Dies gilt zumal für all jene Kompositionen, die entweder auf dem liturgischen Text des Requiems basieren oder als Oratorium in der Karwoche ihren Platz hatten. Die instrumentalen Einleitungen dieser Werke hatte bereits 1804 kein Geringerer als Joseph Haydn selbst in einer Bearbeitung für Streichquartett im Druck veröffentlicht – offenbar aus Hochachtung vor dem Meister und seinen Werken. Tatsächlich bestechen die auf diesem Album versammelten Kompositionen durch eine interessante Mischung aus gut organisierter Kleinteiligkeit und einem großen, alles zusammenfassenden Bogen. Von den drei überlieferten Requiem-Vertonungen (in d-Moll, g-Moll und c-Moll) wurde hier die in c-Moll von 1763 eingespielt – ein Werk aus dem Herbst des Lebens, das in jedem Takt, von der dramatischen Fuge (Kyrie) bis zur obligaten Posaunenstimme (Tuba mirum), Werners außerordentliche Kompositionskunst offenbart. Es sind Werke der süddeutschen Tradition, die den nahenden stilistischen Umbruch zumindest erahnen lassen. Die Einspielung fängt das auf höchstem interpretatorischen Niveau ein.
Gregor Joseph Werner. Introductio zu: Der verlorene Sohn; In monte oliveti; Introductio zu: Absalon; Ecce vidimus eium; Introductio zu: Job; Requiem c-Moll; Sonatina g-Moll; Miserere mei Deus
Magdalene Harer (Sopran), Anne Bierwirth (Alt), Tobias Hunger (Tenor), Markus Flaig (Bassbariton), Voktett Hannover, la festa musicale, Lajos Rovatkay
audite 97.808 (2022)