6. Juli 2025 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Josquin / Chansons

Josquin / Chansons

Ein wenig abseits im Œuvre Josquins steht bis heute der größte Teil der drei- und vierstimmigen Chansons, meistenteils polyphon gestaltete Liedsätze auf weltliche Texte. Der Umstand ist wohl auch auf die weitgehende Unklarheit über die Authentizität zahlreicher Kompositionen zurückzuführen: Von den in der Gesamtausgabe abgedruckten 36 drei- und 39 vierstimmigen Werken sind gut die Hälfte als fraglich oder gar zweifelhaft gekennzeichnet. Ob solche heute als notwendig empfundene Zuschreibungen in diesem Bereich des Schaffens allerdings auch dem Geist des ausgehenden 15. Jahrhunderts entsprechen? Am Ende sollte vielleicht eher die kompositorische Originalität

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #048 – Josquin 500
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Josquin / Motets & Mass Movements

Josquin / Motets & Mass Movements

Vielleicht bedarf es wirklich erst des 500. Todestags, damit die Großartigkeit von Josquins Musik auch einem weiteren Kreis von Musikliebhabern bekannt wird. Ein breiteres Interesse mögen bisher wohl auch all jene Aufnahmen verhindert haben, die in den 1980er Jahren einen fast schon esoterisch anmutenden Wohlklang über die Kompositionen ausgossen – und damit entscheidende Aspekte der Musik negierten: ihre stets klare architektonische Disposition, die innere Dramaturgie, die einkomponierten Klangfarben und die jeweils einmalige Gestaltung. Knapp 40 Jahre später hat sich die Ästhetik verändert, haben sich die aufführungspraktischen Möglichkeiten erweitert. Zudem wird

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Josquin / Stabat Mater

Josquin / Stabat Mater

Messen, Motetten und Chansons bilden nicht nur bei Josquin die drei großen Gruppen seines Schaffens. Und während die Messen wegen ihrer Architektur vergleichsweise leicht zu überschauen sind und die Chansons aufführungspraktisch ein offenes Feld darstellen, verlangen die Motetten einen jeweils ganz eigenen, individuellen Zugriff. Dies betrifft nach außen hin Umfang, Aufbau und Anzahl der Stimmen, nach innen aber vor allem die Texte – und hier steht bei vielen Werken die Jungfrau Maria im Mittelpunkt. Damals wie heute sind es das Stabat Mater, das Salve Regina und Ave Maria, die immer

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Josquin, the Undead

Nachdem im 14. und 15. Jahrhundert zahlreiche Komponisten (die zugleich wohl auch immer Sänger waren) zusehends aus dem Dunkel der Namenlosigkeit getreten waren, bildete sich an der Wende zum 16. Jahrhundert um Josquin Desprez und sein Schaffen ein geradezu modern anmutender Kult. Sein für jene Zeit ungeheures Selbstbewusstsein – möglicherweise inszeniert, mit Sicherheit aber auf einer in ganz Europa anerkannten schöpferischen Potenz gründend – schreckte jedenfalls Herzog Ercole I. d’Este nicht, den offenbar Unbequemen nach dessen Bedingungen 1503 als Kapellmeister zu engagieren. Bereits ein Jahr später verließ Josquin jedoch schon

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Igor Strawinsky Edition / Warner

Igor Strawinsky Edition / Warner

Zu den wenigen verbliebenen «Majors» der Klassik gehört auch Warner mit all seinen Labels und deren prall gefüllten Archiven. Natürlich reiht man sich da nur allzu gerne in den «Boxen-Stopp» zu Strawinskys 50. Todestag ein. Die dazu produzierte 23 CDs umfassende Edition kann zwar keine Vollständigkeit beanspruchen, was das Œuvre angeht, und doch bietet sie viel mehr als andere: Zusätzlich finden sich auf zwei randvoll bespielten Scheiben mit Transkriptionen (einer Art «Anhang» des klingenden Werkkatalogs) neben den bekannten Arrangements von Sacre und Petruschka für Klavier (vom Komponisten selbst angefertigt) auch

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #047 – Strawinsky 50
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New Strawinsky Edition / DG

New Strawinsky Edition / DG

Da haben wir’s beim genaueren Hinsehen: Bei einer Box, auf der werbewirksam «The New Complete Edition» steht, muss es (so darf man schließen) auch eine ältere Zusammenstellung geben. Und tatsächlich! Es ist noch nicht einmal sechs Jahre her, da hatte die Deutsche Grammophon bereits einen ähnlichen Quader auf den Markt geworfen. Wo aber liegen nun heute, im Gedenkjahr 2021, die Unterschiede zu jener Collection, die noch immer hie und da angeboten wird, sich weiterhin in den Tiefen der Label-Homepage finden lässt und dort offenbar bleibend mit den Worten «erstmalig sämtliche

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #047 – Strawinsky 50
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Strawinsky / Chailly / Decca

