19. Januar 2025 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Bastian Jütte Quartett: The Cure

Bastian Jütte Quartett: The Cure

„Die Gesamtstimmung des Albums ist geprägt von tiefer Einsamkeit – ohne weinerliches Selbstmitleid“, sagt der Saxophonist des Quartetts, Florian Trübsbach. Es hat dazu einen Corona-Zusammenhang, weil, im Nachhinein weiß man es immer besser, es kurz vor dem ersten Lockdown zu Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus im März 2020 aufgenommen worden ist. „Wir ahnten, dass die folgenden Wochen herausfordernd werden. Insofern kann man diese Aufnahme als letztes musikalisches Statement aus der Freiheit begreifen“, ergänzt Schlagzeuger und Bandleader Bastian Jütte über das neue Album seines Quartetts. „The Cure“ wurde eine Woche vor

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Gil Evans Orchestra 1986 live in der Fabrik Hamburg

Gil Evans Orchestra 1986 live in der Fabrik Hamburg

Mit viel Spannung und Tamtam, samt medialen Brimboriums, wurde diese neue CD-Reihe mit Musik aus der Hamburger „Fabrik“ erwartet. Große Namen des Jazz sollten sich die Hand reichen. Man grub da aus, was fast als Sensation zu Ehren hat kommen sollen. In der ersten Veröffentlichung spielte das Gil Evans Orchestra über mehrere Stunden, und hier zwei CDs lang, ein Programm mit Hendrix-Schwerpunkt auf. Die Hamburger Fabrik ist eine Institution wie es auch der NDR in der Ägide unter Michael Naura als Leiter der Jazzredaktion dies war. Zur Not hat man

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Zurich Jazz Orchestra & Steffen Schorn: to my beloved ones

Zurich Jazz Orchestra & Steffen Schorn: to my beloved ones

Auch die traditionelle BigBand ist nicht erneuerungsresistent und die Marke Jazz Orchestra drückt das sehr gut aus. Das gilt insbesondere auch für das Zurich Jazz Orchestra unter der residenten Leitungsgastarbeit von Steffen Schorn und das mit ihm Sprünge arrangiert , die Laune und Lust verbreiten. Hinter Titeln wie „Die Tochter des Tyrannen“ kochen die ein Süppchen orientalischer Klangpampe, heftig gewürzt und reich an musikalischem Protein. Nachhaltig mit akustischem Koffein versetzt, bleibt da kein Tanzfuß im Nassen, kein Ohr auf dem Trockenen. Nicht weniger glücklich wird man mit den anderen Tracks.

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Initiative H: Polar Star

Initiative H: Polar Star

Diese großen Ensembles, die größer wirken als „large“ und aber kleiner als „Big Bands“ sind und die in der romanischen Kultur beheimatet sind, finden einen ganz seltsamen eigenen Ton. Die Klangkulturen, ob bei Eve Risser, bei Art Zoyd, oder hier eben bei Initiative H, schmelzen insbesondere auch die populärmusikalischen Tonkulturen aus Rock und Pop jenseits des Jazz mit ein, so dass die Sache mit dem „Jazz“ zur schönsten Nebensache wird, die gleichwohl im Zentrum steht. Das liegt an der ausgiebigen Freude an repetitiven Mustern, denen man immer wieder im Aufbau

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Colonel Petrov's Good Judgement: Hypomaniac

Colonel Petrov’s Good Judgement: Hypomaniac

„COLONEL PETROV’S GOOD JUDGEMENT – der Name steht für den eigenen Weg, das Nicht-Befolgen von Konventionen und Normen. So hat auch der besagte Oberst Stanislaw Petrov im Jahre 1983 durch sein Nicht – Befolgen der offiziellen Regeln im Falle eines Raketenalarms, einen vermeintlichen Atomangriff auf die Sowjetunion als Fehlalarm entlarvt und somit das Schlimmste verhindert. Natürlich geht es dem Quartett um den Gitarristen und Komponisten Sebastian Müller nicht darum, die Welt zu retten, sondern“ …? Es heißt, es gehe „vielmehr um einen neuen Weg der Verschmelzung von verschiedenen musikalischen Einflüssen.

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Moritz Preisler Trio: Raureif

Moritz Preisler Trio: Raureif

Live eingespielt wurden die neun Stücke bereits in den Jahren 2017 bis 2019 in Köln, im Loft und im Salon du Jazz. Puh, eine Neuerscheinung mit Musik aus Vor-Corona-Zeiten. Im Nachgang wird auf diese Weise vielleicht deutlich, dass es mal eine Leichtigkeit gab, die sich eben nicht mit den Widrigkeiten der Lebensführung unter Pandemie und Krieg in der Nähe „auch“ beschäftigen musste, also dem nicht entgehen konnte. Ich denke schon, man kann es dieser Musik anhören, der ganzen hochintelligenten Machart, der Leichtigkeit und Tiefe dieses jungen Trio. Diese Musik experimentiert

