4. August 2025 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Durch den Wald / StimmGold

Durch den Wald / StimmGold

Kompositorische Rezeption und Reflexion in der Nachfolge Johann Sebastian Bachs findet man bis in die Gegenwart als lebendiges Dokument einer gültigen Universalität. Aber Max Reger? Während er selbst bei Bach «Anfang und Ende aller Musik» sah, sich auch mit Telemann, Hiller, Mozart und Beethoven in Variationen (und fallweise auch darüber hinaus) schöpferisch auseinandersetzte, blieb er selbst trotz seinen umtriebigen Wirkens ohne weithin sichtbare Spuren im Œuvre anderer. Man muss schon genau hinsehen und wird über den frühen Hindemith hinaus dennoch kaum etwas finden. Zu sehr erschien er neben seine Musik

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #097 – Reger 150
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Max Reger / Markus Schäfer

Max Reger / Markus Schäfer

Sind neuere Einspielungen von Werken Max Regers eher rar, so zählen Aufnahmen auch nur einiger seiner über 300 Lieder und Gesänge schon lange zu den absoluten Raritäten – diskograpisch, mehr noch auf dem Podium. Die Antwort auf die obligatorische Frage nach dem «Warum?» ist freilich facettenreich. So wählte Reger als Textvorlagen keine «Klassiker» aus, sondern hielt sich als Leser wie auch als Kenner mit Begeisterung an konservativ getönte zeitgenössische Dichter (einige heute noch vertraute progressive Namen fehlen: George, Hofmannsthal, Holz, Huch, Rilke). Seine musikalische Sprache, die Dichte des Ausdrucks und

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #097 – Reger 150
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Robert Oberaigner / Fritz Busch Quartett

Robert Oberaigner / Fritz Busch Quartett

Es gibt kammermusikalische Gattungen mit großen Traditionen und einer Vielzahl herausragender Meisterwerke, die wie Leuchttürme den Weg für anderes gewiesen haben. Es gibt aber auch Besetzungen, für die eine Handvoll Werke ausreicht, um genau jenen Beziehungsreichtum abzubilden, von denen die Musik und ihre Geschichte lebt. Dazu zählt insbesondere das Klainettenquintett – beginnend 1789 mit Mozarts Maßstäbe setzender Komposition KV 581, in dieser Qualität erst wieder gefolgt von Brahms’ op. 115 (1891) und nochmals 25 Jahre später fortgesetzt durch Regers op. 146 (1916). Wer gräbt, der wird noch andere gute Werke

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #097 – Reger 150
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Max Reger / Artium Trio

Max Reger / Artium Trio

Dieses Album beschreibt im gewissen Sinne die Entwicklung des jungen portugiesischen Artium Trios: Es wurde 2016 gegründet, die Einspielung wurde wurde 2018 produziert, die Veröffentlichung erfolgte aber erst 2021 bei Brilliant Classics – weit im Vorfeld des Reger-Jahr 2023 (150. Geburtstag), das selbst für einen seit langem überzeugten Regerianer nahezu unbemerkt seinem Ende entgegen geht. Umso mehr darf man sich daher an dieser Einspielung und einer Trio-Formation freuen, der ich deutlich mehr Aufmerksamkeit wünsche! Wenn diese Aufnahme aber schon fünf Jahre alt ist – wie wird das Ensemble seither noch

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #097 – Reger 150
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Without Borders / Can Çakmur

Without Borders / Can Çakmur

Wenn nicht alles täuscht, so wird Can Çakmur sich in den kommenden Jahren und Jahrzehnten als einer der profiliertesten Pianisten nicht nur seiner Generation etablieren. Einige Preise hat er bereits gewonnen – was mich persönlich aber weit mehr interessiert, ist seine Art der Interpretation, einer sehr markanten Herangehensweise an Musik verschiedener Epochen. Aktuell steht er bei dem auch für Überraschungen bekannten schwedischen Label BIS unter Vertrag – und ich hoffe, dass dies trotz der vielen Veränderungen auf dem Musikmarkt noch lange so bleibt. Offensichtlich darf sich der 1997 geborenen Can

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #096 – Klavierstücke
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Franz Liszt / Gabriel Stern

Franz Liszt / Gabriel Stern

Auch wenn hier die Études d’exécution transcendante in der letzten Fassung von 1851 eingespielt wurden: diese Sammlung fasziniert nicht nur durch ihre in kaum erreichbare Höhen getriebene Virtuosität, sondern mehr noch durch die Vorstellung, dass eine erste Fassung bereits 1826 (!) niedergeschrieben wurde, als Franz Liszt gerade einmal 15 Lenze zählte, Mendelssohn seine Sommernachtstraum-Ouvertüre komponierte, Beethoven den Kanon «Wir irren allesamt, nur jeder irret anders» notierte und Schubert seine drei großen letzten Sonaten noch nicht zu Papier gebracht hatte. Wie so oft spiegeln sich in nur einem Jahr ganz verschiedene

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #096 – Klavierstücke
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Karol Rathaus / Daniel Wnukowski

