24. April 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch
Vienna 1900

Vienna 1900

Auch hier stimmt die als Motto gewählte Jahreszahl nicht ganz. Vielmehr ist mit «Wien 1900» eher ein «Wien um 1900» gemeint – also jene Zeit, in der sich die alte Donaumetropole längst in eine Stadt mit mondänem Ring und historisierendem Rathaus gewandelt hatte (die heutige breite Einbahn-Autoschneise gibt so gut wie nichts mehr von der einstigen breitflächigen Anlage wieder). Von den ausgefahren Bahnen der Musik setzten sich Schönberg und sein Kreis schon in den ersten Jahren des neuen Säkulums ab, auch wenn man heute viel stärker ihre Nähe zu den

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Gustav Mahler 4 / Jakub Hrůša

Gustav Mahler 4 / Jakub Hrůša

Spätestens mit dem denkwürdigen Konzert der Berliner Philharmoniker zum 1. Mai 2020 ist Mahlers 4. Sinfonie ein Werk des 21. Jahrhunderts geworden. Selten wird man in unseren Zeiten so viel Sehnsucht nach den «himmlischen Freuden» empfunden haben, selten nur wird man in unseren Generationen Musik in einer solchen kulturellen und auch existenziellen Endzeitstimmung wahrgenommen haben. Gespielt wurde damals mit gehörigem Abstand die Fassung für Kammerensemble von Eduard Steuermann. Dass nur wenige Wochen später (im Juli 2020) schon wieder Aufnahmesitzungen der originalen Partitur möglich wurden, war an jenem Tag wahrlich nicht abzusehen…

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Gustav Mahler. Sinfonie Nr. 7

Mahler 7 – Alexandre Bloch

Nicht erst mit dieser Einspielung empfiehlt sich das Orchestre National de Lille als vorzüglich disponierter Klangkörper, der hoffentlich nun auch bald auf CD einen festen Platz findet. Denn der Blick in den Katalog offenbart für die beiden letzten Jahrzehnte eine verblüffende Streuung von Aufnahmen auf recht unterschiedlichen Labels, die wiederum mit einer wunderbaren Repertoirebreite einhergeht: So finden sich (in alphabetischer Auswahl) Produktionen bei Æon, Alpha, Deutsche Grammophon, BIS, Bru Zane, Erato, Evidence, harmonia mundi, Naxos und Warner mit Werken u.a. von Berlioz, Bizet, Brahms, Chausson, Debussy, Dukas, Dutilleux, Escaich, Jaëll,

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hb08 mahler

Gustav Mahler: Titan. Eine Tondichtung in Symphonieform – Les Siècles, François-Xavier Roth

Bereits die Werkbezeichnung der Komposition macht bei dieser CD klar, welche Fassung gespielt wird: nicht etwa die Erste Sinfonie mit dem ausgeschiedenen „Blumine“-Satz, sondern vielmehr die als „Titan“ bezeichnete mehrsätzige Sinfonische Dichtung, wie sie am 27. Oktober 1893 in Hamburg uraufgeführt wurde. Mehr noch: François-Xavier Roth und sein Ensemble, besser: Orchester Les Siècles haben auf Originalinstrumenten genau jenen Ton in fabelhafter Weise getroffen, der Mahler wohl vorgeschwebt hat. Und so wird hier wirklich etwas aus der Natur in Tönen lebendig – im Detail peinlichst ausgehört und technisch brillant umgesetzt, bisweilen

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hb06 mahler

Gustav Mahler: Sinfonie Nr. 2 – Stuttgarter Philharmoniker, Gabriel Feltz

Auch wenn diese frisch erschienene Aufnahme sechs Jahre alt ist, sagt sie viel über die Qualität der deutschen Orchesterlandschaft aus: Live in einem Konzert aufgenommen, zeigt sie die stupende Leistungsfähigkeit eines Klangkörpers (zumal angesichts der Mitbewerber in der schwäbischen Metropole). Doch nicht nur diese sich in der Auferstehung befreiende Sinfonie, sondern auch alle bisher erschienenen Folgen des Zyklus (nur Nr. 8 und Nr. 9 fehlen noch) haben einen charakteristischen Tonfall, der die Brücke schlägt zwischen emotional agitativem Zugriff und rational engagiertem Musizieren. Insofern drängt sich hier auch keine subjektive Sichtweise

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Gustav Mahler: Symphony No. 9 | Swedish Radio Symphony

Gustav Mahler: Symphony No. 9 | Swedish Radio Symphony Orchestra, Daniel Harding

Keine gesammelten Werke, sondern hervorragende Einspielungen unterschiedlichen Repertoires: Dafür stehen nun schon seit einiger Zeit das Schwedische Radio-Sinfonieorchester und sein Chef Daniel Harding. Nach stilistisch gegensätzlichen Produktionen mit Werken von Widmann, Brahms, Tschaikowsky, Bartók und Richard Strauss folgt nun Mahlers Neunte. Was für ein Ereignis! Es gibt seit jeher viele Möglichkeiten, diese große Partitur zu deuten – vor allem mit Blick auf den biographischen Kontext. Der Musik hat es nur bedingt geholfen, denn die fragile Faktur gestattet nicht immer jene romantische Süffigkeit, der man sich gerne vorschnell hingeben mag. Vielmehr verlangt sie eine

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