20. Februar 2025 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Poppe & Heiniger / Tonband

Poppe & Heiniger / Tonband

Eine abenteuerliche Reise durch die Welt perkussiver und elektronischer Klänge. Was in Teilen wie eine Art historisches Bilderbuch aus den fernen Zeiten der Pioniere anmutet, ist im Kern eine bis ins Detail kalkulierte Reduktion der verwendeten Hard- und Software. Das gilt vor allem für die von Enno Poppe (*1969) und Wolfgang Heiniger (*1964) gemeinsam konzipierte Komposition Tonband, die in ihrer Umsetzung nichts mit den Tonbändern von einst zu tun hat: Schlagwerk und durch Live-Elektronik erzeugte Sounds werden gekoppelt, was eine gewisse klangliche Heterophonie evoziert. Bei Feld von Enno Poppe sind

Teil 3 von 3 in Michael Kubes HörBar #146 – Schlagwerk
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Tālivaldis Ķeniņš / Concerto

Tālivaldis Ķeniņš / Concerto

Wieder einmal hat die Weltgeschichte entscheidend in die Biographie eines Komponisten eingegriffen. Diesmal bei Tālivaldis Ķeniņš (1919-2008), der in Lettland geboren wurde, zunächst in Grenoble eine Ausbildung für den diplomatischen Dienst des jungen Staates erhielt, während des Zweiten Weltkriegs nach Riga zurückkehrte und mit dem Einmarsch der Sowjetunion nach Paris floh. Dort studierte er bei Olivier Messiaen, hielt sich als Pianist über Wasser, wurde mehrfach ausgezeichnet. Sein Septett wurde 1951 in Darmstadt aufgeführt, dann ging er nach Kanada – zunächst als Organist, später lehrte Ķeniņš selbst Komposition an der Universität

Teil 2 von 3 in Michael Kubes HörBar #146 – Schlagwerk
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Enjott Schneider / wood & metal

Enjott Schneider / wood & metal

Enjott Schneider (*1950) ist ein überaus produktiver Komponist, der mit seinen Werken zeigt, wie unterschiedlich die Vorstellungen von zeitgenössischer Musik sein können – die sich nicht durch diesen oder jenen Stil definiert, sondern vor allem durch die Entstehung in der Gegenwart. Zwei Konzerte, ein Werkpaar, sind auf diesem Album vereint: Secret of Trees, ein Konzert für zahlreiche auf Holz basierende Instrumente, und Maschine Worlds, ein Konzert, das mit Metallschrott und anderen metallischen Instrumenten hantiert. Einen Hintergrund dazu eröffnet Schneider in seinem kleinen Essay – ohne sich, abgesehen von einigen naturphilosophischen

Teil 1 von 3 in Michael Kubes HörBar #146 – Schlagwerk
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Schubert & Liszt / Leonardo Pierdomenico

Schubert & Liszt / Leonardo Pierdomenico

Bereits 1840 richtete sich Franz Liszt die Winterreise von Franz Schubert für Klavier ein – eine Transkription, mit der er nicht nur die musikalische Substanz neu interpretierte und durch virtuose Passagen anreicherte, sondern auch dem im Original 24 Lieder umfassenden Zyklus eine andere Wendung gab. Denn Liszt bearbeitete nur zwölf Gesänge aus den beiden Teilen und fügte sie nach einer eigenen Dramaturgie neu zusammen: Auf die eröffnende Gute Nacht folgt bereits Die Nebensonnen, später stehen Lindenbaum und Leiermann zusammen, am Ende kehrt der Wanderer mit Im Dorfe an den Ausgangspunkt

Teil 4 von 4 in Michael Kubes HörBar #145 – Bäume im Winter
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Maxime Goulet / Ice Storm Symphony

Maxime Goulet / Ice Storm Symphony

Das Cover erinnert ein wenig an «Naive Malerei» und thematisiert (mit leider erkennbar wenig Tiefgang) eine der jüngsten Naturkatastrophen in Kanada: den tagelangen Eissturm im Januar 1998, der Großstädte und ganze Landstriche für Tage, Wochen oder gar Monate lahmlegte. Anlässlich des 25. Jahrestages erhielt Maxime Goulet (*1980) den Auftrag zu einer Symphonie de la tempête de verglas (oder auf Englisch: Ice Storm Symphony), die in vier Sätzen sowohl das Naturereignis als auch den wärmenden Zusammenhalt der Menschen in der kalten Not beschreibt. Für eine solche naturalistische, oder zumindest dicht an

Teil 3 von 4 in Michael Kubes HörBar #145 – Bäume im Winter
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Estonian Premieres / Paavo Järvi

Estonian Premieres / Paavo Järvi

So kahl die baltischen Birken auf dem Cover wirken, so dunkel sind die hier eingespielten Kompositionen, die überwiegend zwischen 2011 und 2021 entstanden. Relativ zeitnah wurden sie vom Estonian Festival Orchestra aufgeführt, doch erst mit dieser knapp einstündigen Kompilation erleben sie ihre CD-Premiere. Kaum einer der Komponisten dürfte auf dem so kulturreichen europäischen Kontinent bekannt sein – und doch sind es Namen, die in Estland hoch gehandelt werden. Ein Widerspruch? Keineswegs. Es ist eher die Frage, wie viel von dem so reichen «Konzert der Nationen» in seiner ganzen Breite wahrgenommen

