21. November 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch

Komponistinnen / Franziska Heinzen

Komponistinnen / Franziska Heinzen
Komponistinnen / Franziska Heinzen
Manche Zahlen kehren in enzyklopädisch geordneter Musik immer wieder. Oft ist es die «Sechs», seltener die «Zwölf», häufiger die «Vierundzwanzig». So auch bei diesem Album, dass zwar nicht systematisch durch alle Tonarten geht, wohl aber 24 Lieder von 24 Komponistinnen umfasst. Dahinter steht eine nicht geringe kuratorisch-dramaturgische Arbeit, nämlich die Sichtung eines fast unüberschau-baren Repertoires, die Auswahl einzelner Gesänge (auch mit Rücksicht auf Am-bitus und Charakter) sowie schließlich die schlüssige Anordnung zu einem in sich geschlossenen Programm. Gelungen ist das mit überraschenden Kontrasten und vielfach bisher nicht eingespielten Kleinoden.

Was dennoch beim Durchhören an dieser guten Stunde stört, ist die enge Aufein-anderfolge von Lied auf Lied, von Track auf Track. Man sollte die Fernbedienung griffbereit oder die Space-Taste erreichbar haben, um – anders als bei einem Zyklus – reichlich Pausen einzulegen. Dann bleibt auch Zeit, den im Booklet dreisprachig(!) abgedruckten Dichtungen zu folgen, der Vertonung nachzusinnen. Denn Franziska Heinzen und Benjamin Mead spannen inhaltlich wie auch stilistisch einen weiten Bogen vom romantischen Kunstlied bis hin zum Jazz-Song, freitonalen Verdichtungen und geräuschhafter Sprachvertonung. Mit den 24 Kompositionen verbindet sich dann auch ein Portrait der Stimme von Franziska Heinzen – ein heller, junger Sopran, leicht geführt und in allen Sprachen mit klarer Diktion, reich an Farben, kontrolliertem Vibrato und beherrschter Melancholie. Über die Auswahl der Lieder wird im Beiheft leider nichts gesagt; die selten mehr als nur sechs Zeilen umfassenden Kurz-Biographien der Komponistinnen verbleiben im gedrängten Telegrammstil.

Komponistinnen. Women Composers. Compositrices
Rebecca Clarke. June Twilight; Irène Poldivski. L’heure exquise; Alma Mahler. Laue Sommernacht; Amy Beach. Ah, Love, but a Day; Clara Schumann. Am Strande; Henriette Bosmans. Le regard éternel; Isabel Mundry. Hilf mir!; Marie Jaëll. Le bonheur s’effeuille et passe; Rosy Wertheim. Die Insel der Vergangenheit; Katharina Rosenberger. Dying is fine but death; Fanny Mendelssohn. Warum sind denn die Rosen so blass; Juliana Hall. Sleep, Mourner, Sleep!; Henriette Puig-Roget. Le diable dans la nuit; Charlotte Bray. Farewell; Manuela Kerer. Nur der seinen Leben; Elizabeth Maconchy. Ophelia’s Song; Ingeborg Bronsart. Die Loreley; Marguerite Roesgen-Champion. Le sommeil de Leilah; Madeleine Dring. Song of a Nightclub Proprietress; Ruth Schonthal. Die ewige Liebe; Caroline Charriere. Écouter et ne rien entendre; Josephine Lang. Ob ich manchmal dein gedenke; Cécile Chaminade. Ma première lettre; Germaine Tailleferre. Remembrance
Franziska Heinzen (Sopran), Benjamin Mead (Klavier)

Solo Musica SM 378 (2021)

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Autor

  • Michael Kube

    Dr. Michael Kube, geb. 1968 in Kiel, studierte Musikwissenschaft, Kunstgeschichte sowie Europäische Ethnologie/Volkskunde. Promotion mit einer Arbeit über Hindemiths frühe Streichquartette (1996), Habilitation mit Studien zu einer Kulturgeschichte des Klaviertrios (2016). Seit 1998 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Neuen Schubert-Ausgabe (Tübingen), seit 2002 zudem Mitglied der Editionleitung. Er ist seit 2007 Kuratoriumsmitglied (und seit 2013 Vorsitzender) der Stiftung Kulturfonds der VG Musikedition.

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