18. Januar 2025 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Philippe Chamouard / Christian Orosanu

Philippe Chamouard / Christian Orosanu

Ungewollt verbindet sich mit jeder «Neunten Sinfonie» ein gewisser Mythos, ein höherer Anspruch – an den Komponisten, die Ausführenden wie auch an das Auditorium. Das gilt nicht nur für Bruckner und Mahler, sondern auch für Schönberg, der diesen Mythos überhaupt erst genährt hat: «Es scheint, die Neunte ist eine Grenze. Wer darüber hinaus will, muss fort. […] Die eine Neunte geschrieben haben, standen dem Jenseits zu nahe.» Ein gewagter Satz, denn er berücksichtigt nur die offizielle Zählung, nicht aber die Anzahl der Werke selbst (bei Bruckner ist dies klar, bei

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #134 – Nr. 9
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Mahler / Philipp von Steinaecker

Mahler / Philipp von Steinaecker

«Dass alles durchaus so zu Gehör kommt, wie es in meinem inneren Ohr ertönt, ist die Forderung, zu der ich alle zu Gebote stehenden Mittel bis aufs letzte auszunützen suche. Nur am richtigen Platze und in seiner völligen Eigenart darf jedes Instrument verwendet werden.» – Die Älteren der geneigten Leserschaft werden sich noch an die 1970er und vor allem die 1980er Jahre erinnern, als sich die historisch informierte Aufführungspraxis nach ersten Versuchen Bahn brach, ein ganzes Repertoire eroberte und schließlich wiederbelebte. Stand zunächst die Musik bis etwa zur Mitte des

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #134 – Nr. 9
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Bruckner / Tonhalle-Orchester Zürich

Bruckner / Tonhalle-Orchester Zürich

Nach der Nr. 7 und Nr. 8 nun also die «Neunte». Offenbar haben sich das Tonhalle-Orchester Zürich und Paavo Järvi für das Bruckner-Jahr auf die hohen Nummern und damit die späten Werke konzentriert. Sie stehen damit etwas abseits von den großen, enzyklopädischen Editionen und reihen sich eher in die Reihe jener Einspielungen ein, die nur einzelne Werke in den Fokus rücken. Der Vorteil, sich ganz auf etablierte Fassungen zu stützen und zudem nur die letzte Trias zu berücksichtigen, mag auch ökonomischer Natur sein (ich glaube kaum, dass es nach 2024

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #134 – Nr. 9
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Tüür / Paavo Järvi

Tüür / Paavo Järvi

Es mag angehen, dass noch im 21. Jahrhundert Sinfonien geschrieben werden –und fast möchte ich ein «wieder» hinzufügen. In den hektischen Jahrzehnten der Avantgarde war es kaum möglich, mit einer so bezeichneten Partitur Erfolg zu haben. Die Gattung schien überholt und mit Gustav Mahler (dessen 9. Sinfonie wie ein Schlusspunkt erschien, die 10. ging schon rätselhaft darüber hinaus) an ein gewisses Ende gekommen zu sein. Soweit die zentraleuropäische Perspektive. In Skandinavien wie auch im Baltikum tickten die Uhren etwas anders – zwar unterschiedlich, aber eben doch mit einem tiefen Blick

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #134 – Nr. 9
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Dvořák / Nathalie Stutzmann

Dvořák / Nathalie Stutzmann

Die Sinfonie hört man (fast) zu oft, die Suite hingegen viel zu selten – oder nie. Tatsächlich beschränken sich die «amerikanischen» Jahre von Antonín Dvořák in ihrem kompositorischen Ertrag keineswegs nur auf die eine Sinfonie oder das eine Streichquartett. Und man darf sich auch sonst fragen, was alles Dvořák in dem weitläufigen Land alles nicht gesehen hat. Freilich spielte im ausgehenden 19. Jahrhundert die Musik vor allem an der Ostküste. Dort setzte man große Hoffnungen in den berühmten Böhmen, dass er eine genuin «amerikanische» Musik erschaffen könnte. Heute mag dieser

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #134 – Nr. 9
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Boccherini Edition

Boccherini Edition

Ein Update in Sachen Boccherini. Denn wer in sein Regal schaut, findet vielleicht schon eine Box gleichen Namens – ebenfalls von Brilliant Classics, allerdings aus dem Jahre 2012 und mit nur 37 CDs. Hier sind es nun 52 CDs, so dass man von einer veritablen Version 2.0 sprechen kann. Wer zuletzt die Einzelveröffentlichungen des Labels verfolgt hat, wird von dieser Box jedenfalls nicht überrascht sein; sie stand gewissermaßen schon im Raume. Der größte Teil wurde nach zwölf Jahren freilich wieder aufgelegt, vieles ist neu hinzugekommen, nur weniges wurde «erneuert», also

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #133 – Boxenstopp
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Peter Heise / The Song Edition

