23. April 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
mikroPULS

mikroPULS

Die Platte hatte sich in einem Haufen anderer CDs versteckt und kam nun zum Vorschein. Aber lieber spät als nie. Und man kann es auch sogar ganz kurz machen. Nöligkeit kann so erfrischend klingen, wenn man sie nur wirklich zulässt. Jedenfalls erzeugt der Einsatz von Mikrotonalität hier gerne diesen Sprung im Downgrade von Ekstase. Da wird schon mal eine Tonleiter abwärts zum Ereignis wie in „Head Quarter“ und zur Herausforderung ans Ohr. Was ist es? Mikrotonale Verschiebungen sind wir sehr gewohnt zu hören in der direkten Abweichung. Die alten nach

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Yttredal & Bonati: Some Red, Some Yellow

Yttredal & Bonati: Some Red, Some Yellow

Klanggewobenes mit jeweils ganz wenig Spielmaterial. Klanggeflechte schwebend. Das Duo Yttredal / Bonati präsentiert sich in aller souveräner Bescheidenheit und lässt den Klanggeschehen freien Lauf, jedenfalls wirkt es so. Dabei ist so viele zugelcih auch anders und präzise komponierend gehört. Ein „Wohin des Wegs, lieber Ton? Mach‘ nur Deine Runde, du kleine Tongestalt“ im Zweiklang im Volkston (Incanto) oder in schimmernden Ton-Vorhang. Dahinter lugt er wieder mal hervor und entschwindet im nächsten oder übernächsten Moment. Der Musik dieses Duos wird man sich nur schwer entziehen können. Die ist so fragil,

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Claudio Scolari Project: Cosmology

Claudio Scolari Project: Cosmology

Es scheint eine große Sehnsucht nach dem Kosmos zu geben. Die Erde ist schon zu klein, oder vielleicht gilt sie auch schon nicht mehr als Ort, an dem es für länger zu leben und zu musizieren lohnt. Da geht mal raus und fangt an damit, Luft von anderem Planeten zu fühlen. Oder Duft von schwarzen Löchern, Geruch von Dunkler Materie. Mit Mega kommt man nicht mehr weit, es muss schon Hyper sein. Das Claudio Scolari projektiert also eine „Cosmology“ auf silbernem Datenträger. Einsen und Nullen ergänzen sich zu digitalen Hüllkurven.

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Subway Jazz Orchestra: Still Screaming

Subway Jazz Orchestra: Still Screaming

Jetzt aber am Ende der Woche noch einmal richtig guten Dampf ablassen. Das Wunderwerk einer BigBand oder eines Jazz Orchestra bemisst sich auf der nach oben offenen Trötz- und Spotzskala anhand einer komplexen Formel aus Dichte mal Druck. Es handelt sich damit um ganz klar präzise zu bestimmende Faktoren. Wobei es durchaus auch negative Dichte gibt, die in Form einer Varianz zu fassen ist. Das Subway Jazz Orchestra ist in beiden Bereichen durchaus in einer Spitzengruppe zu sehen und zu hören. Negativ in so eine Bewertung fällt allein die Anzahl

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Kellhuber: Contemporary Chamber Music

Kellhuber: Contemporary Chamber Music

Man muss eigentlich nur die ersten 20 Sekunden Musik hören, dann hat man schon alles gehört, was man hören muss. Ich habe die Tonfolgen beim Spazierengehen wie ein Ohrwurm im Gehörgang. Die Musik des Pianisten ist so kondensiert und präzise, das wird auf der Stelle klar, wenn man dieses erste Stück der „Contemporary Chamber Music“ hört. Chamber Music? Es ist ein Solo am Piano über 10 Strecken. Gewiss nicht alle so konzentiert und kondensiert wie bei Part I. Chamber Music ist es nicht so sehr, eher ein ganz tolerantes Spiel

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Düppe: The Beat

Düppe: The Beat

Willkommen im neuen rhythmischen Testament. Was für ein Album aus dem Nichts heraus, so scheint es. Innerhalb des NEUSTART Kultur-Programms realisiert. Und was gut! Und mit welchem Anspruch. „Im Anfang war der Beat …“ und der Beat war bei Jens Düppe. Und Jens Düppe hörte, dass es gut war. Und Odilo Clausnitzer ebenso und der Rezensent ebenfalls. Alles archaisch, generisch und utopisch. Der Promotiontext holt aus von der Genesis und landet nicht zufällig bei einem „tractatus drumologico metaphysicus“. Aus Beat wird Mus. Aus dem wird Rhyth …  Da bleibt kein

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Muriel Grossmann – Reverence