Karol Rathaus / Daniel Wnukowski

«Mein Problem ist das des ignorierten unabhängigen und individuellen Komponisten. Mein Name ist bekannt, aber niemand führt meine Werke auf.» So lautet der Stoßseufzer eines Komponisten, der darüber hinaus trotz aller Bemühungen an einem bestimmten Punkt der Weltgeschichte seine alte Heimat verlor und keine neue fand. Karol Rathaus (1895–1954) schrieb die Worte nicht etwa vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, sondern in den «Staaten» im Jahre 1950. Ein Blick in die biographischen Rahmendaten geben Klarheit – und erinnern in manchen Punkten an die gegenwärtige Situation vieler anderer Menschen: 1895 in Ternopol

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #096 – Klavierstücke
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Glinka revisited / Viacheslav Shelepov

Glinka revisited / Viacheslav Shelepov

Das «revisited» kennt man sonst aus wissenschaftlichen Aufsätzen, wenn alte Themen und Argumentationen nochmals aus einer neuen Perspektive beleuchtet werden. Bei diesem Album mit Klaviermusik von Michail Glinka (1804–1857) stellt sich jedoch die Frage, ob man sich diesem eher unbedeutenden Teils seines Schaffens überhaupt schon einmal musikpraktisch gewidmet hat, generell und auf einem ansprechenden, hohen Niveau. Am Ende der Überprüfung und Wiederbelebung der kleinformatigen Stücke steht aber eine doppelte Bereicherung: Zum einen wird das Bild des vor allem durch seine beiden großen Opern bekannten Komponisten bedeutend erweitert, zum anderen handelt

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #096 – Klavierstücke
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Hans Seeling / Karl-Andreas Kolly

Hans Seeling / Karl-Andreas Kolly

Keine Sorge, wenn Sie den Namen des in Prag geborenen Komponisten Hans Seeling (1828–1862) bisher noch nie gehört haben. Er findet sich weder in einer der großen Enzyklopädien, noch ist er Kennern bekannt; rudimentäre biographische Hinweise finden sich nur im 33. Band des Biographischen Lexikons des Kaiserthums Oesterreich – aus dem Jahre 1877. Wer also war Hans Seeling, und warum haben uns seine Werke, von denen Karl-Andreas Kolly eine wirklich interessante Auswahl eingespielt hat, noch etwas zu sagen? Zunächst geben sie fraglos einen wundervollen Einblick in die Musikwelt der Mitte

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #096 – Klavierstücke
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La nuit transfigurée / Trio Karénine

La nuit transfigurée / Trio Karénine

Die Kunst der Interpretation einer Bearbeitung oder eines Arrangements liegt darin, das Original nur mitzudenken, es aber nicht zu imitieren, den nun veränderten Klangeigenschaften der Partitur nachzuspüren, sie von innen heraus zum Leuchten zu bringen, sie eigenständig zu deuten. All dies gelingt dem in Frankreich beheimateten «Trio Karénine» bei seiner Einspielung von Schönbergs glühend-leuchtender Verklärter Nacht geradezu beispielhaft, wenn nicht gar phänomenal. Denn die von Eduard Steuermann stammende Transkription für Klaviertrio, die satztechnisch eher reduziert und klärt als den verwobenen Satz ins Sinfonische weiter verdichtet, wird hier nicht als kammermusikalischer

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #095 – Night Music
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Night on Earth / Ulf Schneider

Night on Earth / Ulf Schneider

Bevor es mit der Welt zu Ende geht, rasch noch ein paar schöne Stücke zur guten Nacht – diese Gedanken stellen sich nicht nur angesichts des Covers ein. Zum Glück ist es aber noch nicht so weit. Und so bleiben nur die dunklen Stunden des Übergangs, die schon immer den Geist und die Geister angeregt haben, im Sommer sternenklar romantische Gefühle evozieren und im Winter bei Vollmond alles bitterkalt gefrieren lassen. Einige der nächtlichen Geheimnisse vermag dieses Album vielleicht etwas näher zu fassen, jedenfalls beleuchtet es die Nacht auf 27

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #095 – Night Music
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Verklärte Nacht / Hamburg Trio

Verklärte Nacht / Hamburg Trio

Man darf sich bei dieser Verklärten Nacht nicht täuschen lassen. Die von Eduard Steuermann im Jahre 1932 angefertigte Transkription für Klaviertrio stammt nicht aus dem Umkreis des Vereins für musikalische Privataufführungen, sondern versucht das ursprünglich für Streichsextett komponierte Werk in eine viel geläufigere Besetzung zu übertragen, ja vielleicht sogar in die musikalisch anspruchsvolle «gute Stube» einziehen zu lassen. Bekanntlich wirkte Steuermann in der verantwortlichen Position des «Vortragsmeisters» im Verein mit und brachte auch andere Partituren Schönbergs in die Form des Klavierauszugs. Ob nun allerdings die hochemotional glühende Verklärte Nacht als

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #095 – Night Music
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