8. Mai 2025 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Hans Heller

Hans Heller

Umso erfreulicher ist die Spurensuche, die Jascha Nemtsov unternommen hat – biographisch wie auch durch das Schaffen. Die sechs ausgewählten Werke zeigen Heller bereits in den 1920er Jahren als einen auch dodekaphon arbeitenden Komponisten, dessen dunkel timbrierte Werke Tendenzen des Expressionismus (Klaviersonate) wie des Neoklassizismus (Suite) aufnehmen. Es ist zu hoffen, dass es nicht bei dieser ersten Produktion bleibt, sondern noch mehr aus dem Œuvre erkundet wird.

Teil 1 von 1 in Michael Kubes HörBar #154 – Verfemte Musik
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Vollendung / Juliane Laake

Vollendung / Juliane Laake

Der Titel des Albums (Vollendung) erschließt sich erst nach der Lektüre des Essays im Booklet – und auch dann nur abstrakt. Immerhin gibt der Untertitel Werke der Klassik für Viola da gamba einen Hinweis auf das hier eingespielte Repertoire. Dieses entstammt einer Franz Xaver Hammer (1741–1817) angelegten Sammlung von Manuskripten, die heute als Teil des Bestands der ehemaligen Hofkapelle in der Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern (Schwerin) befindet. Es mag vielleicht die vergleichsweise «Abgelegeneheit» des Ortes gewesen sein, der dazu führte, dass überhaupt die Viola da gamba bis ins frühe 19. Jahrhundert überdauerte,

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #153 – Blumen
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Bach / Lorenzo Ghielmi

Bach / Lorenzo Ghielmi

Äußerliche Brillanz ist nicht die Sache von Lorenzo Ghielmi. Am Cembalo und an der Orgel zu Hause, entwickelt er – ganz gegen den Trend der Zeit – ausgewogene und zugleich durchdachte Interpretationen, denen ein wenig von dem anhaftet, was man den Kompositionen Johann Sebastian Bachs nachsagt: Zeitlosigkeit. Spürbar wird das in seinem souveränen, ja abgeklärten Blick auf große und kleine Formen, in seiner präzisen und doch entspannten Darstellung großer Linien und kleinteiliger Rhythmen. So auch bei dieser Einspielung von Bachs sechs Partiten BWV 825–830 – einer enzyklopädischen Summa der Gattung,

Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #153 – Blumen
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Hans Gál

Hans Gál

Trotz seines langen Lebens ist es um Hans Gál (1890–1987) merkwürdig ruhig geblieben. Nach Studien im post-Brahms-Umfeld und einem Opern-Erfolg (Die heilige Ente, 1923) wurde er 1929 Direktor des Mainzer Konservatoriums. Von den Nationalsozialisten 1933 des Amtes enthoben, wandte er sich zunächst wieder nach Wien, ging dann nach Großbritanien und fand ab 1945 im schottischen Edinburgh eine neue Wirkungsstätte. Anschluss an die jeweils aktuellen stilistischen Entwicklungen fand er nach keinem der beiden Weltkriege. Vielmehr entwickelte Gál eine ganz eigene Sprache, der er auch treu blieb: tonal geprägt und aus dem

Teil 3 von 5 in Michael Kubes HörBar #153 – Blumen
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Samuel Scheidt

Samuel Scheidt / Liebliches Krafft-Blümlein

Obwohl er neben Heinrich Schütz und Johann Hermann Schein zu den großen «Sch» des 17. Jahrhunders zählt, ist Musik von Samuel Scheidt (1587–1654) eher selten zu hören. Bei Organisten steht eine neuere Ausgabe seiner Tabulatura nova (1624) vielfach auf dem Notenpult, seine Vokalmusik bleibt aber eine Rarität. Und so handelt es sich bei dem aktuellen Album auch um die erste vollständige Einspielung einer 1635 im Druck erschienenen Sammlung mit dem erquickenden Titel Liebliche Krafft-Blümlein. Der historische Hintergrund der insgesamt zwölf nur vom Continuo begleiteten Duette ist freilich düster: Der Dreißigjährige

Teil 2 von 5 in Michael Kubes HörBar #153 – Blumen
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Carl Frühling

Carl Frühling

Unbekannt verzogen. So oder ähnlich ergeht es einem, wenn man nach weiterführenden Informationen über Carl Frühling (1868-1937) sucht. Valide Daten und Dokumente zu seinem Leben sind rar und schwer zu finden – eine Aufgabe für die Zukunft, dem konservativen Komponisten mit Kontakten zum späten Brahms-Umkreis eine klarere Physiognomie zu geben. Denn offenbar hat Frühlings selbst (wohl aus Furcht vor dem damals allgegenwärtigen Antisemitismus) Spuren verwischt. So gibt er selbst als Geburtsort nicht Lviv (Lemberg), sondern seine Wahlheimat Wien an. Später verschwimmen seine Spuren ganz. Von seinen Werken ist heute kaum

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #153 – Blumen
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Viktoriia Vitrenko – Limbo

Viktoriia Vitrenko – Limbo

Jede der fünf Kompositionen findet in Vitrenkos Performance einen virtuosen, selbstlosen Widerhall und wird damit zu einem seltenen Zeugnis gelungenen politisch-artifiziellen Engagements in dieser kaputten destruierten Zeit. Rashad Beckers Abmischung reflektiert das alles und überführt das an sich thematische «Singer-Songwriter»-Setting auf eine zusätzliche akustische Ebene. Beeindruckend, bedrückend, aber auch frei. Ja!

