Noch einmal Ferdinand Ries. Seine immer wieder eingespielten Bearbeitungen von Werken Beethovens düfen wegen seiner Nähe zum Meister als gleichsam authentisch gelten, vor allem aber offenbaren sie in höchstem Maße das noch immer unterschätzte Talent des Schülers. In diesem Fall ist es die für Klavierquartett bearbeitete «Eroica», die (zusammen mit dem 1800 entstandenen Septett op. 20) von den CHAARTS Chamber Artists mit Claire Huangci am Klavier erklingt. Eine interessante Kopplung, die allerdings die frühere Komposition für größeres Ensemble in falscher chronologischer Reihenfolge an den Schluss stellt und diese damit leichter erscheinen lässt, als sie ist.
Beide Partituren glühen förmlich und vereinen in sich ganz unterschiedliche Kräfte – Kräfte, die sich offenbar auch auf die Gestaltung von Cover und Backcover ausgewirkt haben, auf denen eine Violine nicht nur brennt, sondern auch explodiert. Starke Bilder. Aber auch die Interpreten werden den so ausgeloteten Anforderungen mehr als gerecht. Das ebenso witzige wie spritzige Septett mit seinen insgesamt sechs Sätzen erfährt eine Deutung zwischen unbeschwerter Heiterkeit und gelegentlich durchbrechendem Ernst, die Sinfonie eine (um den Kontrabass erweiterete) kammermusikalische Umsetzung, bei der man hier und da im Kopf hinzufügt, gelegentlich aber auch Nebenstimmen akzentuiert, die man im Konzertsaal kaum wahrnimmt. Jede gute und gelungene neu komponierte Reduktion einer Besetzung wächst immer auch aus der analytischen Betrachtung des Originals. Die Live-Produktion lädt daher zum aktiven, reflektierendem Hören ein. Besser geht es kaum.
Ludwig van Beethoven. Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 (arr. für Klavierquartett von Ferdinand Ries); Septett Es-Dur op. 20
CHAARTS Chamber Artists, Claire Huangci (Klavier)
Berlin Classics 0302935 BC (2021)
- Sinfonie Nr. 9 / Loguercio & Piemonit
- Sinfonien Nr. 2 & 5 / ensemble1800berlin
- Sinfonien Nr. 2 & 5 / Ax, Kavakos, Ma
- Sinfonie Nr. 3 & Septett / CHAARTS, Huangci
- Kreutzer-Sonate / Quatuor Zaïde