Tatsächlich wird man den Namen Thomas de Hartmann eher aus dem Umfeld Gurdjieffs kennen, dessen Melodien er für die Nachwelt festhielt. Seine eigenen Kompositionen werden erst seit wenigen Jahren wiederentdeckt – insofern kann man dem Titel dieses Albums nur zustimmen. Wer das Booklet genauer studiert, stößt auf eine interessante Information: Das nun bei Pentatone erschienene Album ist bereits die vierte von insgesamt sechs geplanten Produktionen – nur dass die anderen bei Toccata Classics (zwei Alben mit Orchesterwerken) und bei Nimbus erschienen sind. Ohne weitere Angaben oder konkrete Querverweise ist das eine gewisse (vermeidbare) Hürde für viele interessierte Hörer, zumal auch die entsprechende Seite des Thomas de Hartmann Projects nicht ganz eindeutig ist. Bleibt die Musik selbst – und die ist wirklich erstaunlich. Die Partituren de Hartmanns knüpfen an die Sprache der Spätromantik an, zeigen aber einen ganz eigenen, unverwechselbaren Tonfall, der auch mit einigen Exotismen gespickt ist. So scheint das viersätzige (!) Violinkonzert eine Geschichte zu erzählen, das Cellokonzert wirkt fast cineastisch. Kein Wunder, dass der so veranlagte Komponist später unter Pseudonym unter anderem zahlreiche Filmmusiken schrieb. Man merkt, dass sowohl die Solisten, die Dirigent:innen als auch die beiden Orchester von den Kompositionen überzeugt sind. Eine echte Entdeckung.
Thomas de Hartmann. Rediscovered
Thomas de Hartmann. Konzert für Violine und Orchester op. 66 (1943); Konzert für Violoncello und Orchester op. 57 (1935)
Joshua Bell (Violine), Matt Haimovitz (Violoncello), INSO-Lviv Symphony Orchestra, MDR Sinfonieorchester Leipzig, Dalia Stasevska, Dennis Russell Davies
Pentatone PTC 5187 076 (2022, 2024)