22. November 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Udi Shlomo – Diaspora House

Udi Shlomo – Diaspora House

Solide Musikfreude bereitet dieses Quintett. Ein Haufen toller Musiker macht einen Haufen gut komponierte Musik mit unzerstörbaren Arrangements und Kompositionen. Musik, in die man sich hineinlegen mag, von der man sich umspült wissen mag. Was will man mehr? Was will man mehr? Hier ein melodischer Haken extra? Da eine fallengelassene Achtel? Uiuiui! Muss nicht. Wenn die beiden Saxophonisten aufblasen, bleibt wird Luftmolekül dahin bewegt, wo es sein muss („Shalom Lachem“). Es wirbelt bei dieser Aufnahme gerne, klingt eben dann auch vollsatt wie aus den 70er-Jahren beim amerikanischen Quartett von Keith

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Arthur Hnatek Trio - Static

Arthur Hnatek Trio – Static

Es brodelt, nix static. Feinstrukturen in Rhythmus und Harmonik. Dazu muss sich das Trio nicht überschlagen. Es reicht einfach, sich konsequent und mit einer geradezu abstrakten Klarheit kompositorisch zu formieren. So ein bisschen mondrianartig wirkt das. Fast maschinisch. Aber man soll sich da nicht irren, es brodelt dabei und die Musik webt sich dabei. Überhaupt ist alles dabei. Im Bauplan bewegt sich spinnenartig das Saxophon von Francesco Geminiani. Ein musikalisches Netz, das mit einem Faden beginnen mag, sich symmetrisch entwickelt mit Laufbahnen und Klebelinien. Statisch! Bewegt durch musikalisches Wetter –

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Uygar Çağlı – Ting

Uygar Çağlı – Ting

Ein Debut-Album, finanziert über Crowdfunding des Bassisten, Komponisten, Arrangeurs und Produzenten Uygar Çağlı. „Er absolvierte Grazer Jazz&Pop Konservatorium und der Anton Bruckner Universität / Linz mit Auszeichnung,“ liest man in seiner Biographie auf seiner Website. Und ebenso, dass es sich bei seiner Band um „eine multikulturelle Formation mit ausgezeichneten Musikern aus Österreich, Türkei und Taiwan“ handle. Ich kann der Musik einiges abgewinnen. Gewiss ist sie angesiedelt im Bereich von Fusion, Jazz und World – was im Prinzip eigentlich auch, genau genommen, sowieso alle Musik ist. Aber man kann derlei Musik

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concatenate – U+1F407; U+1F990

concatenate – U+1F407; U+1F990

Man erkennt schon am Titel: Äh? Da hat sich keine einen Hau gemacht, wie man das wohl im Radio vorstellen wird können. „Ich hätte da gerne die Platte Uh plus Eins eff Vier Null Sieben Semikolon Uh plus Eins eff Neun Neun Null“. Ui, schräg das, oder? Moment, der Fahrstuhl ist noch außer Betrieb. Hier gilt erst mal nur E-Gitarre und Violoncello zu verketten, wie Hase ? (U+1F407) und Schrimp ? (U+1F990) im Unicode-Format. Möööönsch. „Bei concatenate treffen Kante auf Textur, Konzept auf Intuition, Holz auf Silizium. Cello und elektrische

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Samuel Leipold – Viscosity

Samuel Leipold – Viscosity

Gehört für mich in die Kategorie „Seltsame Musik“. Warum? Weil sie kaum anfassbar ist, eine Installation in Tönen und Klängen eher als ein Stück geworfener Musik. Also eher eine Art Tonmöbel – einerseits. Leipold beschreibt die Musik selbst als „Resultat einer sehr intensiven Phase der Beschäftigung mit so unterschiedlichen Einflüssen wie moderner klassischer Gitarrenmusik, im speziellen die Musik Toru Takemitsus, oder elektronischer Ambient Musik.“ Das hilft einem nicht so ganz auf die Sprünge. Eher noch die kryptische Klarheit, die sich sich in den Worten „Jedes der neun Stücke bildet in

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Flanagan – In His Own Sweet Time

Flanagan – In His Own Sweet Time

Geheimnis! Wie intim kann Musik klingen. Gespielt wie nur für einen selbst. Enja legt mit Tommy Flanagans Konzertmitschnitt aus dem Jazzclub Birdland Neuburg aus dem Jahr 1994 jetzt so eine unglaublich zerbrechliche wie zugleich unzerstörbare Aufnahme mit diesem Pianisten vor! Was geht da ab, um Himmels Willen? Zehn Standards gibt der Pianist Leben, Form und Bild. Ja, nicht anders als überschwänglich muss man solche Abende nennen. Dass diese sich auch in Form von digitalen gepressten Fixierungen mitteilen ist ein so übergroßes Glück. Man kann es kaum fassen. Elegant, aristokratisch, leidenschaftlich,

