Dass es sich durchwegs um «große» Musik handelt (die Variations bedeuteten für Britten den internationalen Durchbruch), zeigt diese rundum fulminante Aufnahme durch die Sinfonia of London. Gründlich ausgehört, präzise gespielt, differenziert gestaltet und saftig im Ton wird schon nach wenigen Takten klar, dass man es mit einer hochkarätigen Interpretation dieser richtungweisenden Werke zu tun hat. Der kompakte Klang mag dabei manche satztechnische oder harmonische Finesse verschleiern, dafür aber verblüfft der gestalterische Zusammenhang und die intonatorische Sicherheit. Dass Brittens Variations eher einem organisatorischen Zufall zu verdanken sind, sagt nichts über deren Qualität aus. Im Gegenteil: Vielleicht war es gerade der Zeitdruck, der dem mit der Viola so vertrauten Komponisten den entscheidenden Impuls gab. Manchmal fallen die wahren Meisterwerke erst in einer solchen Engstelle vom Himmel. – Ob sich in der englischen (oder britischen) Musik noch andere Buchstaben in diesem Repertoire so wundervoll vereinen lassen?
English Music for Strings.
Benjamin Britten. Variations on a Theme of Frank Brigde op. 10 (1937); Frank Bridge. Lament H 117 (1915); Lennox Berkeley. Serenade for Strings op. 12 (1938/39); Arthur Bliss. Music for Strings F 123 (1935)
Sinfonia of London, John Wilson
Chandos CHSA 5264 (2020)