Im zeitlichen Abstand fühlt sich der damalige räumliche Abstand wie eine Kuriosität an. Auch wenn die Besetzung (die Dimensionen der Staatskapelle vor Augen) vergleichsweise klein anmutet, aber eben doch die Größe eines Kammerorchesters hat, und des weiteren über lange Monate hinweg kaum sinnvoll geprobt werden konnte, so muss sich am Ende doch das Ergebnis messen lassen. Dieses ist recht ordentlich gelungen, auch wenn unter den zu berücksichtigenden Umständen nunmal keine aufführungspraktischen Neuerkenntnisse zu erwarten waren. Mit viel Souveränität gleitet die Staatskapelle auch hier mit ihrem samtigen Sound durch Sinfonia und Kantate, folgt einzelnen Akzentuierungen – und vermag so unter der Leitung von Philippe Herreweghe weder zu überraschen noch zu enttäuschen. Dies gilt auch für die Kantate Ich habe genug BWV 82, wobei der dunkle Bassbariton von Krešimir Strazanac nicht ganz so elastisch und deutungssicher ist, wie ich mir das (immer noch Peter Kooij im Ohr) vorstelle. Dorothee Mields gelingt dies auch in der musikalischen Kommunikation weitaus überzeugender. – Die beigegebene Bonus-CD mit Auszügen der Gedenkkonzerte von 1994, 1995 und 2014 (Berlioz, Mahler und Verdi) wirkt unter den Umständen nicht sonderlich glücklich. In der 51. Folge der Edition Staatskapelle Dresden hätte man dem aktuellen Dokument durchaus auch ohne solche Beigaben vertrauen können.
Johann Sebastian Bach. Ich hatte viel Bekümmernis (Sinfonia) BWV 21; Ich habe genug BWV 82; Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen (Sinfonia) BWV 12; Mein Herze schwimmt im Blut BWV 199
Dorothee Mields (Sopran), Krešimir Strazanac (Bassbariton), Sächsische Staatskapelle Dresden, Philippe Herreweghe
Profil PH 21024 (2021)