Freilich ist auf diesem Doppelalbum nur ein schmaler Ausschnitt jener Zeit abgedeckt, was etwa die Kombination mit dem Klaviertrio op. 1 von Erich Wolfgang Korngold deutlich macht: ein jugendliches Meisterwerk, geschrieben 1909 im Alter von nur zwölf Jahren. Es hätte noch weitaus mehr gebraucht, um wirklich ein breites Bild der Zeit zu entwerfen; hier haben wohl die Zwänge der Namen wirkliche Repertoire-Ausgrabungen verhindert. Selbst die Korngold’sche Juvenalie ist weithin bekannt, ebenso wie das bei einem Wiener Wettbewerb ausgezeichnete Klarinetten-Trio von Zemlinsky. Neu sind hingegen die aktuellen Mahler-Bearbeitungen von Ronald Kornfeil, die indes keine neuen Einsichten eröffnen. Auch mag man Weberns klanglich kondensierendes Arrangement der Schönberg’schen Kammersinfonie op. 9 etwas abgewinnen – das Original jedoch macht am Ende viel mehr deutlich, ist somit auch spannender in der Form und der Formung des Verlaufs. – Einspielt wurde alles von einem herausragenden Solistenensemble im Zuge des südfranzösischen Kammermusikfestivals Salon Provence im Sommer 2018, das wohl auch atmosphärisch seine Spuren hinterließ: So heiter leuchtend und musikantisch hört man diese Werke selten.
Vienna 1900
Erich Wolfgang Korngold. Klaviertrio op. 1; Alexander Zemlinsky. Klarinettentrio d-Moll op. 3; Gustav Mahler. Rheinlegendchen (aus: Des Knaben Wunderhorn) für Ensemble; Oft denk’ ich, sie sind nur ausgegangen (aus: Kindertotenlieder) für Ensemble; Alban Berg. Klaviersonate op. 1; Vier Stücke op. 5 für Klarinette und Klavier; Adagio (aus: Kammerkonzert) arr. für Klarinette, Violine und Klavier; Arnold Schönberg. Kammersinfonie Nr. 1 (Arr. Alban Berg)
Daishin Kashimoto (Violine), Emmanuel Pahud (Flöte), Paul Meyer (Klarinette), Zvi Plesser (Violoncello), Eric Le Sage (Piano)
Alpha ALP 588 (2018)