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Roever Quartett: Hell's The Hippest Way To Go

Roever Quartett: Hell’s The Hippest Way To Go

Musik, die einen einfach selig machen kann, weil sie mit so eleganter Freundlichkeit den Tönen nichts abpresst, sondern sich laufen lässt – so schön wie ein hin- und herwogendes Weizenfeld im Abendlicht. Voller Wärme singt Lina Knörr im Klaviertrio, das als Ensemble so vertraut wirkt und dezent tänzerisch schwärmen kann wie auf Track 5 (Dentuso) oder im Flow ist wie bei Nummer 4 (Deep Thought). Eine Musik, die vom Gesang her gedacht ist (auch im Polyphonen wie in Nummer 7 – Tailored), der nicht spektakulär durch Kraft auftrumpft, sondern durch

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Markus Reuter: Truce 2

Markus Reuter: Truce 2

Noch ein Werk aus der Corona-Erlebniswelt. Das Trio um Markus Reuter findet sich zusammen in einer krachenden Orgie aus musikalischer Energie. Robustes Musizieren in sieben utopischen Räumen. Das krächzt zu Beginn aus den Lautsprechern in einer Mischung purer losgelassener Klangrhythmen. Aber doch alles auf dem Boden soliden Taktabmessens. Die folgenden Piecen sind deutlich entspannter, luftiger, leerer. Beinahe ein bisschen zu sehr leer. Wärend doch „The Rake“ wie gepresstes Rhythmenmaterial durch E-Gitarren- und Electronic-Gezuppel zugleich expandiert, also gequetscht und aufgelöst wird in einem Prozess, laufen die Stücke „Rounds Of Love“, „Barren“,

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B3 – New Songs, Old Socks

B3 – New Songs, Old Socks

Alte Socken? Leute, nicht solche Töne. Was für ein Spaß, was für eine Rockpower im weitergehenden Feld aus Blues und Jazz von drei Männern an Hammond B3, Synhie, Bass und Schlagzeug – dazu Gesangsschmelz, auf deren Tongletschtern nicht arg viel Permafrost gebunden scheint. Nach Informationen des Pressetextes handelt es sich um sowohl „neue Songs als auch ältere Stücke in neuem Gewand“. So gut kenne ich das Trio nun nicht, um genau die Veränderungen zu bemerken. Aber manches kommt einem irgendwie trotzdem bekannt vor – wie die Chorvocals im zweiten Stück

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Composers’ Orchestra Berlin: Holding Pattern

Composers’ Orchestra Berlin: Holding Pattern

Corona, Corona, Corona. Für viele angeblich längst vorbei, aber lassen wir den unmöglichen Streit über Wissenschaft und Gefühl besser außen vor. Die musikalische Nachschüttung allerdings läuft – manchmal unter dem Label „Neustart Kultur“ (in diesem Fall hier allerdings nicht): Lauter kreative Prozesse, die da in Gang gesetzt wurden, wenn man den Pressetexten glauben schenken will: „Viele der Titel wurden während des Corona-Lockdowns geschrieben: Im Rückblick hatte dies mehr Einfluss auf den kreativen Prozess als man sich vorgestellt hatte.“ Es sind neun verschiedene Komponist:innen in zehn Titeln. Vielfalt ist garantiert, sofern

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Louis Matute Large Ensemble – Our Folklore

Louis Matute Large Ensemble – Our Folklore

Das ist so richtig vollkommene Musik, die mit einer Selbstverständlichkeit im Ausdruck auftritt, die keinen Widerspruch duldet, sondern eine Einladung ist, dabei zu sein beim Ausrollen von Rhythmen, Harmonien und Farben. Im Ensemble des Gitarristen Louis Matute finden sich viele musikalische Sprachkulturen zusammen, ohne dabei zu grauem Tonbrei zu versuppen. Nix ist hier grau, es ist bunt, manchmal etwas verschleiert dabei und gebrochen pastellig. „Our Folklore“ heißt dieses Album, man möchte es sowohl ironisch verstehen wie zugleich als Versprechen, die ästhetische Latte nicht zu hoch zu hängen, aber zu probieren,

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Max Zentawer: solo

Max Zentawer: solo

Die Reichhaltigkeit der Jazz-Szene in Deutschland scheint geradezu unendlich. Dass ich die meisten Musiker:innen der CDs, die ich hier in der HörBar bespreche nicht kenne, geschweige denn jemals zuvor von ihnen gehört habe, bestätigt mir das wunderbar. Max Zentawer spielt hier „solo“ seine akustischen und elektrischen Gitarren quasi im Ensemble, wann es sich eben ergibt, wenn man im Studio arbeitet, statt auf der Bühne – wie so häufig coronabedingt. Man folgt dem Gitarrenflow mit Vergnügen und mit der Leichtigkeit, die Zentawer zu erzeugen versteht. Fast alle Gitarrist:innen, die zu hören

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