16. September 2025 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Le nozze in Baviera

Le nozze in Baviera

Noch ein Album mit Musik von den Münchner Hochzeitsfeierlichkeiten aus dem Jahre 1568 – und doch mit einem ganz anderen Ansatz. Denn Eric Rice erklärt, dass ihn eigentlich ein ganz anderes Interesse motivierte, sich mit dem damals aufgeführten Repertoire auseinanderzusetzen: «This recording originated from my curiosity about the moresca, an Italian musical genre that caricatured Black Africans. I wanted to know where, how, and for whom these pieces were performed; this recording of four vignettes from a 16th-century wedding is the result.» Entsprechend hoch setzt der weitere Kontext an («In

Teil 3 von 4 in Michael Kubes HörBar #164 – Anno Domini
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The Royal Wedding, Munich 1568

The Royal Wedding, Munich 1568

Es gibt Alben, die behalten auch über Jahre eine unglaubliche Präsenz. Das liegt in der Regel an der gelungenen, zeitlosen Interpretation, oft genug aber auch zusätzlich (!) an den eingespielten Werken an sich. Eines dieser Albem ist The Royal Wedding, Munich 1568 mit Roland Wilson, La Capella Ducale und der Musica Fiata. Die Aufnahme erfolgte schon 2018, die Veröffentlichung erfolgte 2019. Als CD ist die Produktion schon zu einem begehrten Sammlungsobjekt geworden – im Streaming ist sie aber noch immer zu hören – leider dann oft genug ohne das wirklich

Teil 2 von 4 in Michael Kubes HörBar #164 – Anno Domini
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Choralis Constantinus 1508

Choralis Constantinus 1508

Reichstage waren seit dem Mittelalter wichtige politische Zusammenkünfte, die an immer wieder anderen Orten durchgeführt wurden. Eingeladen wurde vom Kaiser – und natürlich musste es auch festlich zugehen. Musik spielte dabei eine tragende Rolle, so wie zu Beginn des 16. Jahrhunderts in Konstanz. Das rein nominelle Problem der vorliegenden, im Titel auf «1508» festgelegten Pro-duktion: Einberufen wurde der Reichstag 1507, dem Domkapitel legte Heinrich Isaac aber seine Motetten erst am 29. November 1509 vor. Gedruckt wurden sie 1550/55 in den drei Bänden der Choralis Constantinus, die meisten Werke aus Konstanz

Teil 1 von 4 in Michael Kubes HörBar #164 – Anno Domini
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Il Ponte di Leonardo / Constantinople

Il Ponte di Leonardo / Constantinople

Hier sollen Brücken gebaut werden. Das Kuriose daran: das im Jahre 1502 von Leonardo da Vinci entworfene Bauwerk, auf das man sich bezieht, wurde nie errichtet. Mehr noch: Es sollte nicht einmal Orient und Okzident über den Bosporus verbinden, sondern nur die Ufer einer Bucht am Goldenen Horn. Man stelle sich vor, Sultan Bayezid II. hätte das ehrgeiziges Vorhaben verwirklicht: eine 43 Meter hohe freitragende Konstruktion. So etwas wurde erst Jahrhunderte später (wieder) gebaut; eine Miniaturausgabe wurde immerhin als Fußgängerbrücke in Südnorwegen realisiert. Aber wenn schon die Brücke als Symbol

Teil 2 von 4 in Michael Kubes HörBar #127 – Greeen Music
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Garlic & Onions / The Playfords

Garlic & Onions / The Playfords

Eine Produktion, bei der man einen Blick in die Küche wagt: Dort finden sich brodelnde Töpfe auf dem Herd, zahlreiche vorbereitete Speisen, deftige Zutaten im Vorrat und vor allem (trotz der harten Arbeit) eine spürbare Lust am Leben und am guten Geschmack – ganz allgemein und hier besonders. So oder ähnlich dürfte das Rezept lauten, das vom Ensemble The Playfords diesem Album zugrunde gelegt wurde. Während es klingt und singt, hört man es geradezu brutzeln. Es ist eine Zusammenstellung von herben Balladen und nachsinnenden Grounds der britischen Renaissance und des

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #123 – Obst & Gemüse
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Capriccio pastorale / Capella de la Torre

Capriccio pastorale / Capella de la Torre

Erst die Plätzchen, dann der Baum, dann die Sektkorken. So geht das Jahr zu Ende – meist auch mit musikalisch passender Begleitung. Im Dezember ist es oftmals das Weihnachtsoratorium (das von Johann Sebastian Bach, natürlich), das für viele einfach dazu gehört. Doch gibt es auch andere Musiken, die sich zur festlichen oder besinnlichen Einstimmung eignen. Fünf Empfehlungen dazu gibt es in dieser Hörbar-Woche – von der Renaissance bis in die Gegenwart. Den Anfang macht die Capella de la Torre mit einer Reise in Europas Süden und zurück ins 16. und

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #105 – Weihnachten
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Byrd / Mass for five voices