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Bernd Kaftan – Rooms and Places

Bernd Kaftan – Rooms and Places

Da ist viel Platz, da ist viel Raum. Bernd Kaftans Pianospiel ist nicht atemraubend, es klingt nach einer musikalischen Einladung, die klingt wie ein guter Freund, den man auf einer musikalischen Wanderung begleitet. Impressionistische Landschaften in Klängen breiten sich über den Flügel aus, auch im Sinne einer daran orientierten Jazzharmonik, die eben wenig den Rhythmus pflegt bei dem man sprichwörtlich mit muss. Jedenfalls in den beiden ersten Tracks. Durchaus mutiger geht es im Unisonospiel über einige Oktaven weiter. Aber die entstehende Musik behält die Hörenden immer in ihrer Mitte, umfängt

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Lyle Mays – Eberhard

Lyle Mays – Eberhard

Man müsste wohl sehr weit ausholen, wenn man die historische Bedeutung dieser nachgelassenen Aufnahme des amerikanischen Keyboarders Lyle Mays beschreiben müsste, der letztes Jahr am 10. Februar 2020 gestorben ist. Über seine inneren musikalischen Beziehungen zum Bassisten Eberhard Weber, dem er diesen Track von etwas mehr als 13 Minuten verehrt und die am 27. August 2021 erschienen ist. Das Stück flottiert vor sich hin in minimalistischen Bewegungen, zitiert den Klang von Webers Bass, hinter dem mit zahlreichen Ostinati gearbeitet wird die dann quasi in symphonische Texturen übergehen. Alles fließt. Ein

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Takase/Erdmann – Isn’t it Romantic

Takase/Erdmann – Isn’t it Romantic?

It is! Zumindest so ein bisschen. Sogar barock, wenn man es genau nimmt. In jedem Fall üppig an Tönen und an Tongruppen in Sequenzen. Da eislert schon mal nebenbei, bleibt klanglich dabei überaus scharf auf der harmonischen Klinge. Das Duo zeigt sich sehr robust in seiner thematischen Anlage und in seinen Improvisationen. Der Booklet-Text von Bert Noglik erklärt zur Entstehung, dass über die Distanzen Reims (Erdmann) und Berlin (Takase) hinweg in Corona-Zeiten zusammengearbeitet wurde und in einem kleinen Zeitfenster die CD in Budapest innerhalb von drei Tagen aufgenommen wurde. Merkt

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Poulsen/Fryland – Dream a World

Poulsen/Fryland – Dream a World

Gitarre und Trompete treffen sich im vierten Duo dieser Woche. Hasse Poulsen und Thomas Fryland träumen sich anhand zahlreicher Stücke der Musikgeschichte durch Zeit und Raum. Virtuos und beinahe fröhlich. Das ist total nett so. So sauber und zurückhaltend zugleich wollen sie laut Booklet für Hoffnung sorgen („We need hope today. We need it badly.“) Dafür klopfen sie „The Times They Are Changing”, “E Pueblo”. “Hallellujah” … über „Ode to Joy“ oder „Imagine“ bis zu Pink Floyds „Another Brick In The Wall“ ab und gehen dabei keine Risiken ein, was

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Fleischwolf – Einst

Fleischwolf – Einst

Auch nicht ganz alltäglich: Ein Duo, bestehend aus Violine/Viola und Computer. Nennt sich Duo Fleischwolf und besteht aus Gunda Gottschalk (violin, alto, voice), Achim Konrad (computer). Man weiß nicht so ganz, wohin das Duo musikalisch zielt, rauschende Partys sind es nicht, Rauschendes ist es auch nicht. Assoziationen mit dem Bild des Fleischwolfs, durch den da Musik gedreht wird, bieten sich zwar sofort an, aber laufen ins Leere. Das sehen die Musiker:innen allerdings in ihrer Selbstbeschreibung durchaus anders. „Das Paradigma hinter den meisten Tracks dieses Albums: Gunda liefert mit ihren Geigen

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Duo Sonoma I

Duo Sonoma I

Gehört auch nicht zu den gängigsten Kombinationen im Bereich des Jazz. Gitarre trifft auf Violine. Und umgekehrt. Was für eine flinke und intime Musik zaubern dabei die beiden Musikerinnen. Selten findet man diese entspannte Leichtigkeit bei Erstlingsproduktionen. Dass man das locker angeht und doch mit höchster musikalischer Disziplin und Verbindlichkeit, das macht den besonderen Reiz dieses Duos aus. Die CD wird beworben als eine „Sammlung von Eigenkompositionen, die mit unterschiedlichen Zugängen von Klassik bis Jazz und verwoben mit der besonderen kärntner-slowenischen Note neuartig Eigenes entstehen läßt.“ Das kann man so

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