4. Mai 2025 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Yaara Tal / 1923

Yaara Tal / 1923

Auch auf diesem Album ist kein «Tanz-Jazz» zu finden und zu hören. Vielmehr hat Yaara Tal bei ihrer Auswahl der Stücke auf eine möglichst internationale und umfangreiche Breite des Repertoires und der Stile gesetzt. Was vorgestellt wird, sind mit jedem Stück und jedem Werk Optionen einer sich neu formierenden Musikgeschichte. Nicht alles wurde dabei richtungweisend, nicht alles Wegweisende bewährt sich in diesem Kontext gleichermaßen. Vor allem der gelungene Blick nach Paris mit Kompositionen von Mompou, Tansman, Jaques-Dalcroze versetzt einen in eine ganz andere Atmosphäre: elegant, leicht tänzerisch, keinesfalls aufrührerisch. Eher

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #104 – 1923
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Bartók / Krenek / Toch / Weill

Bartók / Krenek / Toch / Weill

Ein Album, das so vielleicht nur von einem Rundfunkorchester selbst produziert werden kann. Denn hier stehen nicht die Interpreten im Vordergrund, sondern die Werkauswahl und damit auch das Konzept. Natürlich erlaubt es die digitale Welt, solch eine «gemischte» Produktion durch gutes Tagging leicht zugänglich zu machen – man muss sie nur mit einer (funktionierenden) Suchoption auch finden. Hier wiederholt sich dann (nur etwas unübersichtlicher) das Prozedere aus analogen Zeiten, als es noch gut sortierte Schallplattenhändler in allen größeren Städten gab: Am liebsten waren mir dort im Regal hinter den großen

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #104 – 1923
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André Caplet / 1923

André Caplet / 1923

Dass 1923 nicht allein das Jahr des Aufbruchs für die angeblich «goldenen» 20er Jahre war, lehrt der Blick in die Geschichtsbücher. Es war ein Jahr, das in jener Dekade erstmals den Abgrund sichbar machte – einen Abgrund, der im Folgenden umso lauter weggejazzt und übertanzt werden sollte; man denkt sofort an die mittlere Tafel des 1927/28 entstandenen Großstadt-Triptychons von Otto Dix mit Jazzband und Shimmy-Tänzern. Weniger bekannt sind die dunkleren Seitentafeln mit ihren Straßenszenen, allzu «leichten» Frauen und Kriegsversehrten. Wer bei dem vorliegenden Album ein weiteres Mal den «wilden Sound

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #104 – 1923
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Schumann Quartett / 1923

Schumann Quartett / 1923

Wer wohl bei dieser Produktion auf die Idee kam, den Untertitel 100 Years of Radio hinzuzufügen? Weder die eingespielten Kompositionen haben dazu einen Bezug, noch taucht das Wort «Radio» oder «Rundfunk» im ausführlichen Booklet-Essay auf. Der Hoax geht sogar weiter: Das Datum «1923» (gemeint ist der 29. Oktober 1923) bezieht sich allein auf die erste für Privatpersonen bestimmte Live-Übertragung in der Weimarer Republik. Blickt man jedoch auf Europa, wäre auf die BBC zu verweisen, die bereits am 14. November 1922 (!) auf Sendung ging. Zwischenfazit: Man muss nicht auf jeden

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #104 – 1923
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Respighi / Robert Trevino

Respighi / Robert Treviño

Es gibt nur wenig Städte, die es zu ihnen ausdrücklich gewidmeter Musik gebracht haben. Ich meine natürlich nicht das Viva Colonia oder den Gruß an Kiel, sondern die ewige Stadt Rom und ihre tönende Urbanität in Ottorino Respighis legendärer Trilogie mit den bildhaft vertonten Brunnen, Festen und Pinien. Komponiert wurden die drei Werke allerdings nicht unmittelbar folgend, sondern über einen längeren Zeitraum hinweg (1916, 1924 sowie 1928). Obwohl Respighi auch als Opernkomponist erfolgreich war, gelten diese drei Partituren, im Allgemeinen noch heute als seine Hauptwerke. Neueinspielungen davon sind hingegen eher

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #098 – Sinfonisches
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The Synthetists Revisited / Matty Cilissen

