24. November 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Mozart / Tarmo Peltokoski

Mozart / Tarmo Peltokoski

Mozart macht es einem wieder einmal nicht leicht. Hier sind es drei Sinfonien, mit denen Tarmo Peltokoski, aktueller Shooting Star in den europäischen Konzertsälen, nun von der Deutschen Grammophon ins Rennen geschickt wird. Bereits Ende 2022 konnte ich ihn live im Berliner Konzerthaus erleben – voller Energie, beherrscht und doch noch spürbar im «nordischen» Abstand zum Klangkörper. Auf diesem Album nun drei Sinfonien, wobei die große in g-Moll KV 550 nicht als Finale gesetzt wurde, sondern in der Mitte zwischen der Haffner-Sinfonie KV 385 und der «Linzer» KV 425 steht.

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #124 – Sinfonisches
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Bacewicz & Co. / Sinfonia of London

Bacewicz & Co. / Sinfonia of London

Mit „Musik für Streichorchester“ verbinde ich leider noch immer einen bestimmten Klang, der mich bereits Mitte der 1980er Jahre beim Aufbau der eigenen Schallplatten-Sammlung (und des gehörten Repertoires) geradezu körperlich irritierte. Es war damals die unsägliche Mischung aus einem im Promenadenkonzert (gefühlt) dauerpräsenten kleinen Korpus von Serenaden, die mit selbstbewusster Schlampigkeit eher exekutiert denn interpretiert wurden. Die Streicher hatten damals meist einen saftigen, allerdings stark oberstimmenlastigen Sound; an eine Differenzierung von Dynamik und Agogik war kaum zu denken. Ich fragte mich, warum das so klingen musste, zumal bei Werken mit

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #124 – Sinfonisches
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John Adams / RSO Wien

John Adams / RSO Wien

Anders als Philip Glass hat sich John Adams (*1947) schon lange aus den heimtückischen Fallstricken der Minimal Music befreit. Was bei dem einen zu einer manieristischen Perpetuierung bekannter Patterns mutiert, entwickelte sich bei Adams zu einem sehr breiten Repertoire an eigensprachlichen Möglichkeiten. Und dennoch ist es schon recht verblüffend, wie die als dreisätzige Sinfonie angelegte, nach eigener Aussage ein wenig auf das Los Angeles und Hollywood der 30er und 40er Jahre abzielende Partitur von City Noir (2009) an mehr als nur zwei Ecken und Enden dann doch an die viel

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #124 – Sinfonisches
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Vivaldi. Jahrezeiten / Stefan Plewniak

Vivaldi. Jahrezeiten / Stefan Plewniak

Wohl zu keiner anderen Komposition lassen sich Giuseppe Arcimboldos unverwechselbare Fruchtstücke und «teste composte» (zusammengesetzte Köpfe) besser denken, als zu den Jahreszeiten von Antonio Vivaldi, wenngleich mehr als 150 Jahre und eine ganze Epoche zwischen Bild und Musik liegen. Bei diesem Album wurde der farbenfrohe Sommer (1563) für das Cover gewählt – auch er ist Teil eines Zyklus durch die vier Jahreszeiten. Oft genug gehört, stellen freilich Vivaldis charakteristische Concerti immer wieder die Frage, ob man sie wirklich neu oder einfach nur etwas anders interpretieren kann. Die Antwort lautet in

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #123 – Obst & Gemüse
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Heinrich Alberts Kürbishütte / Hathor Consort

Heinrich Alberts Kürbishütte / Hathor Consort

Eine Kürbishütte in Königsberg. Sie war Fluchtort für Dichter (und komponierende Musiker), die das Glück hatten, im ostpreußischen Königsberg nur indirekt von den Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges betroffen zu sein. Und dennoch: Selbst in großer Entfernung hatten die zu jener Zeit kämpfenden oder marodierenden Truppen einen Einfluss auf das Denken in Verlusten und das Gefühl der Vanitas insgesamt. Selbst der von Heinrich Albert (1604–1651) auf einem ihm von der Stadt geschenkten Grundstück vor den Toren der Stadt an der Pregel angelegte Garten mit seiner für einen ganzen Kreis von Dichtern

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #123 – Obst & Gemüse
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Bach Triosonaten / Martin Neu

Bach Triosonaten / Martin Neu

Auch wenn diese Stücke «Triosonaten» heißen und einen dreistimmigen Satz aufweisen, so bedeutet das nicht, dass auch drei Musiker:innen am Werk sind. Der von Arcangelo Corelli etablierte Satztyp findet in den von Johann Sebastian Bach vollzogenen Transformation auf der Orgel einen ganz eigenen Höhepunkt. Hier bewahren die obligat geführten Stimmen in einem kunstvollen Geflecht ihre Eigenständigkeit – ein Geflecht, das auch mit vollständiger Unabhängigkeit von Händen und Füßen abgebildet werden muss. Dabei hat Bach jedem Satz einen individuellen Charakter und Affekte vom festlichen Konzertieren bis zum tiefen Nachsinnen eingeschrieben; die

