2. Juli 2025 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Ravel / Seong-Jin Cho

Ravel / Seong-Jin Cho

Während das Klavierkonzert G-Dur als Repertoirestück immer wieder auf dem Programm steht und vielfach eingespielt wurde, hat es Ravels Konzert für die linke Hand anhaltend schwer, sich Gehör zu verschaffen. Obwohl beide Werke parallel entstanden sind, scheinen sie doch ganz unterschiedlichen Welten zu entstammen: das eine hell leuchtend und mit feinem, elegantem Esprit, das andere eher düster bis frech-forsch, im Finale eher in sich gekehrt. Komponiert für Paul Wittgenstein (1887–1961) fand dieser denn auch keinen Zugang zum Solopart, so dass es (wie bei anderen Komponisten auch) mit Ravel zu Streitereien

Teil 3 von 4 in Michael Kubes HörBar #150 – Ravel 150
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Ravel / London Symphony Orchestra

Ravel / London Symphony Orchestra

«Nach ,Daphnis et Chloé’ wird es schwierig sein, die Technik von Ravel weiterhin mit der minutiösen Fertigkeit von Matrosen zu vergleichen, die im Innern einer Flasche geduldig einen winzigen Dreimaster auftakeln.» Mit diesen Worten räumte Émile Vuillermoz bereits kurz nach der Uraufführung des Balletts im Frühsommer 1912 mit offenbar feststehenden Topoi und Bildern auf (Revue Société Internationale de Musique, 15. Juni 1912). Heute ist es kaum noch vorstellbar, Ravels Musik mit dem Kunsthandwerk eines Buddelschiffs zu vergleichen. Vielleicht war es aber gerade der große Wurf dieser knapp einstündigen sinfonischen Partitur,

Teil 2 von 4 in Michael Kubes HörBar #150 – Ravel 150
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Malawski / Artur Malawski Podkarpacka Philharmonic

Malawski / Artur Malawski Podkarpacka Philharmonic

Von Artur Malawski (1904–1957) wird man außerhalb seiner polnischen Heimat wohl kaum etwas gehört haben. Auch ich kannte bisher nicht einmal seinen Namen – dabei steht er für eine (fast) verlorene Generation in einem Staat, der nach dem Ersten Weltkrieg restituiert, 1939 überfallen und ab 1945 in neuen Grenzen zu einem Satelliten wurde. Als Komponist fast vergessen, prägte Malawski als Lehrer in Krakau wichtige Persönlichkeiten der nächsten Generation: Zu seinen Schülern zählen als Komponisten Bogusław Schaeffer, Krzysztof Penderecki und Wojciech Kilar sowie als Dirigenten Jerzy Katlewicz und Jerzy Semkow. Seine

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #149 – Sinfonisches
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Albert Maria Herz

Albert Maria Herz

Manchester, Köln, London, New York. Die Stationen der Komponistin Maria Herz (1878–1950) haben musikalisch wohlklingende Namen, und doch war es ihr zeitlebens nicht vergönnt, sich mit ihren Werken dort oder anderswo durchzusetzen. Um überhaupt eine Chance bei Verlagen und Veranstaltern zu haben, stellte sie schließlich ihrem Vornamen den ihres 1920 an der spanischen Grippe verstorbenen Mannes voran: Aus Maria wurde Albert Maria Herz. Offenbar mussten erst 70 Jahre nach ihrem Tod die Rechte auslaufen und der Nachlass in der Zürcher Zentralbibliothek zugänglich werden, um auf sie und ihre Partituren aufmerksam

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #140 – :innen
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Pierre Boulez / Arnold Schönberg

Pierre Boulez / Arnold Schönberg

Wenn es schon zu einem 150. Geburtstag keine aktuelle Gesamteinspielung gibt, dann werden eben die Altbestände befragt. So heuer bei Arnold Schönberg – und damit in deutlicher diskographischer Abgrenzung zu Mozart, Beethoven sowie (überraschenderweise) Strawinsky. Auch das Label Sony lebt von der Erbschaft oder dem Ankauf alter Archive und legendärer Aufnahmen, in diesem Fall der Einspielungen aus den 1970er und 1980er Jahren bei der Columbia unter der Leitung von Pierre Boulez. Diese Aufnahmen prägten vermutlich eine ganze Generation – mich eingeschlossen. Präzise, nüchtern, analytisch, pointiert, aber auch mit einer gewissen

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #139 – Schönberg 150
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Isabelle Faust / Violinkonzert

