29. März 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Mozart / Pandolfis Consort

Mozart / Pandolfis Consort

Es war nicht das erste Mal, dass große Sinfonik, eine Oper oder ein Oratorium für Streichquartett arrangiert wurde. Und doch hat die hier eingespielte Bearbeitung von Mozarts Requiem einen ungewöhnlichen Hintergrund: Sie war nicht für die nimmersatte Wiener Hausmusik in den ersten Dekaden des 19. Jahrhunderts bestimmt, sondern wurde von Peter Lichtenthal (1778–1853) um 1830 in Mailand(!) angefertigt mit dem Bestreben, Mozart und seine Werke bekannt(er) zu machen. Dass Lichtenthal in Italien dafür ausgerechnet an das Streichquartett dachte, sagt freilich mehr über seine eigene musikalische Sozialisation aus als über die

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Mozart / Philippe Herreweghe

Mozart / Philippe Herreweghe

Nicht mehr lange, und diese Aufnahme ist bereits 30 Jahre alt. Dass sie dennoch den Weg in die Hörbar gefunden hat, ist nicht allein der letzten Wiederveröffentlichung geschuldet, sondern auch ihrer nun schon «klassisch» anmutenden Interpretation. Sie hält sich an die seit dem 19. Jahrhundert tradierte und zur Hörgewohnheit gewordene Süßmayr-Fassung, bringt aber mit dem Klang und der historisch informierten Aufführungspraxis ein neues Element hinein, ohne sich in Spielereien, Manierismen Exaltiertheiten zu verlieren. Noch ist die Liste der mitwirkenden hervorragenden Solist:innen nicht von gestern; sie bilden aber (und das ist

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Rachmaninow / The Complete Edition

Rachmaninow / The Complete Edition

Es ist seit Jahrzehnten eine schöne Tradition, zu runden Feier- und Gedenktagen eines Komponisten die eine oder andere «Box» mit «gesammelten Werken» herauszubringen. Oft genug wurden und werden dafür die gut gefüllten Archive noch einmal gründlich durchforstet. Die dabei verfolgten Philosophien und Ziele (mit all ihren Unterschieden) zeigten sich vor allem im Beethoven-Jahr 2020. Bei Rachmaninow ist heuer die Sache um vieles einfacher – vielleicht auch, weil sich das Œuvre übersichtlicher darstellt und neben den Hauptwerken in den großen Gattungen eben doch nur wenig anderes steht. So legte vor ein

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Klavierkonzert Nr. 2 / Kirill Gerstein

Klavierkonzert Nr. 2 / Kirill Gerstein

Wie sympathisch! Auf dem Cover dieses Albums steht Rachmaninow 150 – da freut sich das Hörbar-Herz in dieser Woche. Darüber hinaus ist auch sonst vieles am Artwork anders: Verwachsene und vom Sturm abgebrochene Bäume und Gestrüpp, bedeckt von den Resten winterlichen Schnees. Wenig beschönigend. So viel Understatement ist heute selten, zumal wenn es um einen 150. Geburtstag geht. Die aufgezeichneten Werke sind allerdings nur bedingt originell. Wieder einmal wird ein altes Schlachtross ins Feld geführt: das Klavierkonzert Nr. 2 c-Moll op. 18. Wobei: Es handelt sich um den Mitschnitt des

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Sinfonien Nr. 2 & 3 / Yannick Nézet-Séguin

Sinfonien Nr. 2 & 3 / Yannick Nézet-Séguin

Bei der Deutschen Grammophon setzt man seit einiger Zeit nahezu gänzlich auf den kanadischen Dirigenten Yannick Nézet-Séguin. Kaum entkommt man seiner diskographischen Präsenz, sei es mit Beethoven und Bernstein, Mendelssohn, Mozart oder Mahler, Prokofjew oder Schostakowitsch, Florence Price oder in diesem Fall: Rachmaninow. Den Klavierkonzerten mit Daniil Trifonov folgen nun die Sinfonien; hier zum Abschluss die Nr. 2 op. 27 (1906/07) und Nr. 3 op. 44 (1935/38). Vermutlich steht demnächst Orchestrales von Brahms ins Haus, jedenfalls wurden dessen Sinfonien mit dem bewährten Chamber Orchestra of Europa im Sommer 2022 und

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Klavierkonzerte 1 & 4 / Boris Giltburg

Klavierkonzerte 1 & 4 / Boris Giltburg

Fraglos kennt Boris Giltburg «seinen» Rachmaninow. Vielfach hat er die Klavierkonzerte live aufgeführt und auch für das Label Naxos eingespielt: die Nr. 2 und 3 (wahre Schlachtrösser) gemeinsam mit Carlos Miguel Prieto und dem Royal Scottish National Orchestra. Für die bisher noch ausstehenden Nummern wurden allerdings die Truppen gewechselt: In der letzten Folge spielt das Philharmonische Orchester aus Brüssel unter Vassily Sinaisky. Nun sind seit den fulminanten Einspielungen der beiden Konzerte Nr. 2 und 3 (2016) nicht nur einige Jahre vergangen, sondern (gefühlt) eine gar nicht so kleine Epoche –

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Trio élégiaque / Trio RoVerde

Trio élégiaque / Trio RoVerde

„Rachmaninow wurde aus Stahl und Gold geschaffen: Stahl in den Händen und Gold im Herzen.“ – Ein wunderbares Bonmot des aus Krakau stammenden Pianisten Józef Hofmann, der damit die wesentlichen Charakterzüge von Sergei Rachmaninow als ausübenden Pianisten beschrieben hat. Neben seinen Einspielungen sind es heute aber vor allem seine Werke, die in Erinnerung geblieben und im Konzertsaal präsent sind. In diesem Jahr vielleicht sogar mehr als gewöhnlich, denn Rachmaninow wurde vor 150 Jahren in einer Kleinstadt südlich von St. Petersburg geboren; gestorben ist er im Herbst einer langen Doppel-Karriere vor

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Burgmüller / Etudes op. 100

Burgmüller / Etudes op. 100

Das Hörbar–#100-Jubiläum endet mit Etüden. Man möge sich dabei bitte nichts weiter denken – nur wenige passende Werke und kaum Einspielungen waren zu finden. Hier sind es nun die 25 leichten und progressiven Stücke op. 100 von Friedrich Burgmüller. Auch in diesem Fall dürfte die Opuszahl eine Laune des Zufalls oder des Verlegers gewesen sein. Man glaubt es kaum: Diese Etüden liegen noch heute auf! Mancher wird sich an die eigene Klavierstunde erinnern, wird möglicherweise Glück und Unbehagen zugleich spüren; denn seither hat wohl kaum einer die kleinen Charakter-Exerzitien wieder

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