19. April 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch

Moritz Fasbender: RABBITS (EP)

Moritz Fasbender: RABBITS (EP)
Moritz Fasbender: RABBITS (EP)

Es muss nicht alles immer gleich in die tiefste und komplizierte Ecke gehen. Moritz Fasbender (dahinter steckt die Multiakustikerin Friederike Bernhardt) hat hier eine EP als „Vorbotin“ ihres Vinyl-Albums aufgelegt, das in aller Bescheidenheit köstlich zu nennen ist.

Warum? Es wird zwar unter „Newclassical“ gelabelt. Aber auch hier sind nicht alle Katzen musikalisch grau und schon gar nicht die Hasen, die in ihrem (oder seinem Leben) eine besondere Rolle zu spielen scheinen. Der Beipackzettel beschreibt ihre Intention so: „In den letzten zwei Jahren hat Friederike Bernhardt nach einem Ausdruck gesucht, der Klavier und elektronische Klangerzeuger so miteinander verbindet, dass ein musikalischer Kosmos entsteht, der die Energie der Elektronik nicht nur als Effekt, sondern als eigenständige Sprache begreift.“

Vielleicht stimmt das alles aber auch gar nicht. Ich höre in „Gravity Gain“ ab ca. 3:00 ein bisschen DAF-Sound („Alles ist gut“-LP 1981) durch mit dem so typischen Miniglissando-Tonbending auf und der Kraft der Pendeloktave. Insgesamt ist es wirklich ein Vergnügen, dem Lauf der Stücke zu folgen, die einerseits so klar im narrativen Ablauf sind, wie sie in der inneren Struktur von viel Spürsinn geprägt sind.

Moritz Fasbender selbst erzählt zur Entwicklung der Rabbits-Platte diese so entzückende Geschichte: „Mit RABBITS ist alles festgehalten, was in den letzten zwei Jahren unter meinem Flügel stattfand – der Ort, an dem ich liege, wenn ich nachts nach Hause komme. Meist in Gesellschaft von zwei bis fünf Hasen entstanden hier alle Ideen zu den Stücken, die ich am Klavier oder auf dem Kassettenrekorder festhielt. Nach über 100 Reisen durch 1000 Theater endete die letzte mit einem Rückflug aus New York. In einer fast leeren Maschine sprach der Pilot mit seiner noch nicht anwesenden Besatzung über einen Flughafen, den es gar nicht gibt – und legte damit für mich den Grundstein meiner Musik.“

Vier nicht zu umfangreiche Stücke sind hier also vorveröffentlicht. „PMR Code“ ist dabei für mich der intensivst-entspannendste Track mit der ausgestuftesten Klangbehandlung.


Moritz Fasbender: RABBITS (EP) [2022]“

XXIM Records / Sony

 

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