23. April 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch

Celebrating Women!

Celebrating Women!
Celebrating Women!

Feiern ist immer gut. Früher stand das Wort für eine gediegene Veranstaltung geselliger Art. In der modernen Jugendsprache hat es hingegen eine durchaus andere Bedeutung erhalten, bei der nur ein Aspekt zur Hauptsache erklärt wurde. Wenn auf diesem Album nun explizit «Frauen» gehuldigt wird, so sind damit natürlich die hier berücksichtigten Komponistinnen gemeint. Kommt man aber in Feierlaune, weil es sich bei allen vier Werken um Ersteinspielungen handelt? Man muss sich jedenfalls nicht über die bisher ausgebliebene Rezeption der Partituren erhitzen: Wer genau hinschaut, wird sehen, dass es sich durchgehend um Frühwerke handelt, die mitunter aus handwerklichen Gründen entstanden sind, und das Streichtrio (diese Besetzung ist in allen Kompositionen gleich) nicht als kammermusikalische Gattung, sondern wohl eher als Spiegelung und Erprobung neutraler wie anspruchsvoller Dreistimmigkeit angesehen werden muss.

Den Anfang macht ein viersätziges Trio der aus Australien stammenden Miriam Hyde (1913–2005) aus dem Jahre 1932 – das Werk einer 19-jährigen, die gerade erst am Royal College of Music in London angekommen war. Die abwechslungsreiche Gestaltung von Faktur und Verlauf machen dabei neugierig auf die weitere musikalische Entwicklung dieses wahrlich langen Lebens. Gleich fünf Sätze umfasst eine frühe Suite (1925) der in Amsterdam geborenen Emmy Frensel Wegener (1901–1973); sie komponierte überhaupt nur zwischen 1925 und 1935 und ging dabei offenbar einen eigenen, an der französischen Moderne orientierten Weg, Auch in der Fuge (1938) von Irene Britton Smith (1907–1999), die mit afrikanischen Wurzeln in Chicago geboren wurde, ist eher als Studienarbeit zu bezeichnen, was auch das im Booklet abgedruckte Faksimile des Anfangs klar macht.

Von ganz anderem Anspruch ist hingegen das Streichtrio (1884) von Ethel Smith (1858–1944), das auch als einziges eine (frühe) Opuszahl trägt; mit seiner großformatigen Anlage nimmt es die Hälfte der Spielzeit dieser CD ein. Deutlich wahrnehmbar ist hier das Vermögen, musikalische Verläufe über weite Räume souverän zu gestalten und dabei auch den Satz vollständig auszuarbeiten – in einem Trio seit jeher die schwierigste kompositorische Aufgabe. Frühe Meisterschaft kündigt sich an! Mit diesem Werk ergeben sich dann auch für das Hague String Trio interpretatorische Freiräume. Dass das Ensemble etwas zu präsent und damit auch in den Höhen spitz klingt, ist wohl der Aufnahmesituation in einem Studio geschuldet.

Celebrating Women!

  • Miriam Hyde. String Trio (1932);
  • Emmy Frensel Wegener. Suite für Streichtrio (1925);
  • Ethel Smyth. String Trio op. 6 (1884);
  • Irene Britton Smith. Fuge g-Moll für Streichtrio (1938)

The Hague String Trio

Cobra Records COBRA 0083 (2021)

 

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