Heinrich Alberts Kürbishütte / Hathor Consort

Eine Kürbishütte in Königsberg. Sie war Fluchtort für Dichter (und komponierende Musiker), die das Glück hatten, im ostpreußischen Königsberg nur indirekt von den Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges betroffen zu sein. Und dennoch: Selbst in großer Entfernung hatten die zu jener Zeit kämpfenden oder marodierenden Truppen einen Einfluss auf das Denken in Verlusten und das Gefühl der Vanitas insgesamt. Selbst der von Heinrich Albert (1604–1651) auf einem ihm von der Stadt geschenkten Grundstück vor den Toren der Stadt an der Pregel angelegte Garten mit seiner für einen ganzen Kreis von Dichtern und ihren Werken prägenden namensgebenden Kürbishütte wurde davon nicht verschont: So dichtete und komponierte Johann Hildebrand (1614–1648): «Ach Gott! wir habens nicht gewusst, was Krieg für eine Plage ist. Nun erfahren wir es leider allzusehr, dass Krieg eine Plage über alle Plagen ist, denn da gehet Gut weg, da gehet Mut weg, da gehet Blut weg, da gehet alles weg.»

Aber auch die Kürbishütte als Rückzugsort musste bald weichen. Nur wenige Jahre später enteignete die Stadt Königsberg das Grundstück für einen Wall- und Straßenbau. Geblieben sind eine Reihe von Dichtungen und Kompositionen u. a. von Simon Dach, Georg Werner, Johann Franck – auch Martin Opitz war 1638 zu Gast. Das bereits 2020 aufgenommene und 2021 noch in europäischen Friedenszeiten erschienene Album passt in geradezu erschreckender Weise in unsere Zeit: Mit Freundschaft, Musik und Poesie gegen die Grauen des […] Krieges – und in fünfeinhalb musikalischen Bildern, die mit Krieg, Sehnsucht nach Frieden im Angesicht der Sterblichkeit, Brüchiger Waffenstillstand, Angst, Not, Tod, Zerstörung – Die Folgen des Krieges sowie Deutschland schreit nach Frieden und einer Conclusion überschrieben sind. Ein Album, dass musikalisch überzeugt, das aber auch unfreiwillig in die heutige Zeit passt. Nichts hat sich geändert. Leider.

Heinrich Albert’s Pumpkin Hut.
Samuel Scheidt. Galliard Battaglia à 5, (SSWV 59); Heinrich Schütz. Es steh Gott auf (SWV 356); Samuel Scheidt. Paduan Dolorosa à 4 (SSWV 42); Johann Hildebrand. Der V. Kriegs-Angst-Seufftzer; Samuel Scheidt. Courant Dolorosa à 4 (SSWV 47); Heinrich Albert. Mit der Zeit ich kommen bin; Mensch, ich kann es leichtlich gläuben; Sieh mich an und denke dran; Die Zeit und wir vergehn; Ich und meine Blätter wissen (alle aus: Musicalische Kürbs-Hütte); Johann Bach. Unser Leben ist ein Schatten; Heinrich Schütz. Siehe, wie fein und lieblich ist’s (Prima pars) (SWV 48); Heinrich Albert. Jetzund liebet; Andreas Hammerschmidt. Gagliard, aus: Suite à 5 in d; Heinrich Albert. Auf und springet; Andreas Hammerschmidt. Sarabande, aus: Suite à 5 in d; Heinrich Albert, In seiner Liebsten Armen; Andreas Hammerschmidt. Gagliard, aus: Suite à 5 in C; Andreas Hammerschmidt. Ballet, aus: Suite à 5 in C; Heinrich Albert. Mein liebstes Seelchen, lasst uns leben; Johann Nauwach. Jetzund kömmt die Nacht herbei; Heinrich Albert. Ich steh in Angst und Pein (instrumental); Das Leid ist hier; Johann Hemann Schein. Ruh-Begräbniss der kleinen Kinderlein; Samuel Scheidt. Paduan à 4 (SSWV 43); Canzon à 4 Cornetto (SSWV 56); Heinrich Schütz. Verleih uns Frieden gnädiglich (SWV 354); Samuel Scheidt. Canzon à 5 ad imitationem Bergamasca Anglica (SSWV 64); Heinrich Albert. Lobet Gott in seinem Heiligtum; Michael Jakobi. Jauchzendes Friedensbeschlusslied; Johann Hermann Schein. Lehre uns bedenken
Dorothee Mields (Sopran), Hathor Consort
Ramée RAM 1913 (2019)

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