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Bach / Alexander Grychtolik

Bach / Alexander Grychtolik

Bach am Karfreitag. In der Regel assoziiert man damit Aufführungen der Johannes- oder der Matthäuspassion. Man denkt auch an die alten, unter Chorsänger:innen immer noch etablierten Peters-Klavierauszüge (mit ihrer hervorragenden Notenstich),, weniger jedoch an die Fassungen und die Frage ihrer Konsistenz. Das betrifft die Johannes-Passion (aufmerksamen Zeitgenossen werden sich dessen immer bewusster), aber auch die weniger im Fokus stehenden Kompositionen: Da wäre zunächst die Lukas-Passion (BWV 246) mit ihren merkwürdigen Brüchen (zwischen musikalischer Simplizität und späteren Bach’schen Eingriffen), dann aber auch das «Passionsoratorium» BWV Anh. 169 auf einen Text von

Teil 4 von 4 in Michael Kubes HörBar #152 – Passionen
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Rosetti / L’arpa festante

Rosetti / L’arpa festante

Protestantische Kirchenmusik aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts hat es schwer. Früher sprach man gar von einem «Niedergang» in jeder Zeit – vor allem gemessen an den Werken von Johann Sebastian Bach, die lange als einzige Referenz galten und tradiert wurden. Vergessen wurden in diesem Zusammenhang neben Bachs eigenen Zeitgenossen (so selbst Telemann!) auch die in Hamburg entstandenen Passionen von CPE Bach, der Tod Jesu in der Vertonung von Carl Heinrich Graun (Berlin, 1755) oder auch Werke von Antonio Rosetti (1750–1792). Nicht selten stößt man daher heute bei Einspielungen

Teil 3 von 4 in Michael Kubes HörBar #152 – Passionen
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Aumann / Ars Antiqua Austria

Aumann / Ars Antiqua Austria

Was für diese Einspielung an handschriftlichen Quellen mühsam, mit allerlei Recherchen aber auch Finderglück aus mehreren Klosterbibliotheken zusammengetragen wurde, liest sich im Booklet wie eine spannende Geschichte – eine Geschichte zumal, die nur durch die beharrliche und akribische Arbeit des RISM und seiner zahlreichen dezentralen Mitarbeiter:innen möglich wurde. Denn was nützen heute die vielen kleinen und großen Klosterbibliotheken, wenn die musikalischen Bestände nicht vergleichbar erschlossen sind? Gerade hier besteht doch endlich die Chance, durch umfassende digitale Verzeichnisse und Incipits einen nachhaltigen und dauerhaften Zugang (wenigstens zu den Nachweisen) zu schaffen.

Teil 2 von 4 in Michael Kubes HörBar #152 – Passionen
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Demantius / Ensemble Polyharmonique

Demantius / Ensemble Polyharmonique

Für gewöhnlich denkt man sich in der Kar-Woche die Passion Jesu Christi musikalisch in den Vertonungen von Johann Sebastian Bach – Kompositionen, die einem in ihrer Dramatik vertraut geworden sind. Dass seine Vertonungen des biblischen «Krimis» aber nur eine Möglichkeit darstellen, genauer: eine Möglichkeit aus den 1720er und 1730er Jahren, ist wohl nur wenigen bewusst. Denn es gibt geschichtlich ein «Davor» ebenso wie ein «Danach». Spätere Vertonungen (darunter die von Kurt Thomas, Ernst Pepping und Krzysztof Penderecki) sind vielleicht geläufiger als die frühbarocken Passionen von Johann Theile und Johann Meder

Teil 1 von 4 in Michael Kubes HörBar #152 – Passionen
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Clarinet Trio Anthology / Daniel Ottensamer

Clarinet Trio Anthology / Daniel Ottensamer

Eine Produktion aus dunklen Corona-Zeiten. Wo viele mit schnellen Ideen vor-preschen (auch im präsent zu bleiben), da machte sich das (namenlose) Trio mit Daniel Ottensamer (Klarinette), Stephan Koncz (Violoncello) und Christoph Traxler (Klavier) auf, ein stattliches Repertoire aus mehr als 200 Jahren zu durchkämmen. Im Konzertsaal wie im Katalog ist diese wunderbare Besetzung, die auch bei der sieben CDs umfassenden Box in Anlehnung an das Klaviertrio nicht ganz ideal als «Klarinettentrio» bezeichnet wird (während das Klarinettenquintett mit Streichquartett definiert ist), meist nur durch Beethoven (op. 11) und Brahms (op. 114)

Teil 5 von 5 in Michael Kubes HörBar #151 – Klarinette
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