The Synthetists Revisited / Matty Cilissen

Synthetisten? Nie gehört? Das ging mir genauso. Um einige Hörerfahrungen reicher, kann ich nun allerdings sagen: Wer in Paris die «Groupe des Six» kennt, der sollte wenigstens einmal von den belgischen «Synthetisten» Kenntnis genommen haben. Der Zugang ist freichlich ein komplett anderer, und es fehlte in Brüssel auch an einem musikästhetischen Zugpferd, wie es in Paris Jean Cocteau war. Wie aber nun lassen sich die in der Musikgeschichte so lange verschollenen «Synthetisten» beschreiben? Sie gründeten sich am 60. Geburtstag von Paul Gilson (1925) eher informell als Les Synthétistes mit dem

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #098 – Sinfonisches
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Tubin / Paavo Järvi

Tubin / Paavo Järvi

Das Estonian Festival Orchestra unter der Leitung von Paavo Järvi ist schon lange keine unbekannte Größe mehr. Beim französischen Label Alpha ist nun schon die vierte Produktion herausgekommen – und wieder ist es ein überaus zielsicherer Griff ins Repertoire, der dieses Album besonders werden lässt. Mit zwei Werken steht das Schaffen des estnischen Komponisten Eduard Tubin (1905–1982) im Zentrum, flankiert durch zwei herausragende Werke aus Polen von Grażyna Bacewicz (Concerto, 1948) und Witold Lutosławski (Musique funèbre, 1958) für Streichorchester. Ein dramaturgischer Coup, der zudem die wunderbare Trauermusik von Lutosławski wieder

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #098 – Sinfonisches
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Without Borders / Can Çakmur

Without Borders / Can Çakmur

Wenn nicht alles täuscht, so wird Can Çakmur sich in den kommenden Jahren und Jahrzehnten als einer der profiliertesten Pianisten nicht nur seiner Generation etablieren. Einige Preise hat er bereits gewonnen – was mich persönlich aber weit mehr interessiert, ist seine Art der Interpretation, einer sehr markanten Herangehensweise an Musik verschiedener Epochen. Aktuell steht er bei dem auch für Überraschungen bekannten schwedischen Label BIS unter Vertrag – und ich hoffe, dass dies trotz der vielen Veränderungen auf dem Musikmarkt noch lange so bleibt. Offensichtlich darf sich der 1997 geborenen Can

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #096 – Klavierstücke
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Karol Rathaus / Daniel Wnukowski

Karol Rathaus / Daniel Wnukowski

«Mein Problem ist das des ignorierten unabhängigen und individuellen Komponisten. Mein Name ist bekannt, aber niemand führt meine Werke auf.» So lautet der Stoßseufzer eines Komponisten, der darüber hinaus trotz aller Bemühungen an einem bestimmten Punkt der Weltgeschichte seine alte Heimat verlor und keine neue fand. Karol Rathaus (1895–1954) schrieb die Worte nicht etwa vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, sondern in den «Staaten» im Jahre 1950. Ein Blick in die biographischen Rahmendaten geben Klarheit – und erinnern in manchen Punkten an die gegenwärtige Situation vieler anderer Menschen: 1895 in Ternopol

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #096 – Klavierstücke
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Georgios Axiotis / A Love Trilogy

Georgios Axiotis / A Love Trilogy

Zu den weithin unbekannten Komponisten der griechischen Musikgeschichte zählt auch Georgios Axiotis (1875–1924). Geboren wurde er im ukrainischen Mariupol an der Schwarzmeerküste, seine musikalische Unterweisung erhielt er in Neapel und stand entsprechend anderen ästhetischen Maximen von nördlich der Alpen zeitlebens mit Reserve gegenüber. Vergleichsweise früh übersiedelte er auf die Insel Mykonos, die ihm für den Rest seines Lebens Heimat werden sollte. Nur wenige Kompositionen sind dokumentiert, noch weniger hat sich erhalten. Und von dem Wenigen ist auf dem vorliegenden Album eine Auswahl von sechs Werken eingespielt. Sie zeigen eine musikalische

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #093 – Griechenland
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Nikos Skalkottas / Dance of the Waves

Nikos Skalkottas / Dance of the Waves

Nicht jeder angehende Komponist lag beim Herrn Papa bequem auf dem Teppich unterm Flügel oder wurde durch Gönner und Stipendien von den Anforderungen des Alltags frei gehalten. Gelegentlich kam und kommt es sogar vor, dass sich ein schöpferischer Geist in einem Orchester dienstverpflichtet, um über die Runden zu kommen. Irgendwann, früher oder später, stellt sich in diesen Biographien die Frage, wie man miteinander umgeht, wenn sich die Wege trennen oder der Nachruhm eine Positionierung verlangt – wie bei Nikos Skalkottas, der bis zu seinem frühen Tod im Staatsorchesters Athen an

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #093 – Griechenland
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