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #123 – Obst & Gemüse
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Garlic & Onions / The Playfords

Garlic & Onions / The Playfords

Eine Produktion, bei der man einen Blick in die Küche wagt: Dort finden sich brodelnde Töpfe auf dem Herd, zahlreiche vorbereitete Speisen, deftige Zutaten im Vorrat und vor allem (trotz der harten Arbeit) eine spürbare Lust am Leben und am guten Geschmack – ganz allgemein und hier besonders. So oder ähnlich dürfte das Rezept lauten, das vom Ensemble The Playfords diesem Album zugrunde gelegt wurde. Während es klingt und singt, hört man es geradezu brutzeln. Es ist eine Zusammenstellung von herben Balladen und nachsinnenden Grounds der britischen Renaissance und des

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #123 – Obst & Gemüse
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Bach. Violinsonaten / Kaakinen-Pilch

Bach. Violinsonaten / Kaakinen-Pilch

So reif wie das Obst auf dem als Cover abgebildeten Fruchtstück von Jan van Huysum (1682–1749) sind auch die sechs Sonaten für Violine und obligates Cembalo BWV 1014–1019 von Johann Sebastian Bach. Entstanden während seiner Zeit als Hofkapellmeister in Köthen, handelt es sich wohl nicht nur um die ersten Werke dieser Art, sondern bereits um einen ersten Gipfel des erst später Gestalt annehmenden Repertoires. Bach zeigt sich dabei nicht nur in der Anlage und Faktur der Kompositionen als in die Zukunft blickender Innovator, sondern mehr noch im Bereich des Ausdrucks.

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #123 – Obst & Gemüse
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Berlin Harpsichord Concertos / Philippe Grisvard

Berlin Harpsichord Concertos / Philippe Grisvard

Dieses Album des Ensembles Diderot öffnet wieder einmal eine Schatztruhe – und es könnten wohl noch weitere folgen. Denn der Cembalo-Solist Philippe Grisvard gesteht im Booklet, dass die vier eingespielten Werke am Ende eines langen, von Kopfzerbrechen und schwierigen Entscheidungen begleiteten Weges stehen. Es ist tatsächlich ein gewisses Wagnis, in einer Folge von «Berliner Cembalokonzerten» keine einzige Komposition von CPE Bach zu berücksichtigen. Und dennoch kann man aus vollem Herzen sagen: Alles richtig gemacht. Denn auch die Werke von Christoph Nichelmann (1717–1762), Carl Heinrich Graun (1704/05–1759), Christoph Schaffrath (1710–1763) und

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #122 – Berlin
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Bach.Berlin Fundstücke / Schäfer & Hollmann

Bach.Berlin Fundstücke / Schäfer & Hollmann

Dieses Album blickt tief in die musikalische Bach-Rezeption des ausgehenden 18. Jahrhunderts und weit darüber hinaus. Im Fokus stehen dabei drei der fünf Töchter des Berliner Bankiers und Hoffaktors Daniel Itzig, die alle eher unter ihren durch Heirat angenommenen Namen bekannt sind: Fanny von Arnstein (1757–1818), Zippora Wulff (1760–1836) und Sara Levy (1761–1854). Sie alle erlernten das Spiel auf dem Cembalo vermutlich bei Johann Philipp Kirnberger und Wilhelm Friedemann Bach. Teilweise konzertierten sie gemeinsam, später unterhielten sie in Wien (Fanny, Zippora) bzw. in Berlin (Sara) bedeutende musikalisch-literarische Salons – und

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #122 – Berlin
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Berlin! / Andreas Sieling

Berlin! / Andreas Sieling

Einspielungen mit Orgelmusik sind vielschichtig. Es geht dabei nicht nur um das ausgewählte Repertoire und die ausführenden Musiker:innen, vielmehr spielt bei der Interpretation auch die Wahl des jeweiligen Instruments eine herausragende Rolle. Denn je nach Epoche und Klangästhetik sowie Bauweise, Disposition und Raum lassen sich ganz unterschiedliche Farben und Wirkungen erzielen (vor allem bei älteren Instrumenten kommt noch die Frage des Stimmtons und der vorliegenden Stimmung hinzu). Und so ist eigentliches jedes Album zugleich ein Portrait des jeweiligen Instruments und der von der Tontechnik direkt oder räumlich eingefangenen Akustik. Auf

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #122 – Berlin
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