Muriel Grossmann – Reverence

Was für eine musikalische Energie und Klang- und Rhythmus-Suppe sich gleich mit dem ersten Track „Okan Ti Aye“ augenblicklich ausbreitet. Die seit 2004 in Ibiza lebende Französin Muriel Grossmann hat hier etwas gewebt, das die Grafik des Covers verheißt. Verschlungene, saftige und doch auf einem einfachen Melos beruhendes buntes Gewusel. Das hält nicht die ganze Platte über so extrem konspirativ an. Doch über weite Strecken. Ibiza wirkt plötzlich gar wie ein Brennpunkt musikalische Weltkultur. Besonders aber referenziert die Musik auf diejenige des afrikanischen Kontinents. Sowohl in rhythmischer Gestaltung wie auch

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Philipp Wisser – Just a Glimpse

Philipp Wisser – Just a Glimpse

Man muss nicht überall große Wort dazu machen. Da machen fünf Männer eine CD an der man nichts auszusetzen haben kann, außer, dass man an ihr nicht einmal etwas aussetzen kann. Die Tracks murkeln so vor sich hin, mal im Chorus, mal wieder solistisch, alles im Lot soweit. Ja. Läuft durch. Könnte aber auch alles ganz anders sein. Philipp Wisser – Just a Glimpse Ruven Weithöner – trumpet, flugelhorn Christoph Klenner – tenor saxophone Philipp Wisser – electric guitar Malte Winter – electric bass Marvin Andrä – drums Jazzsick Records

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Udi Shlomo – Diaspora House

Udi Shlomo – Diaspora House

Solide Musikfreude bereitet dieses Quintett. Ein Haufen toller Musiker macht einen Haufen gut komponierte Musik mit unzerstörbaren Arrangements und Kompositionen. Musik, in die man sich hineinlegen mag, von der man sich umspült wissen mag. Was will man mehr? Was will man mehr? Hier ein melodischer Haken extra? Da eine fallengelassene Achtel? Uiuiui! Muss nicht. Wenn die beiden Saxophonisten aufblasen, bleibt wird Luftmolekül dahin bewegt, wo es sein muss („Shalom Lachem“). Es wirbelt bei dieser Aufnahme gerne, klingt eben dann auch vollsatt wie aus den 70er-Jahren beim amerikanischen Quartett von Keith

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Arthur Hnatek Trio - Static

Arthur Hnatek Trio – Static

Es brodelt, nix static. Feinstrukturen in Rhythmus und Harmonik. Dazu muss sich das Trio nicht überschlagen. Es reicht einfach, sich konsequent und mit einer geradezu abstrakten Klarheit kompositorisch zu formieren. So ein bisschen mondrianartig wirkt das. Fast maschinisch. Aber man soll sich da nicht irren, es brodelt dabei und die Musik webt sich dabei. Überhaupt ist alles dabei. Im Bauplan bewegt sich spinnenartig das Saxophon von Francesco Geminiani. Ein musikalisches Netz, das mit einem Faden beginnen mag, sich symmetrisch entwickelt mit Laufbahnen und Klebelinien. Statisch! Bewegt durch musikalisches Wetter –

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Uygar Çağlı – Ting

Uygar Çağlı – Ting

Ein Debut-Album, finanziert über Crowdfunding des Bassisten, Komponisten, Arrangeurs und Produzenten Uygar Çağlı. „Er absolvierte Grazer Jazz&Pop Konservatorium und der Anton Bruckner Universität / Linz mit Auszeichnung,“ liest man in seiner Biographie auf seiner Website. Und ebenso, dass es sich bei seiner Band um „eine multikulturelle Formation mit ausgezeichneten Musikern aus Österreich, Türkei und Taiwan“ handle. Ich kann der Musik einiges abgewinnen. Gewiss ist sie angesiedelt im Bereich von Fusion, Jazz und World – was im Prinzip eigentlich auch, genau genommen, sowieso alle Musik ist. Aber man kann derlei Musik

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concatenate – U+1F407; U+1F990

concatenate – U+1F407; U+1F990

Man erkennt schon am Titel: Äh? Da hat sich keine einen Hau gemacht, wie man das wohl im Radio vorstellen wird können. „Ich hätte da gerne die Platte Uh plus Eins eff Vier Null Sieben Semikolon Uh plus Eins eff Neun Neun Null“. Ui, schräg das, oder? Moment, der Fahrstuhl ist noch außer Betrieb. Hier gilt erst mal nur E-Gitarre und Violoncello zu verketten, wie Hase ? (U+1F407) und Schrimp ? (U+1F990) im Unicode-Format. Möööönsch. „Bei concatenate treffen Kante auf Textur, Konzept auf Intuition, Holz auf Silizium. Cello und elektrische

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