21. November 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch

Anima Eterna Brugge

Anima Eterna Brugge
Anima Eterna Brugge
Dass dieses Album zu kurz wäre, kann man nun wirklich nicht sagen. Mit einer Spielzeit von 79’48“ geht es an die Grenze. Und wo es fast alle Ensembles bei der Einspielung von Schuberts Oktett belassen (immerhin mit einer Dauer von etwas mehr als einer Stunde), da legt hier die bunt gemischte Formation von Anima Eterna Brugge nach: nämlich das unterschätzte, kaum gespielte und noch seltener zu hörende Septett von Franz Berwald (1796–1868). Weder Werk noch Komponist haben weit und breit irgendein Jubiläum – was diese Produktion eigentlich gleich sympathisch machen sollte (für den 200. Geburtstag des Septetts erschien das Album auch einfach zu spät).

Wie in der großen Besetzung als Orchester, so findet bei Anima Eterna auch in der Kammermusik ein historisches Instrumentarium Verwendung – was selbst bei Schuberts Oktett nicht oft auf CD zu hören ist. An Schwierigkeiten mangelt es jedenfalls nicht. Neben den technischen Anforderungen (vor allem für die Bläser) dienen vor allem das Zusammenspiel im Ensemble und das Erarbeiten eines gemeinsamen, geschlossenen Klangs als Maßstab. Und hier stellen sich dann auch gleich die Fragen, vergleicht man die Produktion beispielsweise mit der nur wenig früher entstandenen Einspielung um Isabelle Faust (harmonia mundi), die kompakter klingt, im Verlauf stringenter nach vorne geht und damit auch ausgearbeiteter, ausgehörter wirkt. Ähnlich geht es mit Berwalds wundervollem Septett, bei dem viele Gesten wie nur angedeutet anmuten. Hier lohnt noch immer die genau 30 Jahre alte Einspielung mit dem erweiterten Lysell Quartett (Musica Sveciae). So große Stücke ich auf viele Einspielungen von Anima Eterna Brugge halte – hier macht sich Enttäuschung breit.

Franz Schubert. Oktett F-Dur D 803; Franz Berwald. Septett B-Dur
Anima Eterna Brugge

Alpha ALP 461 (2018)

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Autor

  • Michael Kube

    Dr. Michael Kube, geb. 1968 in Kiel, studierte Musikwissenschaft, Kunstgeschichte sowie Europäische Ethnologie/Volkskunde. Promotion mit einer Arbeit über Hindemiths frühe Streichquartette (1996), Habilitation mit Studien zu einer Kulturgeschichte des Klaviertrios (2016). Seit 1998 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Neuen Schubert-Ausgabe (Tübingen), seit 2002 zudem Mitglied der Editionleitung. Er ist seit 2007 Kuratoriumsmitglied (und seit 2013 Vorsitzender) der Stiftung Kulturfonds der VG Musikedition.

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Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #065 – gemischtes Ensemble