Bei den Motetten hat sich das aus Italien stammende Ensemble Cantica Symphonia für eine Realisation mit gemischten Stimmen entschieden – was einerseits den inhärenten Klang des Satzes aufspaltet, andererseits mit dem leuchtenden Sopran farbige Kontrapunkte setzt, wie etwa im zweiten Teil von Benedicta es. Interpretatorisch steht der kontinuierliche Fluss der Stimmen im Vordergrund, was einen warmen Wohlklang in angenehm räumlicher Akustik hervorbringt. Dies gilt auch für die eingestreuten Chansons mit ihrem bunten Instrumentarium (Orgel, Harfe, Fidel, Zugposaune, Dudelsack). Für ein Album mag der Wechsel zwischen geistlicher und weltlicher Musik sicherlich eine adäquate Lösung sein (die Motetten werden voneinander abgesetzt, und das Ohr kann sich neu einstellen), mit Blick auf die Aufführungsorte funktioniert dies freilich historisch nicht. Doch geschenkt, denn man wird zu Josquins Zeiten auch nicht eine Folge von Motetten oder gar die einzelnen Sätze einer Messe hintereinander weg gesungen haben. Jede CD ist ohnehin ein «dokumentierendes» Medium.
Josquin Desprez. Stabat Mater. Marian motets and instrumental songs.
Stabat Mater, Bergerette savoyenne, Ave Maria, La Bernardina, Ecce tu pulchra es, De tous biens plaine, Salve Regina, Entre je suis, Benedicta es celorum regina, Fortuna desperata, Vultum tuum deprecabuntur, Nimphes nappés – Circumdederunt me
Cantica Symphonia, Giuseppe Maletto
Glossa GCD P31909 (2018, 2020)