Die Werke, Sammlungen, Zyklen stammen von Mykola Silvansky (1916–1985), Matvey Gozenpud (1903–1961) und Evgeniya Yakhnina (1918–2000) – Komponist:innenn, an deren Lebensläufen sich das düstere Panorama der Geschichte des 20. Jahrhunderts spiegelt: Mykola Silvansky wurde in der Nähe von Charkiv geboren, studierte Klavier in Leningrad und Moskau und war zuletzt Professor am Konservatorium in Kyjiv; Matvey Gozenpud erblickte in Kyjiv das Licht der Welt, wurde dort später Professor für Komposition, floh aber vor den antisemitischen Pogromen ab 1948 nach Kasachstan und ging später an das neu gegründete Konservatorium nach Nowosibirsk; auch das Leben der in Charkiv geborenen Evgeniya Yakhnina erlebte 1948 einen Einbruch, sie verlor ihre Anstellung und ihre Existenzgrundlage. Von all dem ist in den jeweils wenigen Takten naturgemäß wenig zu spüren. – Interpretatorisch sind die Werke bei Jascha Nemtsov in guten Händen, die Aufnahme selbst aber ist technisch leider unter dem Durchschnitt. Der nicht näher bezeichnete Flügel wurde nicht gut in Szene gesetzt, man hört die Pedalmechanik pumpen (etwa in Track 9), die Akustik wirkt seltsam topfig. Auch der Redaktion des Booklets wurde wenig Sorgfalt gewidmet (Zeile 3 des Essays). All dies sollte einer musikalischen «Ausgrabung» nicht unnötig im Wege stehen.
Mykola Silvansky. 24 Preludes; Matvey Gozenpud. 12 Preludes; Evgeniya Yakhnina. 6 Preludes
Jascha Nemtsov (Klavier)
hänssler classics HC 24044 (2024)