Isabelle Faust / Violinkonzert

Als dieses Album im Februar 2020 erschien, war die Welt an vielen Ecken noch eine andere. Wer an die Zeit vor den Corona-Lockdowns zurückdenkt, erinnert sich wahrscheinlich an eine Reihe von eigenen Plänen und Projekten, die nie verwirklicht wurden. Und als diese Krise überwunden war, stand schon die nächste vor der Tür… Umso mehr haben sich die Gespräche und Musik jener Zeit eingebrannt. Hätte ich damals schon diese CD in die Hand bekommen, sicher auch diese Aufnahme des Violinkonzerts von Arnold Schönberg. Eine zwölftönige und doch in der Anlage neoklassizistische

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #139 – Schönberg 150
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Paavo Järvi / Pelleas und Melisande

Paavo Järvi / Pelleas und Melisande

Passend zum Schönberg-Jubiläumsjahr wurde diese Aufnahme gleichsam aus dem Archiv oder der Schublade gezogen. Wer das Kleingedruckte im Booklet liest, findet als Datum dieser Aufnahme die Jahre 2012 und 2014. Dass diese Einspielung mehr als ein Jahrzehnt auf dem Buckel hat, hört man ihr allerdings nicht an. Der naheliegende Vergleich mit einem guten Wein, der im Barrique gereift ist, passt natürlich nicht ganz (so schön er auch wäre): Während sich der Wein in einem guten Fass durch chemische Prozesse von selbst entwickelt, bleibt eine digitale Aufnahme ewig gleich, solange sie

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #139 – Schönberg 150
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Claire Booth / Lieder

Claire Booth / Lieder

Für viele Musikliebhaber ist er in diesem Jahr ein eher ungeliebter Jubilar. Auf den Konzertprogrammen waren nur wenige Werke zu finden, auch haben sich die großen wie die kleinen Labels mit alarmierend unübersehbarer Auffälligkeit mit Neuerscheinungen zurückgehalten. Es reicht kaum aus, mit der Verklärten Nacht op. 4 oder der großen sinfonischen Dichtung Pelléas et Mélisande op. 5 zu reüssieren, um Arnold Schönberg zu huldigen. Freilich macht er es der Nachwelt mit seiner oft als abstrakt empfundenen Musik, seinen Ansichten und seiner selbstfixierten Person bis heute nicht leicht, für diese große

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #139 – Schönberg 150
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Ukrainian Preludes / Jascha Nemtsov

Ukrainian Preludes / Jascha Nemtsov

In der Kürze liegt die Würze, sagt man. Ob das aber für jedes Prélude gilt? Die Musikgeschichte des 19. und des 20. Jahrhunderts ist voll von solch kurzen Stücken. Sie basieren (meist) auf einer einzigen Idee, beschreiben in der Regel genau einen Affekt und lassen sich sowohl einzeln wie als Zyklus vergleichsweise unproblematisch rezipieren – auch wenn die eine oder andere Nummer von der Tonsprache her ungewohnt erscheinen mag. Auf diesem Album sind es drei Prélude-Zyklen, die Jascha Nemtsov zum Teil erstmalig eingespielt hat; sie dauern jeweils zwischen 44 Sekunden

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #137 – Ukraine
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Thomas de Hartmann / Konzerte

Thomas de Hartmann / Konzerte

Im Nordosten der Ukraine, in der Oblast Sumy, in eine aristokratische russische Familie hineingeboren, entwickelte sich Thomas de Hartmann (1885–1956) im Laufe der Jahre und Jahrzehnte zum Weltbürger. Nachdem er seine militärische Ausbildung in St. Petersburg abgebrochen hatte (er wurde nebenher von Anton Arensky und Sergei Tanejew unterrichtet), wandte er sich 1908 nach München und lernte dort die Künstler des Blauen Reiters kennen: An dem legendären Almanach war er selbst mit einer Übersetzung und einem eigenen Beitrag (Über Anarchie in der Musik) beteiligt. Außerdem schrieb er die Musik für Wassily

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #137 – Ukraine
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Ukrainian Masters / Violinsonaten

Ukrainian Masters / Violinsonaten

Eine interessante und im doppelten Sinne bewegende Konstellation. Bereits 2016 hat Solomiya Ivakhiv eine Reihe von Stücken ukrainischer Komponisten aufgenommen – für das amerikanische Label Labor und unter dem Titel Ukraine – Jouney to Freedom. Sie selbst bezeichnete den Titel damals als «Provokation» (das Land feierte den 25. Jahrestag der Unabhängigkeit). Dass nun ein weiteres Album erscheint, diesmal mit gewichtigen Sonaten, lenkt die Aufmerksamkeit angesichts der aktuellen Entwicklungen natürlich zunächst auf den Titel. Doch der ist mit Ukrainian Masters einerseits selbstbewusster, andererseits aber auch neutraler und ganz auf die Musik

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #137 – Ukraine
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