Wer nun aufgrund des entlegenen Repertoires an eine lediglich mediokre Einspielung denkt, täuscht sich in jeder Hinsicht. Es ist eine Produktion, wie man sie sich oft genug von «regulären» Streichquartetten wünscht: In der Gestaltung und interpretatorisch vollkommen durchdacht, im Klang als geschlossene Einheit und doch mit individuellen Akzenten, in der Raumakustik tatsächlich kammermusikalisch. Hier wurde nichts dem Zufall überlassen, ohne dass die Werke in irgendeiner Weise manieriert oder gekünstelt erschienen – ganz im Gegenteil. Gerade die vorklassischen Kompositionen legen eine Geschmeidigkeit an den Tag, dass man sich allein vom Hören her fragen kann, warum «diese» Besetzung sich nicht durchgesetzt hat. Schon an diesem Gedanken lässt sich ablesen, mit welch herausragender Qualität das Quatuor Avium die einzelnen Werke realisiert. Die interpolierten (und in gamben-ähnlichen Farben leuchtenden) Fantasien von Purcell und Byrd wirken nicht störend, sondern eher bereichernd, das neue Quartett von Felix Treiber (geb. 1960) keineswegs aufgesetzt, sondern in allen Sätzen genau ausgehört. Dieses Album hat es verdient, mehr als nur ein Zufallsfund zu sein.
Franz Anton Hoffmeister. Quartett Es-Dur op. 20/5; Henry Purcell. Fantasia à 4 Nr. 8; Carl Stamitz. Quartett g-Moll op. 2/2; Felix Treiber. Quartett (2021); William Byrd. Fantasia à 4 Nr. 5; Giuseppe Cambini. Quartett D-Dur op. 21/3; George Gershwin. Three Preludes (Arr. Felix Treiber)
Quatuor Avium
Antes Edition BM 319329 (2022)