekannt ist. Fast ergeht es ihm so wie einst Carl Czerny – der erst am Ende seines Lebens erschrocken bemerkte, dass ihn alle Welt nur wegen seiner Etüden kennen würde; seine Sinfonien und Streichquartette (missing links aus dem 19. Jahrhundert) blieben ungedruckt liegen und werden erst jetzt wiederentdeckt. Bei Williams steht die Sache etwas anders. Wikipedia verzeichnet einen Katalog von konzertanten Werken (allein zwölf veritable «Concerts»), während man allerlei Hymnen und Fanfaren als Gelegenheitsarbeiten einstufen

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The Berlin Concert

The Berlin Concert

Um es gleich vorweg zu nehmen: Die Atmosphäre dieses Konzertmitschnitts als ein wirklicher Live-Event ist weder bei Spotify noch auf anderen Streaming-Plattformen so zu erleben wie auf dieser Doppel-CD. Nur hier gibt es den begeisterten Applaus der Fans, nur hier sind einige der persönlichen Geschichten und Geschichtchen zu hören, mit denen der Großmeister des Hollywoodfilms knapp vor seinem 90. Geburtstag mit Sympathie und Frische durch das Programm führte. Und man wird wirklich überrascht: Denn dieses Konzert vom Oktober 2021 stellt zugleich den ersten Berlin-Besuch von John Williams dar. Wer hätte

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Nicolaus Bruhns

Nicolaus Bruhns

Nicolaus Bruhns (1665–1697) gehört zu den norddeutschen Meistern des stylus phantasticus – und ist wie so viele andere Komponisten in der Musikgeschichte viel zu früh, hier im Alter von nur 31 Jahren, verstorben. Besonders tragisch ist, dass sich aus seiner Feder bloß wenige Werke erhalten haben: neben fünf recht unterschiedlich disponierten Kompositionen für die Orgel auch zwölf Vokalwerke – geistliche Konzerte mit kleiner Streicherbegleitung. Über die hohe Qualität der Kompositionen ist man sich seit langem einig. Die Orgelwerke sind spätestens durch die streitbare Beckmann-Ausgabe gut bekannt, doch auch bei dem

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Georg Philipp Telemann

Georg Philipp Telemann

Schon länger wird mit dem Vorurteil, Telemann sei ein «Polygraph» gewesen, gründlich aufgeräumt. Denn es war schon seltsam: Ohne die ganze Breite und stilistische Variabilität seines musikalischen Schaffens zu kennen (denn nur ein kleiner Bruchteil war in Neuausgaben erreichbar), hat man ebenso rasch wie gründlich über einen Komponisten gerichtet, der unter seinen Zeitgenossen im 18. Jahrhundert höchstes Ansehen genoss. Dabei ergänzte Johann Mattheson die 1740 in der Grundlage einer Ehrenpforte erschienene Autobiographie um die Verse: «Ein Lully wird gerühmt; Corelli lässt sich loben; Nur Telemann allein ist übers Lob erhoben.»

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