Beide Werke standen schon vor der Produktion auf dem Programm des Ares Trios. Sie haben vom Charakter her gut in die unsichere Zeit gepasst – zumal in der hier festgehaltenen Deutung, die versucht, auf dem schmalen Grat zwischen kühler Temperatur und perfekter Umsetzung der Partitur nicht den Halt zu verlieren. Zu beobachten ist dies im Schostakowitsch-Trio, das sehr durchgearbeitet gespielt wird, aber nichts von seiner existenziellen Brüchigkeit spüren lässt. Man muss dazu nicht die schnellen Sätze aufrufen (das Scherzo ist in den Streichern zudem stark forciert und auf den Moment bedacht). Bereits die ersten Takte des Kopfsatzes lassen es für mich tonlich wie gestalterisch noch an jenem Geheimnis fehlen, das in die Tragik dieser Komposition hineinzieht und einen nicht mehr herauslässt. Ausgereifter wirkt die Aufnahme des Trios von Babadjanian – wobei mich hier das Booklet (gezeichnet von «Linda lobbi, Quinte Parallele») mit einigen Aussagen zu Babadjanian und dessen Werk verunsichert zurücklässt: Kein Wort über die Schallplatteneinspielung durch David Oistrach, Sviatoslav Knushevitsky und den Komponisten – dafür aber ein nicht weiter belegter Hinweis auf eine Uraufführung des Werks in dieser Besetzung beim Begräbnis Stalins (!?). Dass Babadjanian nach diesem Klaviertrio keine großformatigen Werke mehr geschrieben haben soll, stimmt so nicht. Im Werkverzeichnis finden sich u. a. eine Sonate für Violine und Klavier (1959), ein Konzert für Violoncello (1962) und ein drittes Streichquartett (1976) – übrigens in memoriam Dmitri Schostakowitsch.
Arno Babadjanian. Klaviertrio fis-Moll (1952); Dmitri Schostakowitsch. Klaviertrio Nr. 2 e-Moll op. 67 (1944)
Ares Trio
Coviello Classics COV 92216 (2022)