Teil 2 von 4 in Michael Kubes HörBar #145 – Bäume im Winter
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Winterreise / Florian Götz

Winterreise / Florian Götz

Eine Reise im Winter ist immer auch eine Reise durch eine Landschaft, die sich in karge Farben hüllt. Oft genug handelt es sich dabei um eine feine Abstufung von Grautönen, auf jeden Fall dominieren in den dunklen Monaten des Jahres weniger intensive Töne – es sei denn, man hat das Glück, an einem wirklich klaren Tag weit über den eigentlichen Horizont hinausschauen zu können. Eine Reise durch die kahle Natur unternimmt auch Franz Schubert mit seinem Liederzyklus Winterreise, dessen Fahrt in die buchstäbliche Erstarrung in den letzten Jahren in zahlreichen

Teil 1 von 4 in Michael Kubes HörBar #145 – Bäume im Winter
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Ewald Sträßer / Gudrun Höbold

Ewald Sträßer / Gudrun Höbold

Man darf sich von den internationalen Metadaten und dem Cover dieses Albums nicht irritieren lassen. Denn der Komponist Ewald Sträßer (1867–1933) unterschrieb selbst mit Umlaut und Scharf-S, während die heute gängigen Angleichungen bereits 1918 auf dem Titelblatt seiner Violinsonate D-Dur op. 32 vorgenommen wurden – dort allerdings, so scheint es, eher typographisch motiviert. Er ist einer der niederrheinischen Komponisten in der Nachfolge von Johannes Brahms, dabei aber in Ausdruck und Grammatik keinesfalls konservativ. Nach einem erfolgreichen dreitägigen Musikfest in Köln, das ausschließlich seinen Werken gewidmet war (1917, inmitten des Ersten

Teil 4 von 4 in Michael Kubes HörBar #144 – Violinsonaten um 1900
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Saint-Saëns / Cecilia Zilliacus

Saint-Saëns / Cecilia Zilliacus

Vielleicht ist Camille Saint-Saëns (1835–1921) der (un)französischste Komponist unter seinen französischen Kollegen. Seine Sinfonien und Sonaten sprechen eine ganz eigene Sprache und huldigen nicht dem damals weit verbreiteten «Wagnérisme». So auch die beiden hier eingespielten Sonaten von 1885 und 1896, die mit einer wunderbar klassizistischen Attitüde eine Klarheit in Struktur und Klang aufweisen, für die man Jahrzehnte zurückgehen muss. Sie wirken heute noch aktuell, entlasten das Ohr und kommen zum Kern – etwas, womit Saint-Saëns in der Öffentlichkeit freilich bisweilen zu kämpfen hatte. Über seine zweite Sonate notierte er noch

Teil 2 von 4 in Michael Kubes HörBar #144 – Violinsonaten um 1900
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Dohnányi & Strauss / Hellen Weiß

Dohnányi & Strauss / Hellen Weiß

Ein Album, das einen weiten Bogen über das Repertoire der Violinsonate an der Wende zum 20. Jahrhundert spannt, die nach Brahms und wenigen Einzelwerken damals kaum präsent ist. Denn diese Besetzung und Gattung ist (im Gegensatz zum Streichquartett) zu dieser Zeit sicherlich kein Innovationsträger der Musikgeschichte. Umso interessanter sind die individuellen Ausformungen der Spätromantik – oder besser: eines Stils, der sich durch Intensivierung des Ausdrucks, tonal gebundene Harmonik sowie individuelle und nationale Idiome definieren lässt. So auch bei den hier von Hellen Weiß eingespielten, technisch anspruchsvollen Kompositionen von Ernst von

Teil 1 von 4 in Michael Kubes HörBar #144 – Violinsonaten um 1900
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Jacques Hétu

Jacques Hétu

Eine Ode an die Freiheit. Nein, nicht die umtextierte von Schiller/Beethoven und mit Leonard Bernstein im Schatten der gerade überwundenen Berliner Mauer, sondern die von Paul Éluard (1895–1952): 1942 geschrieben und dann über und in ganz Frankreich verbreitet. Als 70 Jahre später Jacques Hétu (1938–2010) die Strophen mit dem (durch alle Lebensalter) wiederkehrenden Vers «J’écris ton nom» (ich schreibe deinen Namen) vertonte, entstand mit der 5. Sinfonie ein Werk für das 21. Jahrhundert – ein Werk, das allerdings erst (wieder)entdeckt werden muss. Denn Hétu, frankophoner kanadischer Komponist, starb wenige Wochen

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #143 – zeitgenössische Sinfonik
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Gisle Kverndokk

Gisle Kverndokk

Sein Name ist hierzulande durch die Einweihung des Opernhauses in Oslo (2010) und Aufführungen bei den DomStufen-Festspielen in Erfurt (2008) bekannt geworden. Nachdem er bislang vorwiegend mit ernsten Musicals als großen Opern präsent war, stellt dieses Album nun sinfonisches Repertoire von Gisle Kverndokk (*1967) vor – einem Komponisten, dessen Musik bisher kaum im Konzertsaal zu hören ist. Diese Diskrepanz lässt sich freilich an dieser norwegischen Produktion leicht nachvollziehen: Wer große zeitgenössische Sinfonik erwartet, wird enttäuscht; wer ein sattes Potpourri aus griffigen Melodien erwartet ebenso. Die Musik von Gisle Kverndokk ist

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #143 – zeitgenössische Sinfonik
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