Eine Platte mit magischer Tiefe. Wenn mich nicht alles täuscht, geht diese gärende Musik im gesamten Klangbild in Richtung des alten „Art Ensembles Of Chicago“ – was natürlich an der Besetzung einerseits (minus 1 Trompete und Saxophon, dafür plus 1 Posaune) liegt und ihr auch geschuldet ist. Vielleicht übertrieben. Aber es war dies tatsächlich das spontane Hörgefühl. Und damit ist auch die Vielfalt der Gestaltungswege der einzelnen Tracks von suppiggemüsig bis zum sorgfältig geschnitten Brot angesprochen.
Das ist es aber genau, was diese Magie im Tonfall erzeugt, die übernational, transnational, superglobal zu klingen scheint und dabei musikalische Sprachwelten in sich ganz selbstverständlich vereinigt. Natürlich spürt man an manchen Stellen das gewisse studierte Themenmaterial westeuropäischer Tonsatzmeisterei wie in «Danse Amoureuse» (superfluffig, Punkte contra Punkte) oder die Ganztonleiter-Episoden bei «Skrupel». Doch wirkt das eben nicht gezwungen, sondern magisch-logisch. Oder so trivial wie gewichtig bei den «Heavy Cats».
«Gewidmet ist er einem imaginären Ort, an dem man sich sicher und geborgen fühlt. An dem Zeit Verpflichtungen, Probleme, Stress und Alltag keine Rolle spielen,» liest man in den Inliner-Notes zur CD – und das ist auch wie zu jeder Zeit bitter sinnvoll und nötig. Und wird eben doch torpediert, weil man mit seinen Improvisationen und Kompositionen heraustreten muss, und so zum Expressionisten wird. In diesem zwischenweltlichen Stadium ist Florias Weiss mit Woodism.
Florian Weiss Woodoism: Refugium [2019]
- Florian Weiss – trombone
- Linus Amstad – alto sax
- Valentin v. Fischer – double bass
- Philipp Leibundgut – drums, glockenspiel
Neuklang