25. April 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch

Sebastian Böhlen Trio: Fallalarenko

Sebastian Böhlen Trio: Fallalarenko
Sebastian Böhlen Trio: Fallalarenko

Wohlwollendes Hören kann schnell umschlagen in sein Gegenteil, wenn man sogenannte „Produktinfos“ zu CD-Produktionen liest, weil man den ersten Zugriff als Rezensent:in beim Hören nicht findet. So hier. Nach zwei Klaviertrios jetzt eines, das statt des Klaviers die Gitarre einsetzt. Das Infoblatt endet mit einem Zitat des Bassisten: „Da es fast nie darum ging, Fehler auszubessern, hatten wir viel Zeit, um verschiedene Versionen der Stücke auszuprobieren und aufzunehmen. Auf diese Weise sind Kompositionen entstanden, deren musikalische Tiefe in der aktuellen Jazz-Szene ihresgleichen suchen.“ Nimmt man einmal die auch denkbare Interpretation heraus, dass damit auch gemeint sein könne: Boah, so was Mieses habe ich ja echt noch nicht gehört, zeugt die Aussage schon von einer gewissen Hypertrophie, die, ich hoffe es, so eigentlich nicht gemeint war.

Leider ist die Einschätzung des Gitarristen auch nicht ganz ohne: „Max und Julian sind als Rhythmus-gruppe extrem gut eingespielt. Gleichzeitig sind sie charakterlich derart gefestigt, dass sie ihr Ego hintenanstellen und sich komplett in den Dienst der Musik stellen. Was das Album im Ergebnis ausgesprochen reif klingen lässt.“ Da fällt das reife Obst dann vielleicht leider faul vom Baum des Jazz und Adam verführt die Schlange, in das Cover zu beißen.

Nötig hätte es das Trio nicht, so dick aufzutragen. Denn das Trio spielt sich insgesamt deutlich frei und solide durch die Tracks. Für Abwechselung wird klanglich gesorgt, alles Stücke sind mehr oder minder charakteristisch verschieden voneinander – hell und luftig, grell und groovy, flott und zart – halt so Jazzzeug. Das passt schon alles zusammen, aber so exzeptionell wie vom Bassisten gehört ist es dann auch ehrlich gesagt nicht.

Aber vielleicht täuscht sich das Rezensent:in und das Rad des Gitarren-Jazztrios ist hier doch noch mal eben en passant neu erfunden worden. Bitte um Aufklärung. Das Titelstück wagt jedenfalls den weitesten Schritt in diese Richtung und erreicht etwa immerhin Knietiefe.


Sebastian Böhlen Trio: Fallalarenko

  • Sebastian Böhlen (Gitarre)
  • Max Ließ (Kontrabass)
  • Julian Fau (Schlagzeug)

Laika (Rough Trade)

 

hoerbar_nmz

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