6. Mai 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
One Century of Music – Orchestre de la Suisse Romande

One Century of Music – Orchestre de la Suisse Romande

Aus den Radioprogrammen wie vom Plattenteller ist der Name des Orchesters nicht wegzudenken. Mehr noch handelt es sich bei dem Orchestre de la Suisse Romande um das musikalische Aushängeschild der Romandie. Das macht leicht vergessen, dass sowohl die Gründung wie auch die nachfolgenden Jahre von Unsicherheiten begleitet waren. Als nach dem Ende des Ersten Weltkriegs andernorts um die politische Richtung gekämpft wurde und die Spanische Grippe ihre Opfer forderte, präsentierte sich am 30. November 1918 das Orchester erstmals in der Genfer Victor Hall und zwei Tage später im Théâtre de

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75 ans Orchestre de Chambre de Lausanne

75 ans Orchestre de Chambre de Lausanne

Wie die Zeit vergeht! Bereits 2017 feierte das Orchestre de Chambre de Lausan­ne sein 75-jähriges Bestehen. In der Stadt ein nicht wegzudenkender Pfeiler (im Konzertsaal wie auch im Orchestergraben) ist es auch außerhalb der frankopho­nen Schweiz ein wichtiger Teil des Musiklebens geworden – nicht allein durch seine Tourneen und Gastauftritte, sondern auch auf Tonträgern durch die noch immer denkwürdige Gesamteinspielung der Opern Joseph Haydns unter Antal Doráti oder der vielfach ausgezeichneten von Mozarts Klavierkonzerten mit und unter Christian Zacharias. Tatsächlich ist der mit 40 Musikern besetz­te Klangkör­per seit Beginn von

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Aspects of America: Pulitzer Edition – Oregon Symphony / Kalmar

Aspects of America: Pulitzer Edition – Oregon Symphony / Kalmar

Mit einer interessanten Werkauswahl hat sich die Oregon Symphony in den ver­gangenen Jahren einen Namen auch abseits des nördlichen Pazifiks gemacht. Unter dem Motto Aspects of America erschien bereits vor zwei Jahren eine Pro­duktion mit bemerkenswerten Kompositionen, jetzt wird das Motto durch Ergän­zung eines Doppelpunkts verselbständigt und für weiteres geöffnet: Auf dieser CD sind es drei Werke, die einst mit dem hoch angesehenen Pulitzer-Preis (ab 1943 erstmals im Bereich der Musik) ausgezeichnet wurden. Offen bleibt aller­dings, ob hinter der getroffenen Auswahl eine bestimmte Programmatik steht, oder ob schon die Namen

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Swedish Miniatures for Two Violins – Duo Gelland

Swedish Miniatures for Two Violins – Duo Gelland

Fast scheint es so, als wäre der hohe Norden Europas jene Region, in der ent­weder epische Sinfonien oder kleine Kostbarkeiten entstehen. Man mag dabei die Weite der Landschaft und die natürliche, ungezwungene Nähe zum volksmusikalischen Idiom anführen, doch dürften die Beziehungen ebenso komplex sein, wie die Werke unterschiedlich im Ton. Einen sehr gelungenen Querschnitt durch das Repertoire für zwei Violinen gibt das Duo Gelland hier unter einem betont unprätentiösen Motto, denn es finden sich auf dieser CD nun wahrlich keine Salon-Schmonzetten. Stimmungsvoll ist noch der Einstieg mit einem Duett von Wilhelm Peterson-Berger

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Solo – Emmanuel Pahud

Solo – Emmanuel Pahud

Recht bescheiden mit „Solo“ überschrieben, bietet diese Doppel-CD gleichsam eine klingende Enzyklopädie der Musik für Flöte allein: Angelpunkt sind die 12 Fantasien von Georg Philipp Telemann (um 1730), die zum älteren Kernreper­toire jedes Flötisten gehören. Dazu werden hier alternierend 14 Werke des 20. und frühen 21. Jahrhundert gesellt, beginnend mit Air (1995) von Toru Take­mitsu über Kompositionen von Sigfrid Karg-Elert, Jörg Widmann, Robert Helps, Arthur Honegger, Matthias Pintscher, Pierre-Octave Ferroud, Carl Nielsen, Luciano Berio, Arvo Pärt bis hin zu Edgard Varèse (in der Reihenfolge der Tracks); wer in dieser Aufzählung Debussys

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Swedish Miniatures – Bengt Forsberg

Swedish Miniatures – Bengt Forsberg

Hier wurde tatsächlich die Lupe aus dem Futteral geholt, und dies gleich im doppelten Sinne. So handelt es sich zum einen um wirkliche Miniaturen für das Klavier: Die Spielzeit der einzelnen Werke oder Sätze beträgt in der Regel kaum mehr als zwei Minuten – lang genug, um einen Gedanken festzuhalten, zu kurz aber, um diesen auch musikalisch zu diskutieren und zu beleuchten. Zum ande­ren hat Bengt Forsberg bei der Auswahl der Kompositionen genau hingeschaut und tief ins Repertoire teilweise weit entfernter Jahrzehnte gegriffen. Selbst in Schweden wird der Kenner sicherlich

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Hanns Eisler: Leipziger Sinfonie, Nuit et brouillard, Trauerstücke aus Filmpartituren