Byrd / Mass for five voices

William Byrds fünfstimmige Vertonung des Ordinarium Missae, die etwa Mitte der 1590er Jahre entstand, darf als einer der letzten Höhepunkte der Gattung in der Renaissance angesehen werden. Ausdrucksstark und in einem dichten Gewebe gearbeitet, kommt sie zwar ganz ohne Cantus firmus aus, dennoch greift Byrd zu Beginn der Sätze auf die alte Tradition ähnlicher Initien zu Beginn der einzelnen Sätze zurück – ein kompositorischer Kniff, um Zusammenhang und «Zyklus» herzustellen, denn die einzelnen Sätze der Messe erklangen im liturgischen Rahmen keinesfalls direkt aufeinander folgend, sondern selbst in kleineren privaten Andachten

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #099 – Byrd 400
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Byrd / My Ladye Nevells Booke

Byrd / My Ladye Nevells Booke

Es ist wohl allein der Sammel-Leidenschaft von John Baldwin, einem Sänger der St. George’s Chapel (Windsor Castle) und seiner Verehrung des Komponisten William Byrd zu verdanken, dass in einem einzigen singulären Manuskript insgesamt 42 Kompositionen für Virginal überliefert sind. Doch auch die Geschichte der am 11. September 1591 vollendeten Handschrift, bekannt als My Ladye Nevells Booke, ist einzigartig: Es befand sich im Besitz von Elizabeth I., später ist es bei Charles Burney nachweisbar, im 21. Jahrhundert gelangte es in den Besitz der British Library – als Ausgleich einer angefallenen Erbschaftssteuer.

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #099 – Byrd 400
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Byrd / Psalmes, Songs and Sonnets (1611)

Byrd / Psalmes, Songs and Sonnets (1611)

Viel zu selten wird eine derart umfangreiche Sammlung von unterschiedlichsten Sätzen vollständig eingespielt. Beim Magnus opus musicum (1604) von Orlando di Lasso wird der Wunsch wohl auf absehbare Zeit unerfüllt bleiben, bei den Psalmes, Songs and Sonnets (1611) von William Byrd wurde er Wirklichkeit. Es handelt sich zwar um ein Alterswerk, nicht aber um einen Schwanengesang. Byrd fasste sein kompositorisches Lebenswerk zusammen, indem er vor allem neue Stücke als Summa und Krönung schrieb. In seinem eigenen Vorwort zur Druckausgabe schrieb er: «Die natürliche Neigung und Liebe zur Kunst der Musik,

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #099 – Byrd 400
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The Honour of William Byrd

The Honour of William Byrd

Alison Kinder macht sich in ihrem Booklet-Essay auf die Suche nach «William Byrd» als Mensch hinter seiner Musik. Ein Unterfangen, das in dem begrenzten Raum weniger Seiten kaum gelingen kann und wohl eher an der spekulativen Oberfläche bleiben muss, als zum wahren Kern vorzudringen. Dennoch: Der Wunsch ist mehr als berechtigt, dem über viele Jahrzehnte hinweg auf höchstem Niveau produktiven Komponisten auf neuen Wegen näher zu kommen. Es sind dann auch eher die Details, die einen Einblick in den Menschen zulassen – etwa im innigen Trauergesang auf den Lehrer und

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #099 – Byrd 400
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On Byrd’s Wings / Boreas Quartett Bremen

On Byrd’s Wings / Boreas Quartett Bremen

Wann genau er geboren wurde, wusste William Byrd selber nicht. Und so ist es unklar, ob er bereits 1540 oder doch eher 1543 das Licht der Welt erblickte. Auf jeden Fall gilt er bis heute als der bedeutendste Komponist seiner Zeit auf den britischen Inseln. Byrd war mit seiner Kunst schon unter den Zeitgenossen so hoch angesehen, dass er sich – als bekennender Katholik – selbst im Elisabethanischen Zeitalter nicht unterwerfen musste. Dass 2023 sein 400. Todestag begangen wurde, ist außerhalb der «Alte Musik-Szene» wohl kaum aufgefallen – was mit

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #099 – Byrd 400
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Españoletas / Concierto Iberico

Españoletas / Concierto Iberico

Es war die Zeit, in der die ersten Formen einer eigenständigen Instrumentalmusik entstanden, sich im Gebrauch verstetigten und rasch entwickelten. Als Mitte des 16. Jahrhunderts Intavolierungen von Motetten, Madrigalen und Chansons kaum mehr ausreichten, die Bedürfnisse der Stadtpfeifereien, aber auch der städtischen Eliten zu befriedigen, kamen stilisierte Tanzsätze, abwechslungsreich gestaltete Variationen oder auch Stücke über einen ostinaten Bass in Mode. Freilich geben die meist in Sammeldrucken überlieferten Sätze nur das notierte Gerüst einer viel bunteren Aufführungspraxis wieder – sowohl im Zentrum Europas wie auch in Spanien, von wo in dieser

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #092 – Spanien
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