Denkt man an das Holzbläserquintett, kommen einem bald die repertoirebildenden Werke von Anton Reicha und Franz Danzi in den Sinn. Auch wenn die an Klangfarben so reiche Besetzung aus Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott nach diesem furiosen Start im frühen 19. Jahrhundert alsbald als Gattung stagnierte, ist sie seit den 1920er Jahren umso lebendiger. Beigetragen haben dazu zunächst herausragende Einzelkompositionen ganz unterschiedlicher Couleur (Hindemith, Schönberg, Carl Nielsen), seit einigen Jahren sind aber wieder neue junge Ensembles «am Start» – und mit ihnen geht es geradewegs auf Entdeckungstour durch den Bestand an älteren modernen und zeitgenössischen Partituren. Langeweile kommt da nicht auf, im Gegenteil darf man sich an vielen «hörbaren» Werken erfreuen.
Das bereits 2013 an der Musikhochschule Köln gegründete ARUNDOSquintett legt auf diesem Album den Fokus auf zwei Werke, die vor allem durch ihr rhythmisches Raffinement überzeugen: Natürlich betrifft dies die unter Bläsern beliebten Bagatellen (1953) von György Ligeti, die auch nach 70 Jahren nichts von ihrer ungezwungenen Frische verloren haben. Sie finden ihr Spiegelbild in den «Sieben Süßspeisen» (2006) von Thomas Blomenkamp (1955). Größeres Gewicht ist der Sonata III (1991/95) von Manfred Trojahn beizumessen – ohnehin ein Komponist, der viel mehr Beachtung verdient hätte. Dass es sich hier um eine Ersteinspielung handelt, hat mich doch verblüfft. Aus der jüngeren Generation stammt Maximilian Guth (1992), dem es mit seinem NGOMA (2020) gelungen ist, dem ARUNDOSquintett spielerisch spirituelle Klänge zu entlocken. Hier überzeugt mich das agile Ensemble am meisten, weil es den tonlichen Qualitäten nachspürt, während ich etwa Ligetis Bagatellen zu intellektuell durchgearbeitet empfinde: Hier treten Originalität und originäre Inspiration, Forschheit und Witz für mich zu sehr in den Hintergrund.
Thomas Blomenkamp. Sept desserts rythmiques (2006); Manfred Trojahn. Sonata III (1991/95); Maximilian Guth: NGOMA (2020); György Ligeti: Six Bagatelles (1953)
ARUNDOSquintett
audite 97.798 (2021)