Hanns Eisler: Leipziger Sinfonie, Nuit et brouillard, Trauerstücke aus Filmpartituren

Abgesehen von der mehrteiligen Einspielung seiner Lieder (mit Holger Falk und Steffen Schleiermacher) ist es sehr ruhig um die Musik von Hanns Eisler geworden. Nach der einen oder anderen Wiederveröffentlichung aus den Archiven zeigt nun diese MDR-Produktion, dass fast 60 Jahre nach dem Tod des Komponisten (und mehr als 30 Jahre nach dem Mauerfall) hoffentlich endlich die Zeit gekommen ist, Eislers umfangreiches Schaffen nach anderen als bloß ideologischen Kategorien zu bewerten. Hier sind es Stücke und Werke, die der Filmmusik entstammen. Im Fall der unvollendet gebliebenen Leipziger Sinfonie (einem Auftragswerk

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William Alwyn, Doreen Carwithen: Music for String Quartet – Tippett Quartet

William Alwyn, Doreen Carwithen: Music for String Quartet – Tippett Quartet

Eine CD, die Werke von William Alwyn (1905–1985) und seiner Schülerin Doreen Carwithen (1922–2003) versammelt. Eine fraglos reizvolle Konzeption, die aber noch weiter zu denken ist: Denn die eingespielten Werke verweisen harmonisch wie klanglich auf eine eigene Tradition des Streichquartetts auf der Insel. Der Bogen wird gespannt von Alywns Winter Poems (1948) bis zu seinem gewichtigen Streichquartett Nr. 3 (1984), die chronologisch die beiden hörenswerten Werke von Carwithen (1945 und 1950) umrahmen. Das Tippett Quartet spielt engagiert und arbeitet den charakteristischen britischen Ton der Partituren heraus. Nebenbei: Im Booklet wird

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Pelle Gudmundsen-Holmgreen: Complete String Quartets Vol. 1 – Nordic String Quartet

Pelle Gudmundsen-Holmgreen: Complete String Quartets Vol. 1 – Nordic String Quartet

Die Geschichte des Streichquartetts ist die eines zeitlosen Erfolgs. Was diese Gattung über die Jahrzehnte und Jahrhunderte überstanden hat, ist gigantisch. Denn während die Welt mehrfach in Flammen stand, radikale Wege der stilistischen Reflexion und Erneuerung gesucht wurden, hat es schlichtweg überlebt, mehr noch: es hat seinen klaren, abstrakten Klang immer in den Dienst der ewigen Erneuerung gestellt und dennoch (ästhetisch) nie an Reiz verloren, auch nicht abgehoben im Helikopter. Das dänische Kult-Label dacapo (man könnte auch von einem staatlich geförderten Musikmonopol sprechen) setzt nun mit der begonnenen Einspielung aller

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Pehr Henrik Nordgren: As in a Dream (2018)

Pehr Henrik Nordgren (1944-2008) zählt in unseren Breitengraden (und weit darüber hinaus) noch immer zu den Komponisten, die man als rare Geheimtipps handelt. Kaum einmal im Konzert live aufgeführt (es mangelt an Mut, wohl auch an Kenntnis!), ist man also auf Einspielungen angewiesen. Hier leistet das finnische Label Alba seit Jahren Pionierarbeit auf hohem und höchstem Niveau. Letzteres verbürgt hier das Ostrobothnian Chamber Orchestra, geleitet von seinem prägenden spiritus rector Juha Kangas, der einst mit Nordgren gemeinsam studierte – und so vielleicht auch eine gewisse Authentizität der Interpretation für sich

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Waxman: Carmen-Fantasie / Schostakowitsch: Violin Concerto No. 1 op. 77

Waxman: Carmen-Fantasie / Schostakowitsch: Violin Concerto No. 1 op. 77

Schwer ist es, im Music-Biz seinen Weg zu finden. Vollendete Technik ist da nur noch eine von vielen Voraussetzungen, ebenso wie glänzender Preisträger bei dem einen oder anderen Wettbewerb zu sein. Mit dieser CD und einem interpretatorisch höchst anspruchsvollen Repertoirestück macht nun Moné Hattori auf sich aufmerksam. Ihr gelingt – bestens sekundiert vom DSO Berlin – eine Lesart, an der zwar nichts falsch ist, der es aber dennoch an jenem inneren Glühen und bezwingenden Wehen fehlt, das einen erst das Leben lehrt. Warum die Aufnahme nach drei Jahren erst jetzt

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Mieczyslaw Weinberg: Symphony No. 2 / Symphony No. 21 „Kaddish“

Irgendwie konnte sich die Deutsche Grammophon nie so recht entscheiden, wie sie ihr bestes Markenzeichen gestaltet. Einige Jahre war das prägende „Gelb-Label“ gar vollständig vom Cover verdrängt bzw. unscheinbar in die Ecke gestellt, nun ist es seit einiger Zeit wieder vermehrt präsent. Gut so, sagt sich der Sammler. Er kann im bedrohten Wald des CD-Marktes auf diese Weise auch leichter zwischen Baum und Borke unterscheiden. Wer aber hat schon einmal genauer hingesehen? Da stehen in fetten Lettern einmal Komponist und Werk, ein anderes Mal aber die Interpreten. Und die Reihenfolge

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