Peter Heise / The Song Edition

Nimmt man mit Blick auf das «Lied im 19. Jahrhundert» diverse Konzertprogramme in die Hand, fallen einem sofort die Namen von Schubert, Schumann und Wolf ins Auge. Hingegen sind derzeit im deutschsprachigen Raum viel zu selten Lieder von Felix Mendelssohn Bartholdy, Carl Loewe, Robert Franz oder Johannes Brahms zu hören. Und das Kunstlied aus anderen europäischen Ländern? Während man gelegentlich auf französische Kompositionen stößt, wird es mit Blick gen Osten oder nach Skandinavien noch einmal deutlich dünner. Die Gründe dafür sind freilich leicht auszumachen: Trotz einer sehr ähnlichen kompositorischen Ästhetik

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #133 – Boxenstopp
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Ballets Russes

Ballets Russes

Die Zusammenarbeit zwischen Igor Strawinsky, Sergei Diaghilew und den 1909 gegründeten Ballets Russes ist legendär. Bis heute werden mit ihr die drei Ballette L’oiseau de feu (Feuervogel, 1910), Petruschka (1911) und Le sacre du printemps (Das Frühlingsopfer, 1913) in Verbindung gebracht. Doch das ist nur ein schmaler Ausschnitt aus der ganzen Geschichte. Zum einen setzten Diaghilew und Strawinsky ihre nicht immer einfache Zusammenarbeit in weiteren Projekten fort (etwa bei Le Rossignol), zum anderen arbeitete Diaghilew über zwei Dekaden hinweg auch mit anderen Komponisten zusammen, regte zu neuen Werken an und

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #133 – Boxenstopp
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Haydn-Sinfonen / Derek Solomons

Haydn-Sinfonien / Derek Solomons

Die allermeisten Haydn-Sinfonien schlummern im Dornröschenschlaf. Und werden sie einmal eingespielt, dann nehmen sie oft genug die Rolle des Aschenputtels ein. Das zeigt auch ein Blick auf die mit ihnen verbundenen diskographischen Großprojekte: So ist die wichtige und legendäre Gesamteinspielung mit der Philharmonia Hungarica unter Antal Dorati (Decca, 1970–1974) aufführungspraktisch längst in die Jahre gekommen, die jüngere Aufnahme mit dem Austro-Hungarian Haydn-Orchestra unter Adam Fischer wurde bereits einer Zweitverwertung zugeführt (Brilliant, 1987–1997). Eine zeitlich nachfolgende Naxos-Produktion setzte auf mehrere Orchester (1988–2008), die Gesamteinspielung des Stuttgarter Kammerorchesters und Dennis Russel Davies

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #133 – Boxenstopp
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Copland conducts Copland

Copland conducts Copland

Kein rundes Geburts- oder Gedenkjahr, sondern einfach ein Blick in die Tiefen des Archivs: Dieser Gedanke käme mir bei dieser Produktion, wenn nicht doch der 125. Geburtstag von Aaron Copland (1900–1990) vor der Tür stünde. Aber auch so ist diese Box ein Pfund, ein Meilenstein. Und bevor in nicht allzu ferner Zukunft alle Welt nur noch in einzelnen Tracks streamt, ist hier zusammengekommen, was zusammengehört. Denn Copland war nicht nur ein höchst angesehener Komponist (er gilt als «Dean of the American Composers»), sondern auch ein herausragender Interpret seiner eigenen Werke

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #133 – Boxenstopp
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Klavierwerke / Victor Nicoara

Klavierwerke / Victor Nicoara

In Sachen «Busoni» ist Victor Nicoara kein Unbekannter. Bereits vor 2021 erschien ein vorzügliches Album des aus Rumänien stammenden Pianisten mit Busonis insgesamt sechs Sonatinen (der Name täuscht über den wahren Anspruch auf allen Ebenen hinweg). Diesmal träumt sich Nicoara musikalisch ins Land der Polyphonie – mit der epischen Fantasia contrappuntistica BV 256 (1910–1922), aber auch mit so interessanten Nummern wie den Sieben kurzen Stücken zur Pflege des polyphonen Spiels (1923) BV 296, in denen Busoni einige Linien der Vergangenheit aufgreift, neu und anspruchsvoll interpretiert oder eben auch neu komponiert.

Teil 4 von 4 in Michael Kubes HörBar #132 – Busoni 100
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Klavierwerke / Peter Donohoe

Klavierwerke / Peter Donohoe

«Busonis Beitrag zur Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts ist unschätzbar.» Der Satz findet sich nicht etwa in einer der großen Enzyklopädien, sondern im Booklet dieses Albums am Ende von Peter Donohoes Anmerkungen des Inter-preten. Und ja: Je länger man sich mit dem Komponisten und seinen Werken beschäftigt, desto mehr kann man diesen emphatischen Satz bestätigen. Dass es allerdings um Busoni auch im 100. Todesjahr ruhig geblieben ist, mag vielleicht damit zusammenhängen, dass er sich nicht einfach schubladisieren lässt: Schon die Kombination von Komponist und Bearbeiter, vom virtuosen Pianisten und hellsichtigen Musikphilosophen

Teil 3 von 4 in Michael Kubes HörBar #132 – Busoni 100
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