Strawinsky / Chailly / Decca

Die Erfahrung des Lebens lehrt, dass man nicht allzu lange auf eine momentan gewährte «Exklusivität» zählen kann. So mag man dem Zusatz «Limited Edition« schon gar nicht mehr recht Glauben schenken. Zu oft konnte man unter diesem alarmierenden Werbebanner in der Vergangenheit einfache Zusammenstellungen finden, zu oft wurde das Versprechen alsbald durch umgestaltete oder erweiterte Veröffentlichungen gebrochen. Und manchmal beschleicht einen mit Blick auf die eingestempelte Nummer des Exemplars ohnehin das Gefühl, dass die Auflage viel zu hoch angesetzt wurde – die «Exklusivität» mithin noch über Jahre oder Jahrzehnte für

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #047 – Strawinsky 50
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Strawinsky / Bernstein / Sony

Strawinsky / Bernstein / Sony

Wenn nun schon eine Edition mit Strawinskys eigenen Einspielungen aktuell nicht greifbar ist, so doch all die Aufnahmen, die unter Leonard Bernstein zwischen 1947 und 1972 für RCA Victor und Columbia entstanden – von Sony in Nachbildungen der originalen «Jackets» und in Anlehnung an die «Labels» auf 6 CDs «geboxed». Freilich, so ganz stimmt das nicht: Der älteren Produktion vom Sacre (New York Philharmonic, 1958) wurde auf der CD noch die Suite (1919) des Feuervogels beigegeben (auf der LP war sie mit Tschaikowskys Romeo und Julia-Ouvertüre gekoppelt), ebenso gesellt sich

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #047 – Strawinsky 50
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Works of Igor Strawinsky / Sony

Works of Igor Strawinsky / Sony

Im Vergleich zum Sacre-Jubiläum von 2013 ist heuer nahezu ohne größere Aufmerksamkeit im Konzertleben der 50. Todestag von Igor Strawinsky verstrichen. Das hat aktuell verschiedene Ursachen, liegt aber sicherlich auch an der teilweisen Sperrigkeit seines späten Schaffens. Dennoch überrascht es, dass nicht alle großen Labels gleichermaßen ihre Archive nach Schätzen durchforstet haben. Es muss ja nicht immer «jede Note» sein, gelegentlich tut es auch eine wirklich repräsentative Werkauswahl. Aber dass die in den 1960er Jahren unter der Leitung des Komponisten selbst entstandenen Einspielungen derzeit nicht als Box verfügbar sind, ist

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #047 – Strawinsky 50
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Tchiba: klang collection

Tchiba: klang collection

Badooum! Der den meisten von uns eher als souveräner Pianist bekannte Martin Tchiba geht mit diese CD unter die Potentiometer-Skalierer, unter die Tüftler, die am Klangrad drehen. Badoooum! In drei Teile zerfällt hier sein Werk: places, dedications und images. Er selbst schreibt zum Gesamtkomplex der CD: «klang collection ist meine musikalische Aufarbeitung der Corona-Zeit. Reflektiert werden vielfältige Klänge, Dinge, Orte, die mir 2020 und 2021 wichtig waren, die auf der Agenda gestanden hätten, aber aufgrund der Situation „unerhört“ blieben, ergänzt durch starke Reminiszenzen an die „Zeit davor“.» Da ist es

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Schönegg / Enso: Strukturen

Schönegg / Enso: Strukturen

Wie geschwungen, so verklungen. Eintauchmusik, schrubbig manchmal, dann eher gelüftet. Strukturen, so die Titel Römisch I bis VI, klingt dabei viel zu eckig für das, was da tatsächlich tönt. Das Ensemble Enso breitet nämlich sehr Lebendiges, weniger Abstraktes oder Immaterielles vor einem aus. Entschuldigen Sie den Einwurf, gerade aber türmt sich so eine Art lebendiger Obertonreihe mit vor mir auf. Ein Dahingehauchtes ist es dann. Und eine seltene Musik obendrein: Die Besetzung mit Michael Thieke (Klarinette), Sandra Weiss (Fagott), Nathan Bontrager (Cello), Stefan Schönegg (Kontrabass) und Etienne Nillesen (erweiterte Snare

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Mannheim 1778 / Letzbor, Traxler

Mannheim 1778 / Letzbor, Traxler

Mozart in Mannheim (und in Paris). Über diese Zeit sind bereits ganze Bücher geschrieben worden, und doch muss man vielleicht eher diese biographischen Stationen «nachfühlen«, um ansatzweise zu verstehen, was dem jungen Komponisten in diesen Jahren und Monaten widerfahren ist. Konkrete Spuren davon wird man kaum in seiner Musik finden, mehr aber wohl in seinen Briefen – zwischen Liebesfreud (Aloysia Weber) und tiefer Trauer um die Mutter. Aus dieser Zeit stammen die in Paris als «Opus 1» gedruckten Sonaten für Clavier und Violine (KV 301–306). Angeregt durch eine ähnliche Komposition

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #046 – Anno Domini
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